USA, Westen

11.06.2023 – so, da sind wir wieder in den USA.

Bei der Rückkehr fällt uns viel stärker auf, wie unterschiedlich das Land zum Nachbarland ist: die Straßen sind riesig breit, ohne Schlaglöcher und Topes, es liegt kein Müll herum, alle halten sich an Verkehrsregeln, keine Straßenhunde unterwegs, in den kleinen Ortschaften sind Straßen asphaltiert, die Häuschen ordentlich, keine Tacostände am Straßenrand, keine Jungs an der Ampel, die die Fenster putzen wollen – man kommt sich vor, als wäre man mit der Rakete auf einem anderen Planeten gelandet – irgendwie unfassbar.

Die Landschaft ist noch genau die gleiche, Kakteen, Sträucher und Berge im Hintergrund. Na gut, unser erster Weg führt zum Walmart, der Kühlschrank muss aufgefüllt werden. Hier bemerken wir den nächsten Unterschied – die Preise für Lebensmittel sind doppelt so hoch wie gestern, die Verkäuferin unfreundlich, die Regalreihe mit den Tacos fehlt gänzlich. Um einige Dollars ärmer, dafür mit gefülltem Kühlschrank fahren wir ein paar Kilometer weiter auf ein super entspanntes BLM-Land. Zum krönenden Abschluss dieses ereignisreichen Tages entdeckt Quappo auf dem Weg noch ein ganz neues Tier: später googeln wir, dass es sich um ein „Gila-Monster“ handelt – die einzige giftige Echse, die es gibt. Erfreulicherweise hält Quappo Abstand und sie zeigt uns nur ihre Zähne. Puh, Glück gehabt !!

In der Nacht hören wir einmal ein vertrautes Geräusch – klar, hier gibt es wieder eine Eisenbahn, das hatten wir doch erfolgreich verdrängt. Egal, wir schlafen gut !!

12.06.2023 – Jahrestag – seit genau einem Jahr sind wir nun unterwegs – wir können es selbst kaum glauben. wie schnell nur ist die Zeit vergangen, was konnten wir nicht alles erleben in diesen 12 Monaten !

Die amerikanische SIM-Karte haben wir trotz aller Bemühungen nicht aktivieren können, so müssen wir heute den nächsten Walmart in Tucson ansteuern. Auch hier treffen wir auf äußerst unfreundliche Mitarbeiter, keiner ist bereit, uns zu helfen. Ein Telefon wird uns gnädigerweise zur Verfügung gestellt, eine geschlagene Stunde telefonieren wir mit der Hotline, werden zig mal weiter verbunden bis uns am Ende der Mitarbeiter mitteilt, dass nun alles ok sei und die Karte in 30 Minuten freigeschaltet wird. Frohen Mutes verlassen wir den Laden, peilen den nächsten Waschsalon an und warten, warten, warten, warten …………..

Die Wäsche ist zwischenzeitlich gewaschen und getrocknet – wir warten immer noch, das Handy bleibt still !! Frustriert fahren wir unseren Stellplatz an, genießen den schönen Platz lange draußen und entscheiden uns abends, einen Vertrag bei dem französischen Anbieter free abzuschließen. Das bekommen wir mit viel Mühe nach ein paar Stunden hin.

Dienstag, der 13.06. – Henriette will nicht anspringen – das kann doch jetzt nicht wahr sein !!!!! Irgendwann läuft der Motor, doch wir sind verzweifelt – was soll das denn schon wieder ??? Bei iOverlander schauen wir nach Werkstätten in der Nähe und klappern sie nacheinander ab. Die amerikanischen Truck-Shops kennen keinen MAN, haben auch keine Zeit bzw. Lust uns zu helfen. In Phönix finden wir eine deutsche Werkstatt, haben Glück und der nette Besitzer Reinhard ist sofort dabei, sich das Problem anzuschauen. Schnell wird klar, dass Henriettes Batterien kaputt sind, neue Batterien können morgen früh besorgt werden. Vor der Werkstatt dürfen wir stehenbleiben, wir sind sehr froh und dankbar (und happy, dass nicht der Anlasser kaputt ist) !!

