Kanada, Osten

12.06.2022 – heute ist der große Tag !! Die Jungs und ich fliegen nach Montreal !!! Seit Tagen habe ich Bauchweh, ob das mit den Hunden auch klappt ?? Lt. den offiziellen Angaben auf der Seite von Lufthansa darf die Hundebox nicht größer als 0,85 cm x 1,20 cm x 0,73 cm sein, der Hund muss aber locker drin stehen können. Bei Quappo passt das, doch Frodo kann in dieser Box ganz sicher nicht locker stehen. Vor ein paar Tagen haben wir unsere Freundin Julia an den Flughafen gebracht und gesehen, dass die Mitarbeiter streng darauf achten, dass es die Hunde bequem haben. Zufällig haben wir auch einen Shop unten bei der Gepäckausgabe gefunden, der größere Hundeboxen verkauft und meinte, Lufthansa hätte keine Probleme mit dieser Größe ?? Verstehe das wer will, wir haben einfach die XXXXXXL Box für Frodo gekauft.

Franzi und Hannes begleiten mich an den Flughafen, ich bin sehr froh, dass sie mich praktisch und seelisch unterstützen – alleine wäre ich aufgeschmissen. Tatsächlich kümmert sich am LH-Schalter keiner um die Größe der Box, alle Mitarbeiter sind super lieb und schauen genau, ob Frodo und Quappo bequem stehen, sich drehen und liegen können. Unsere Jungs machen alles prima mit (vorher hatte ich sie mit einer Tablette vom Tierarzt gedopt), legen sich einfach in vollstem Gottvertrauen in die Box und dösen.

Mir fällt ein riesiger Stein vom Herzen, jetzt kann es tatsächlich losgehen. Eine letzte Umarmung, ein paar Tränchen fließen ………

Hans-Peter und Walter sind schon vor 10 Tagen nach Halifax geflogen, da Henriette dort im Hafen angekommen ist. Die 2 Männer haben schon ein bisschen die Gegend erkundet, lecker Lobster gegessen und die neueste Schottenmode probiert. Die Vermieter des Airbnb Terry und Maria waren super lieb und haben die Männer am Sonntag zu den Top-Spots von Halifax geführt. Abends gab es ein Barbeque zusammen mit frischem Lobster.

Henriette 2.0 ist mittlerweile gut angekommen und Hans-Peter ist auf dem Weg nach Montreal.

Der Flug verläuft ruhig und angenehm – doch beim Anflug nach Montreal höre ich tatsächlich ein lautes Bellen und ein klägliches Fiepsen – oh Gott, das sind eindeutig meine 2 Jungs !!! Na ja, bei der Gepäckausgabe werde ich heftig begrüßt und abgeschleckt – sie haben es überstanden.

Hans-Peter steht schon bereit und nimmt uns 3 in Empfang. Mit Walter´s Hilfe werden die Hundeboxen auf dem Dach verstaut, die Hunde pinkeln das erste Mal auf kanadischen Boden – die Fahrt kann beginnen. In Cornwall finden wir einen Stellplatz am St. Lawrence River – perfekter Einstieg für Kanada. Nach einem Gläschen Württemberger Wein falle ich todmüde ins Bett. Am Morgen wage ich mich in das kalte Nass – ist schon ein bisschen frisch, aber danach fühle ich mich fit.

Nachmittags werden beim Walmart erst einmal Vorräte eingekauft, eine kanadische Sim-Karte erstanden und Smalltalk auf dem Parkplatz gehalten. Es ist echt unglaublich – wir können keine 5 Minuten irgendwo stehen ohne angesprochen zu werden: die Kanadier sind absolute Truck-Fans und finden unsere Henriette einfach „awesome“. So ein Fahrzeug gibt es hier nicht und alle wollen unbedingt Fotos von der hübschen Dame machen. Und noch etwas ist unglaublich: die Kanadier sind unfassbar freundlich, herzlich und offen – das ist man von Deutschland nicht gewöhnt.

Ob er Hunger hat 🙂?

Gegen Nachmittag kommen wir in Gananoque an – dem Tor zu den 1.000 Inseln. Die Inselgruppe im Sankt-Lorenz-Strom besteht aus 1.864 Inseln, auf den meisten Inseln stehen kleine Sommerhäuser der umliegenden Großstädter. Auch hier genießen wir eine ruhige Nacht und ein erfrischendes Bad im Fluß.