Am nächsten Morgen macht Reinhard sich an die Arbeit, die neuen Batterien einzubauen, Hans-Peter assistiert ihm dabei, baut erst einmal das Sonnensegel auf, um ein paar Millimeter Schatten zu gewinnen. Die neuen Teile sind schnell eingebaut, jetzt sollte Henriette wieder starten – tut sie aber nicht ?? Ratlosigkeit macht sich breit, doch Reinhard lässt sich von so einem kleinen Problem nicht aus der Fassung bringen. Die Stromzufuhr wird getestet, ein Relais wird gefunden, das scheinbar auch kaputt ist ?? Wieder muss beraten werden, wie man am besten vorgehen soll. So ein Relais gibt es in den USA nicht – außer in einem Dodge 5,8 Liter – das weiß Reinhard und bestellt das Teil. Eine Stunde später ist es geliefert, die Arbeit kann weitergehen bis zum nächsten Problem 🙂 Nun stört noch ein Stecker, der das Relais mit dem Anlasser verbindet – kurz entschlossen wird der Stecker außer Acht gelassen, die Kabel werden direkt verbunden Tatsächlich, das funktioniert, der Motor springt an!!! Mittlerweile ist es schon später Nachmittag, die Mitarbeiter machen Feierabend. In der Hoffnung, dass wir das Werkzeug erst einmal nicht mehr brauchen, wird alles ordentlich verstaut.

Reinhard gibt uns den Tipp, für ein „german“ Restaurant in der Nähe, das richtig gutes, frisch gezapftes Bier anbietet. Hört sich für unsere Ohren sehr verlockend an, so machen wir uns auf den Weg. Der Asphalt ist nicht mehr ganz so glühend heiss, die Jungs können also mitkommen. Günter, der Besitzer des Restaurants begrüßt uns recht unfreundlich mit der Frage, ob Frodo und Quappo Servicedogs seien ?? Nein, sind sie nicht !! Auf die Frage, ob wir dann wenigstens draußen ein Bier bekommen können, kommt ein klares „no“ – im Außenbereich darf kein Alkohol getrunken werden – die Amis sind einfach ein merkwürdiges Völkchen.

Zerknirscht treten wir den Rückzug an, da sehen wir doch auf der anderen Straßenseite eine Sportsbar, die eine offene Theke nach draußen hat – das sieht perfekt aus. Eine wirklich superfreundliche Mitarbeiterin namens Cady empfängt freudestrahlend unsere Jungs, bringt ihnen eine riesige Schüssel mit Eiswasser und knuddelt sie erst einmal 5 Minuten. So verbringen wir eben hier einen netten Abend mit frisch gezapftem, amerikanischen Bier, Hamburgern und Hot dogs !!

Eine weiter Nacht schlafen wir vor der Werkstatt, nach dem Frühstück verabschieden wir uns von Reinhard und seiner Frau, fahren auf dem 14-spurigen Highway durch Phönix. Fast eine Stunde brauchen wir, um aus dieser riesigen Stadt – dem Renterparadies von USA und Kanada – herauszukommen. Außerhalb des Zentrums durchfahren wir meilenweite Kaktuswüste, im Hintergrund ein paar graue Bergmassive. Kurz vor der Bundesgrenze zu Kalifornien biegen wir ab auf eine breite Gravelroad, kommen nach 12 Kilometer am Ufer des Colorado-River an. Ein super schöner Stellplatz mit direktem Wasserzugang – bei 40 Grad der Himmel auf Erden. Quappo liegt sofort im Fluss, wir folgen postwendend. Gleich beschließen wir, hier auf jeden Fall einen Tag länger zu bleiben.

Freitag, der 16.06.2023 – ein herrlich entspannter Tag, alle 30 Minuten tauchen wir ab ins Wasser, putzen Henriette von außen und innen (leider nicht so erfolgreich, da die 2 Fellbabies auch dauernd ins Wasser und wieder zurück aufs Sofa gehen), backen Brot, versuchen mal eine Yoga-Einheit, lesen, trinken …………………..

Nach dem Frühstück müssen wir am nächsten Tag leider aufbrechen – wir haben ja noch ein paar Termine in den nächsten Tagen. In Arizona wird der Tank zu einem Superpreis randvoll gefüllt, 5 Kilometer weiter in Kalifornien kostet die Gallone rund 2 Dollar mehr. Der Versuch, einen Tierarzt zu kontaktieren scheitert leider – die Praxis ist rappelvoll, nächste Termine erst in 5 Tagen. Das ist sehr doof, der runde Fleck auf Frodos Lefze wird immer merkwürdiger, unser Hausmittelchen scheinen nicht zu wirken. Nun ist auch noch Wochenende und Montag Feiertag – schlechtes Timing!!

Nach 2 Stunden Fahrt kommen wir zum Eingang des Joshua-Tree Nationalpark, ein weitläufiges 3.200 km2 großes Naturschutzgebiet in einer kargen Wüstenlandschaft. Der Park wurde nach den für die Region typischen, bizarr geformten, stacheligen Joshuabäumen benannt, diese Bäume werden hier bis zu 12 m hoch und bis zu 150 Jahre alt. Schroffe Gesteinsformationen laden zum Herumkraxeln ein, aber bei knapp 40 Grad sind die Kletterer überschaubar. Fast 70 km geht die Strecke mitten durch den NP, am Aussichtspunkt Keys View auf über 1.500 m machen wir einen kurzen Stopp, genießen die endlose Weite.

Und später entdecken wir tatsächlich das Ende der Welt – hier ist der Beweis !!

Mitten im Nirgendwo parken wir unser Häuschen, in der Nacht funkelt ein sensationeller Sternenhimmel über uns, so bleiben wir noch lange draußen sitzen. Nur ein paar nervigen Heuschrecken wollen uns ärgern – irgendwelche komischen Tierchen gibt es einfach überall !

Den nächsten Tag lassen wir langsam angehen, bei der Hitze kann man es nur im Bikini auf dem Liegestuhl aushalten. Nun sind wir zum ersten Mal wirklich froh, dass Henriette so groß ist – sie spendet uns genügend Schatten. Irgendwann raffen wir uns auf für ein kleines Stückchen Fahrt, unser Ziel heißt „Amboy-Crater“, ein ruhender Schlackenkegelvulkan, der vor rund 10.000 Jahren entstand und sich über einem 70 Quadratkilometer großen Lavafeld erhebt. Schon von weitem ist der Vulkan erkennbar, nur 2 weitere Fahrzeuge stehen auf dem Parkplatz. Allerdings ist es hier gefühlt noch heißer, die Temperaturen betragen 43 Grad, dazu ein richtiger warmer Sturm – also mit dem Besteigen des Craters wird das so nichts.

Wir beschließen, ausnahmsweise am nächsten Morgen ganz früh aufzustehen und mit dem Sonnenaufgang die Wanderung zu unternehmen. Tatsächlich ist es morgens um 5.30 Uhr super angenehm bei 22 Grad, schnell erreichen wir unser Ziel, umlaufen den Kraterrand und können 1,5 Stunden später unser verdientes Frühstück genießen.

Der Plan für den weiteren Tag ist klar: auf der Strecke nach Bakersfield gibt es einen kleinen Skulpturen-Park, hier wollen wir einen kurzen Stopp einlegen, an der nächsten Tankstelle Wasser fassen und abends auf dem Walmart-Parkplatz in Bakersfield übernachten. So der Plan ………..

Aber manchmal kommt es ganz anders: die erste Abbiegung, die wir machen wollen ist gesperrt, so fahren wir halt einen kleinen Umweg. Dieser Umweg führt uns kilometerlang durch die Mojave-Wüste (sehr beeindruckend, kaum ein Fahrzeug unterwegs), es scheint doch ein größerer Umweg zu sein. Um zu dem Park zu kommen lässt Google uns in Bakers abbiegen, alles scheint in Ordnung. Wir biegen ab auf eine Sandpiste, Schilder warnen davor, dass diese Straßen nicht gewartet werden – immer noch denken wir uns nichts dabei. Nach ein paar Kilometern sind da plötzlich hunderte von Fahrspuren, eine Hauptroute ist nicht mehr erkennbar. Lt. dem Navi fahren wir nicht mehr auf der richtigen Spur und kurz darauf bleibt Henriette stehen – sie hat sich eingebuddelt. Mit Schaufeln und Fluchen kommen wir wieder raus, beschließen, zurück zu fahren und den Park auszulassen. Richtige Entscheidung – aber mittlerweile stürmt es hier so heftig, dass wir unsere Fahrspur nicht mehr erkennen können und den Rückweg nicht finden. Stehenbleiben geht auch nicht, der Untergrund ist zu weich. Tja, und dann biegen wir irgendwie falsch ab, nochmals falsch und nochmals …….. zack, schon stecken wir wieder fast – diese Mal hat sich Henriette gleich richtig eingegraben. Bei 40 Grad und Sandsturm sind wir nicht begeistert von diesem sportlichen workout, aber es hilft nichts, wir wollen hier wieder raus. Hans-Peter schaufelt alle Räder frei, die Luft wird abgelassen, die Matten runtergelegt – einen halben Meter geschafft!!!! Es braucht noch einiges an Buddeln, noch mehr Luft ablassen, noch mehr Fluchen – nach gefühlt 2 Stunden hat Henriette wieder festen Boden unter den Rädern. Nun das nächste Problem – wie kommen wir hier wieder raus ?? Keine Menschenseele weit und breit, 1.000 Spuren im Sand, es stürmt immer noch – unsere Nerven liegen blank. Es hilft nichts, wir müssen versuchen, so gut es geht, auf unserer Route zurückzufahren. Kurz vor dem Herzinfarkt schaffen wir es, in die richtige Richtung zu kommen, irgendwann treffen wir auf ein bekanntes Schild und eine breitere Piste – wir haben es geschafft !! Wie man sich denken kann, war die Situation viel zu stressig, um auch noch Fotos zu machen – daher nur ein Bild von der befreiten Henriette.