Wir finden noch eine schöne Hundewiese und eine nette Hundesitterin erklärt uns, dass wir unbedingt einen Abstecher nach Grass Greek machen müssen. Gesagt, getan, fahren wir dorthin – es ist eine schöne Parkanlage mit einer unfassbar großen Hundewiese – das Paradies für die Fellnasen. Abends können wir leider nicht dort bleiben (an vielen öffentlichen Plätzen ist das Übernachten hier verboten) und so verbringen wir die Nacht neben einem Sportplatz.

Beim Frühstücken entdecken wir auf dem Mast ein Vogelnest: tatsächlich lugen dort 3 kleine Adlerbabies heraus:

In dem Städtchen Kingston (war von 1841 bis 1844 die Hauptstadt Kanadas) machen wir einen Stop, schlendern durch die Strassen, bewundern die alte Lokomotive und die hübschen Häuschen.

Die Fahrt geht weiter zum Prince Edward County – einer kleinen Halbinsel mit schönen Sandstränden und vielen Weingütern. In dem kleinen Ort Wellington suchen wir nach einem Standplatz, der nette Pfarrer bietet uns einen Parkplatz neben seiner Kirche an. Ein älterer Kanadier zeigt uns den Weg in die Stadtmitte und lädt uns auf ein Bier in der örtlichen Brauerei ein – er meinte, er kann sich das leisten und es würde ihm Spass machen, uns einzuladen – einfach total lieb.

Das Frühstück vor dem Auto am nächsten Tag dauert etwas länger – es kommen immer wieder Leute vorbei, die uns bestaunen und ausfragen. Mittlerweile ist es Donnerstag und der Plan für heute lautet: Toronto anschauen. Die Strecke ist nicht sehr weit, allerdings haben wir den Stadtverkehr unterschätzt: für die letzten 3 Kilometer brauchen wir über eine Stunde. Baustellen, Ampeln und Millionen von Autos – Gott sei Dank haben wir ja Zeit !! Ziemlich zentral finden wir einen Stellplatz im Coronation-Park – direkt neben der Hundewiese. Wir laufen als erstes zum Rogers Center und CN-Tower mitten ins Gewimmel, mit platten Füssen genehmigen wir uns einen Hamburger und Corona um Hafenviertel.

Mitten in der Stadt schlafen wir erstaunlich ruhig (vielleicht lag es auch an den müden Füssen ?). So ausgeruht und mit einem leckeren Frühstück gestärkt, schauen wir uns am nächsten Morgen die Stadt etwas genauer an. Wir kommen durch China-Town, Kensington und Little Italy – ein bisschen wie in New York.

2 Tage Stadt reichen uns (und den Jungs), so fahren wir weiter zum nächsten Highlight: den Niagarafällen. Die ganze Strecke geht der Verkehr schleppend, scheinbar wollen alle in die gleiche Richtung. Am späten Nachmittag kommen wir an und sind erstaunt über die Mischung von Las Vegas, Disney-Land und Naturwunder. Die Fälle sind wirklich schön, das ganz drumherum ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Bei Nacht werden die Fälle beleuchtet – halt alles sehr amerikanisch ??

Der Bummel durch die Show-Meile ist schon auch beeindruckend – hier ist für jeden Geschmack etwas dabei:

Nach dem Rummel brauchen wir wieder etwas Natur – wir fahren den wunderschönen Niagara-Parkway weiter bis nach Fort Erie. Dort gibt es herrliche lange Sandstrände – aber leider finden wir keinen Stellplatz. Überall hängen die Verbotsschilder – sehr schade. Erst in Dunneville findet sich eine Parkmöglichkeit am Fluss. Wir sind umlagert von Anglern, die wieder alle unsere Henriette bewundern – mit dem Ausruhen wird das so nichts :).

Eine Woche ist schon vorbei, heute Abend müssen wir endlich mal einen Parkplatz mit gutem Netz finden und ein bisschen unsere Erlebnisse aufschreiben. In Orangeville findet sich ein Walmart-Parplatz, hier kann man immer problemlos stehen. Auch der Einkauf wird gleich erledigt – die Geschäfte haben hier natürlich auch Sonntags auf.