Auf dem nächsten asphaltierten Stückchen werden die Reifen wieder aufpumpt, das dauert ………….?? Die Tagesplanung ist mittlerweile völlig dahin, wir suchen nur noch ein ruhiges Plätzchen, um gut schlafen zu können. Auf einem einsamen Feld im irgendwo finden wir eine Möglichkeit, nach diesem Erlebnis fallen uns früh die Augen zu. Wir sind sehr happy, dass wir das gemeistert haben !!

Eine herrlich ruhige Nacht war das, so fahren wir ausgeschlafen unsere Route weiter. Unterwegs gibt es an einer Tankstelle Wasser, bis dahin müsste unser Sprit reichen. Kurz vor dem Ziel warnt die Tankanzeige, wir fahren auf Reserve. Na ja, nur noch 20 Kilometer, das schaffen wir. Schon wieder steigt langsam der Puls, da sehen wir in der Ferne das Schild der Tankstelle – puh, Entspannung. Doch, was ist das: ausgerechnet an dieser Ausfahrt ist eine Baustelle – alles gesperrt, die Ausfahrt nicht möglich. Das kann jetzt doch nicht wahr sein, so viel Pech kann man doch nicht haben ????? Schon wieder kurz vor dem Herzinfarkt, biegen wir bei der nächsten Abfahrt ab und kommen mit den letzten Tropfen zur Tankstelle. Nun funktioniert an dieser Zapfsäule die Kreditkarte nicht – noch Fragen :)? Glücklicherweise gibt es 2 Kilometer weiter eine andere Tankstelle, hier klappt alles, die Atmung beruhigt sich langsam.

Später als gedacht erreichen wir Bakersfield, treffen in der Werkstatt den netten Mitarbeiter Pat, der sich gleich um uns kümmert, alles ausmisst und nachschaut. Ja, er kann neue Stoßdämpfer für Henriette bestellen, sie sollten in 8 Wochen da sein. Das passt, dann kommen wir auf unserem Weg nach Mexiko wieder hier vorbei. Auf der Weiterfahrt ändert sich bei jedem Kilometer die Landschaft: hier ist es plötzlich wieder grün, fruchtbar, in der Ferne sind Schneeberge zu sehen, ein Temperaturunterschied von 20 Grad – sehr beeindruckend.

In Visalia entdecken wir einen kleinen Stadtpark, hier bleiben wir für die Nacht. Beim Spaziergang durch die umliegenden Wohngebiete können wir nur staunen: hier ist alles tiptop gepflegt, ein dicker, grüner Rasen vor jedem Haus, schöne Blumenbeete, saubere Strassen – was für ein Unterschied zu den Dörfchen in Mexiko.

21.06.2023 – heute ist Fahrprüfung in Deutschland !! Hannes besteht die Prüfung am letzten Tag, wir sind alle erleichtert. So können wir entpannt unsere Tour fortsetzen, fahren durch richtige Wälder, sehen schöne Blumenwiesen und staunen mal wieder über die Vielfalt dieses Landes.

Noch eine letzte Nacht im Nirgendwo, am nächsten Morgen die letzten Reparaturarbeiten und die Toilette saubermachen – dann gehts zu Hans-Peters Quartier für die nächsten 4 Wochen !!

22.06.2023 – noch ein aufregender Tag: Hannes und Franzi fliegen heute nach San Franzisko, wir düsen zu Hans-Peters Urlaubsdomizil in Knight Ferry. Eine Stunde fahren wir durch eine nette, ockerfarbene Hügellandschaft, weit und breit keine Ortschaften – na, da haben die Männer ja echt Ruhe ?? Das Örtchen Knights Ferry finden wir gut, nur wo sind die Blockhütten ?? Die angegebene Hausnummer ist nicht zu finden, so fragen wir beim Restaurant nach. Die nette Bedienung zeigt uns den Weg – da sind wir schon 3mal dran vorbeigefahren und dachten das kann es eigentlich nicht sein 🙂 ? Doch, das ist es: ein Mini-Campground mit 5 kleinen Blockhütten, einen kleinem Zugang zu Wasser und sonst ?? Nichts !! Na gut, es kann ja nur noch besser werden. Freundlich werden wir vom Platzwart empfangen, wir dürfen auch mit Henriette vor das Hüttchen fahren. Alles wird umgeräumt, hin- und her überlegt, was im Auto bleibt, was Hans-Peter braucht. Die Hüte ist sehr spärlich ausgestattet mit Kühlschrank, Mikrowelle und einem TV. Die Kaffeemaschine scheint ihren Geist aufgegeben zu haben, kein Schlückchen tröpfelt in die Tasse. Eine echte Heraus-forderung: alles muss mit der Mikrowelle gemacht werden – typisch amerikanisch. Später erkunden wir die Umgebung, da steigt die Laune etwas: das Örtchen liegt super nett am Stanislaus-River, hier kann man schön laufen, baden und in der Sonne liegen. Immerhin bietet der Ort einen General-Store, eine Eisdiele, einen Saloon, eine Rafting-Station, ein Restaurant und ein Post-Office -also, das müsste zum Überleben reichen.

Abends wollen wir im Lokal eine Kleinigkeit essen, leider sind wir zu spät, die Küche schließt schon um 19.00 Uhr. Dann also ein Bier auf der Terrasse – schmeckt hervorragend, der Preis von 17 Dollar für die 2 Gläser ist auch hervorragend ?? OK, also ein Bier reicht uns völlig !! Die Hunde schlafen sehr unruhig, sie sind erst mal komplett durcheinander.

Freitags fahren wir ins nächst größere Dorf nach Oakdale, lassen nochmals die Waschmaschinen auf Hochtouren laufen, damit für Franzi und Hannes alles gerichtet ist. Hans-Peter legt sich einen Dosenvorrat an Bohnen zu – die kann man einfach in der Mikrowelle warm machen.

Samstagmorgen: eine schlechte Nachricht: für diese Nacht müssen wir aus der Kabine ausziehen, sie wurde vor uns schon an einen anderen Gast vergeben. Also wieder alles umpacken, umräumen, verstauen – eine allerletzte Nacht gemeinsam in der Henriette. Unsere Jungs verstehen die Welt nicht mehr, wo im Himmels Willen schlafen wir denn jetzt ??

25.06.2023, letzter Tag für mich, wir gehen zum Fluß, tauchen kurz ins eiskalte Wasser, gönnen uns ein leckeres Eis und verbringen den Rest des Tages mit letzten Umräume-, Aufräume- und Putzaktionen – ein komisches Gefühl !!

Heute fahren wir ins Silicon Valley, dort haben wir uns mit unserer Tochter Franziska und deren Freund Hannes verabredet. Frühmorgens starten wir auf dem 6-spurigen Highways Richtung San Franzisko, erreichen den vereinbarten Treffpunkt gegen 10.00 Uhr. Was ein Hallo: Franzi und Hannes warten schon auf uns, es ist soooo schön, die beiden in echt fest drücken zu können!!

26.06.2023 – das ist natürlich ein ganz besonderer Tag – heute wird unser Quapsel schon 4 Jahre alt. Natürlich muss das gebührend gefeiert werden: mit Frikadellen, Luftballons und Krawatte 🙂 !!