So eine Nacht auf dem Walmart-Parkplatz bringt jede Menge neue Bekanntschaften mit sich – unser Fahrzeug wird wieder und wieder bestaunt und fotografiert. Ein freundlicher Kanadier gibt uns den Tip, dass wir unbedingt nach Collingwood fahren sollen, das wäre ein schöner Badeort. Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg dorthin – ist wirklich ein hübsches Örtchen, aber wie so oft hier camperunfreundlich :(. So bleibt nur eine Nacht auf einem weiteren Walmart -Parkplatz – wir schlafen gar nicht so schlecht.

Wir beschließen, weiter gen Norden zu fahren in der Hoffnung, dass es dort nicht ganz so viele Parkverbotsschilder gibt. Unterwegs finden sich sehr hübsche Fotomotive und ein netter Badeplatz in Waubaushene. Perfekt, um sich bei der Hitze abzukühlen und ein Kaffepäuschen einzulegen.

Unterwegs sehen wir tatsächlich unseren ersten Bären: leider ist der kleine Kerl ganz schön weit weg und unser Fotoapparat nicht griffbereit. Bis wir alles parat haben, können wir nur ein Foto von hinten schießen – aber man erkennt ihn doch als Schwarzbär – oder ??????

es läuft tatsächlich ein kleiner Bär auf der Strasse !

Abends finden wir einen super schönen Platz mitten im Wald – perfekt für das erste kanadische Lagerfeuer. Allerdings wimmelt es hier vor Mücken, Schnaken und anderem Getier – unsere Jungs finden das gar nicht lustig und sind sehr genervt.

Nach einem sehr kurzen Morgenspaziergang (wer hätte es gedacht, die Mücken sind immer noch da !), will Henriette weiter. In Espanola treffen wir Katrin und Andrè, die Hans-Peter schon in Hamburg beim Verschiffen kennengelernt hatte. Es gibt einen netten Kaffeeklatsch, es werden Tipps ausgetauscht, auch die spanischen Wasserhunde Berta und Rudi haben sich nach ein paar Minuten mit unseren Jungs arrangiert. Da Katrin und Andrè einen Waschtag eingelegt haben und aus diesem Grund auf einem Campingplatz stehen, müssen wir nach einer Stunde wieder gehen – der Schulbus kann sonst nicht wenden ?? 40 Kilometer weiter findet sich ein Traumplatz: direkt am Wasser mit gaaaaanz viel Platz und keinem Verbotsschild weit und breit – wir sind begeistert. Auch der erste Sonnenuntergang lässt sich hier einfangen – was will das Camperherz mehr !!

Morgens um halb 6 wecken uns die ersten Sonnenstrahlen – aber um die Uhrzeit können uns selbst die nicht aus dem Bett locken :). Bei dem Traumwetter beschliessen wir, den Tag hier zu verbringen mit Sonnen, Schwimmen, Lesen und Wäsche machen. Das erste Mal wird unsere tolle Waschmaschine in Gebrauch genommen – wir sind begeistert, sie funktioniert perfekt. Die Sonne trocknet die Wäsche in Windeseile, so sind die Hausarbeiten wirklich kein Problem.

Wir fangen uns gleich einen richtigen Sonnenbrand ein – damit hätten wir hier gar nicht gerechnet. Der Abend klingt bei einem schönen Feuerchen aus, die Jungs chillen bei der Hitze den ganzen Tag.

Freitag, der 24. Juni – heute gehts zum Wandern: ich habe den Wanderweg Cup & Saucer herausgesucht, es soll einer der schönsten Trails in Ontario sein und er ist gerade mal 20 Kilometer von uns entfernt. Auf dem Parkplatz angekommen wundern wir uns: es stehen ganz schön viele Fahrzeuge hier, da ist sicher viel los unterwegs ??

Aber die meisten laufen nur zum ersten Aussichtspunkt, danach haben wir den Wald ganz für uns alleine. Es geht über Stock und Stein, ein richtig schöner Weg, knapp 14 Kilometer sind wir gelaufen.

Zurück in dem kleinen Städtchen Little Current werden noch ein paar Einkäufe erledigt. Im beer-store stoße ich allerdings an meine Grenzen: hier gibt es weder Regale noch Dosen oder Flaschen, es gibt nur 2 große Bildschirme ??? Was tun ?? Die nette Mitarbeiterin erklärt mir, dass ich auf dem Bildschirm mein gewünschtes Bier aussuchen soll und dann würde sie es mir rausgeben. So, nun die nächste Herausforderung: welches Bier soll es sein: kanadisches Bier, Ontario Craft, Import, Premium, Value ?? Welcher Typ: Ale, Lager, Light, Mixed Case, Stout, Porter ??? Welche Sorte: Amber, Brown, Cream, Dark, Dry, Fruit, Honey, Organic, Pale ??? Und dann noch die Frage: Low Calorie, Low Carb, Sessional, Gluten Free, Light oder Strong ?? Dazu gibt es noch Sonderangebote, Saisonale Biere und neue Sorten ??? Nach gefühlt einer halben Stunde gebe ich auf – und die Mitarbeiterin hilft mir, ein „normales“ Bier zu finden. Im Supermarkt wird der Rest eingekauft, während Hans-Peter auf dem Parkplatz schon wieder in Gespräche vertieft ist.

Die Nacht verbringen wir auf unserem schönen Plätzchen wie am Tag zuvor.

Irgendwie müssen wir doch weiter – so verabschieden wir uns von dem netten Fleckchen. Ein letztes Bad im See, dann wird alles eingepackt. Die Fahrt geht am Lake Huron entlang bis Sault Ste. Marie, danach sind wir am Lake Superior – dem größten Süßwassersee der Welt. Es kommt einem vor wie am Meer, es ist kein Land in Sicht und die Wellen spritzen hoch. In Havilland machen wir Halt , überlegen gerade, noch einen Moment draußen zu sitzen, da bekommen wir Besuch von Fritz.

unser Freund Fritz

Fritz ist ein lustiger Kanadier mit tschechischen Wurzeln, der wissen will, was uns hierher verschlagen hat. Nach ein paar Minuten holt er seine Kühlbox mit tschechischem Bier aus dem Auto und erzählt uns viele lustige Geschichten aus seinem Leben – herrlich !!!!

Früh werden wir am nächsten Morgen von unserem Geburtstagskind geweckt: (er ist schon sooooo aufgeregt) es ist der 26.06. – unser Quappo wird heute 3 Jahre alt. Das muss natürlich gebührend gefeiert werden !!!! Geschenke gibt es natürlich auch, und Frodo bekommt einen Trostknochen.

Happy Birthday !!!!

Nachdem die Partygäste müde vom Kauen sind, können wir weiterfahren. Kurzer Stopp am Wasserfall Chippewa, wir finden ein paar schöne Waldwege und erreichen unser Nachtlager in der Alona Bay. Abends kommt Sturm auf, die Wellen sind ganz schön hoch.

Nachts regnet es Bindfäden, aber morgens kommt die Sonne wieder zum Vorschein. Wir durchfahren den Lake Superior Provincial Park und finden (nach ein bisschen Sucherei !) einen netten Wanderweg: den Noisy Beach. Es geht quer durch den Wald bis an einen kleinen Strandplatz – hier ist es echt ganz schön laut – die Wellen schlagen hart auf die Steine.

Gerade wollen wir in Wawa den Abend gemütlich ausklingen lassen, da bekommen wir einen netten Nachbarn: Jason mit seinem Jagdhund Hardie. Beide Jungs sind total sympathisch und alle verstehen sich sofort – ganz klar, das wird ein lustiger Abend. Hardie geht mit unseren Jungs auf Entdeckungstour – irgendwann kommen sie auch wieder zurück. Hardie war irritiert, dass es Hunde gibt, die schneller sind als er – das hatte er noch nie erlebt !! Wir essen zusammen, trinken Bier, machen es uns später am Lagerfeuer mit einem Fläschchen Wein gemütlich. Im Laufe des Abends erfahren wir einiges über Jason, philosophieren über das Leben, die Liebe, über Kanada und den Krieg ……. und erkennen – nach einem Blick in den wunderschönen Sternenhimmel – dass wir alle nur ganz kleine Staubkörchen im All sind !!!!

Nach dem Austausch der Telefonnummern ziehen wir weiter, immer am Lake Superior entlang. Es fängt an zu regnen, so beschließen wir, heute nur 100 Kilometer zu fahren. In White River gibt es einen superschönen Platz (sogar mit Netzempfang), hier schlagen wir unsere Zelte auf und warten darauf, dass die Sonne sich wieder blicken lässt.

Regentag in der Henriette

Regen hält hier Gott sei Dank nie sehr lange an, und so können wir uns am Nachmittag noch Aufmachen in den Heimatort von Winnie the Pooh !! Ein kleiner Bär wurde tatsächlich hier im Jahre 1914 von einem englischen Tierarzt gekauft, gepflegt, groß gezogen und später nach London in den Zoo gebracht. Der kleine Sohn des Tierarztes gab ihm den Namen und sein Vater erfand später die Geschichten zu Winnie.

Der Stellplatz ist super, wir bekommen noch einen tollen Sonnenuntergang und am nächsten Morgen den Spa – Bereich- vom Auto aus direkt ins Wasser ! Unser Tagesziel heute ist der wenig erschlossene und daher wild schöne Pukaskwa-Nationalpark ! Es führt nur eine kleine Strasse in den Park, der Rest ist nicht erschlossen und kann nur zu Fuß oder mit dem Kanu entdeckt werden. Es gibt nur wenig Wanderwege, die dafür sind sehr, sehr schön. Wir kommen durch dichten Wald, zerklüftete Küste und lange Sandstrände. Nach 4 Stunden sind wir wieder zurück, ich spüre meine Oberschenkel (von den vielen Treppenstufen) und die Jungs wollen nur noch auf den Sofaplatz.

Hinter dem Örtchen Marathon finden wir unseren Nachtplatz – es ist zwar nicht ganz klar, ob es erlaubt ist, hier frei zu stehen ?? Aber es gesellen sich noch ein französischer und kanadischer Camper zu uns, also machen wir uns keine Gedanken mehr darum.

Die ganze Nacht schüttet es aus Eimern, unsere Jungs müssen überhaupt nicht pinkeln – erst als um 11.00 Uhr der Regen ein wenig nachlässt, können wir eine kleine Runde drehen. Auf der Weiterfahrt lichtet sich freundlicherweise der Himmel und wir können bei schönstem Sonnenschein die Aguasabon Falls anschauen. Von hier aus laufen wir zu Terrace Bay – ein riesiger Sandstrand, das erste kanadische Eis ist fällig.

Zurück im Auto brauchen wir erst einmal technischen Support: Hans-Peters Handy verschickt keine Mails mehr ?? Gott sei Dank hat man Kinder – Johannes kann das Problem telefonisch lösen und irgendwann funktioniert wieder alles. Wir erreichen unseren Standplatz in Hurkett, treffen unsere französischen Nachbarn vom Vorabend wieder, sehen eine Wasserschildkröte und trinken unser Feierabendbier.

Kurz darauf erleben wir das Highlight des Tages, bzw. der Woche bzw. der ganzen Reise bisher: an unserem Standplatz fischt ein riesiger Seeadler in aller Seelenruhe einen Hecht aus dem Wasser und nimmt ihn fachgerecht auseinander. Die leckeren Innereien frisst er gleich auf, den Rest überlässt er den Möwen. Wir können das ganze Schauspiel aus nächster Nähe beobachten, der Vogel hat einfach die Ruhe weg.

01.07.2022 – heute ist Canada-Day, Feiertag im ganzen Land !!!! Auf dem Weg nach Thunder Bay schauen wir uns noch den Oimet-Canyon an, die Schlucht ist beeindruckend: 150 breit, 100 Meter tief und 2.000 m lang.

Den Rest des Tages feiern wir mit den Kanadiern im Fort William Historical Park – dies war einst der größte Pelzumschlagsplatz der Erde. Hier kann man nachempfinden, wie sich der Handel im Jahre 1814 zugetragen hat, alles ist sehr schön nachgebaut, viele junge Freiwillige erklären die einzelnen Häuser, es wird Lacross gespielt und man darf auch mal mit einer Original-Waffe schiessen.

Zurück am Auto haben wir über facebook eine Nachricht von einer Britta bekommen – sie hat unsere Henriette entdeckt und gesehen, dass wir ein Kennzeichen GG haben – Britta hat lange in Groß-Gerau gelebt und würde sich freuen, uns kennenzulernen !!! Klar, freuen wir uns über diese Einladung, Britta wohnt nur 15 Minuten vom Fort entfernt, seit 20 Jahren lebt sie hier mit ihrem Mann Robert, den 3 Kindern, Pferden und Hunden. Heute Nacht können wir bei ihr im Garten stehen (die meisten Kanadier haben riesengroße Grundstücke), neben ihren 3 Pferden. Es gibt tatsächlich noch viel mehr Gemeinsamkeiten: Britta hat auch die Hotelfachschule besucht, dann lange bei LSG gearbeitet, ist mit dem Sohn von Hans-Peters Geschäftspartnerin in eine Klasse gegangen ……… es ist unglaublich. So viel gibt es zu erzählen, der Abend vergeht wie im Flug.

Noch ein gemeinsamer Kaffee, dann verabschieden wir uns von der netten Groß-Gerauerin. Auf dem Weg erwartet uns ein weiteres Naturschauspiel: die Kakabeka-Falls, auch die Wasserfälle des Nordens genannt. Sie sind wirklich beeindruckend: aus rund 40 m stürzen die Wassermassen des Kaministiquia River herunter.

So, nun brauchen wir nur noch ein schönes Quartier für den Abend – unterwegs finden wir nichts Passendes. Irgendwann fahren wir einfach die nächste Querstrasse hinein, lt. Google-Maps führt das Sträßchen an ein paar kleinen Seen (hier gibt es Millionen von Seen !) vorbei: und siehe da, nach knapp 6 Kilometern kommen wir an ein perfektes Plätzchen. Weiter vorne sehen wir ein paar weitere Camper, wir gehen kurz zu Ihnen und stellen uns vor – alle freuen sich darüber, natürlich werden wir ausgefragt und die Kanadier können nicht fassen, dass wir Deutsche so einfach ihren Platz entdeckt haben. Sie machen hier für 10 Tage Ferien, haben alles an Equipment dabei, was man sich vorstellen kann (Boot, Kanu, Quad, Grills, Wohnwagen ….. und wie sich noch herausstellen sollte, sogar eine Sauna !). Zurück an unserem Auto wird erst einmal die Waschmaschine (um die mich hier wirklich alle beneiden !) in Gang gesetzt, ein paar T-Shirts und Socken haben die Wäsche bitter nötig. Unsere Nachbarn kommen kurze Zeit später wieder zu uns und laden uns zum Barbecue ein – da sagen wir nicht nein !!! Und es wird ein total netter, lustiger Abend mit super leckerem Essen (selbst gefangener Fisch aus dem See – richtig gut ), Bier, Wein, Lagerfeuer und zu später Stunde gehen die Männer noch zusammen in die Zeltsauna.

Wir schlafen alle wie die Steine – was ein Abend !!! Kurz überlegen wir, den Tag noch hier zu verbringen, aber die umherschwirrenden Moskitos lassen uns diesen Gedanken verwerfen. So fahren wir weiter gen Westen, füllen unterwegs die Wassertanks und den Kühlschrank auf und stehen nachts wieder auf einem moskitoverseuchten Stellplatz. Selbst das Lagerfeuer vertreibt die Biester nicht richtig – wir fliehen ins unsere Hütte. Unsere Hunde haben auch keine Lust auf die Plagegeister, Quappo verlässt schon gar nicht mehr seinen Sofaplatz. Nach einem Indoor-Frühstück geht es nach Kenora, ein kleines Städtchen zwischen den 100.000 Seen. Der örtlichen Brauerei statten wir einen kurzen Besuch ab und kaufen 8 Dosen Bier für 21,00 € (???) – wehe, das schmeckt nicht. Es findet sich hier sogar ein schöner Trail – wegen zu viel Regen sind Teile gesperrt, aber wir finden einen Weg. Auch hier werden wir begleitet von Millionen Schnaken – ich glaube, ich muss mal einen Deal mit der KABS (die Erfelder wissen, was ich meine :)) einfädeln !

Den Abend verbringen wir bei Regen am Rabbit-Lake (Quappo hat sich gleich gefreut – bei dem Namen hat man doch Hoffnung).