Es wird umgeräumt, Franzi schleppt ihre Rucksäcke in die Henriette, Hans-Peter erklärt Hannes all die technischen Details zum Auto, ruck zuck ist es schon Mittag. Gemeinsam laufen wir zu Bahnstation, trinken noch einen merkwürdigen Eiskaffe (die haben hier manchmal ganz komische Getränke), dann gehts für mich los: kurze Verabschiedung am Bahnsteig, schon sitze ich alleine im Zug Richtung Flughafen. Beim Umsteigen finde ich einen freundlichen Bahn-Mitarbeiter, der mir weiterhilft, so erreiche ich den Flughafen 3 Stunden vor Abflug. Die Gepäck- und Passkontrolle funktioniert ganz schnell (ich hatte schon Angst, dass ich eine Kontrolle verpasst habe), also gönne ich mir einen leckeren Kaffe mit eine Zimtschnecke und bin ganz entspannt. Irgendwann geht das Boarding los, ich kann es nicht fassen – tatsächlich habe ich einen Fensterplatz und der Platz neben mir bleibt leer. So genieße ich einen letzten Blick auf San Franzisko, ein leckeren Essen und einen kuscheligen Schlafplatz.

10 Stunden später Ankunft in der Heimat, alles ist gleich wieder vertraut, schön, zu Hause anzukommen. Die nächsten 3 Wochen sind angefüllt mit unfassbar vielen Terminen: liebe Freunde treffen; Schwiegermutter, Kinder und Enkel besuchen; unzählige Einladungen zum Essen (ich hatte sozusagen Vollpension); Sekt trinken mit der Lieblingsnachbarin; Geburtstag von Erna feiern; dazwischen Bürokram erledigen, Steuererklärungen und Hausabrechnungen erstellen; Arzttermine abarbeiten – es war richtig, richtig schön, aber auch anstrengend. Und ich musste feststellen, dass ich gar einen Streß mehr gewohnt bin !!

So, alle Arbeit geschafft, die meisten Freunde getroffen, Kinder und Enkel fest gedrückt – es geht wieder zur Henriette: am 20.07. fliege ich zurück in die USA, werde abgeholt von meinem lieben Mann (der nach 3 Wochen Blockhütte etwas abgemagert ist) und freue mich auf 2 Tage mit Franzi und Hannes. Frodo und Quappo können ihr Glück kaum fassen, schmeißen mich um vor Freude, endlich sind alle wieder zusammen. Franzi und Hannes hatten eine tolle Reise mit Henriette, sie haben alle Highlights hier in der Gegend erkundet, sich nichts geschenkt (26 km Wanderung bei 40 Grad in den Grand Canyon) und viel Spaß gehabt – und Henriette ohne Blessuren zurückgebracht !

21.07.2023 – heute feiern wir das nächste Geburtstagskind: Hannes !!! Mittags gibt es leckeren Hamburger und frisch gezapftes Bier im Rivers Edge, abends Lagerfeuer und eine Canasta-Runde. In der Leva-Familie ist es Pflicht, Canasta spielen zu können, also muss Hannes das auch lernen. Der schöne Tag geht viel zu schnell vorbei, am nächsten Tag müssen alle früh aus dem Bett, da die Beiden zurück nach Deutschland fliegen. Wir bringen sie an die Bahnstation von Hayward, ein paar Tränchen fließen, dann sind wir wieder alleine.

Wohin fahren wir denn nun ??? Kleine Lagebesprechung, wir einigen uns auf Richtung Lake Tahoe. Dazu geht es erst einmal die gleiche Strecke zurück, bis wir kurz vor Oakdale links abbiegen. Irgendwo im Nirgendwo finden wir BLM-Land, ein recht hübsches Plätzchen, allerdings ist der Boden staubtrocken, der Sand extrem fein. Sekundenschnell ist alles mit dem braunroten Sand gepudert. Abends gesellt sich noch ein Gast zu uns: eine ganz liebe, aber völlig verdreckt und zerzauste Retriever-Hündin, sie bewacht uns die ganze Nacht. Hoffnungsvoll schaut sie immer zur Tür, sie würde wohl gerne bei uns mitfahren. Hans-Peter gibt ihr eine große Portion Hundefutter, die sie genüßlich verschlingt. Frodo hat schon Panik in den Augen: er will sein Kissen nicht mit noch einem Artgenossen teilen. Ein bisschen tut sie uns schon leid, aber wir müssen die nette Dame vor der Tür lassen.

Weiter geht es eine schöne Strecke mitten durch riesige Waldgebiete, ein bisschen Kanada-Feeling kommt auf. Unterwegs stoppen wir an einem Wanderparkplatz, schnüren die Stiefel und marschieren den Trail zum Margarete-Lake. Irgendwie kommen wir vom Weg ab, müssen umdrehen, ein paar freundliche Einheimischen zeigen uns die richtige Spur. Aber auch hier verlieren wir nach einem Kilometer den Pfad, so erreichen wir die Margarete leider nicht.

Ein paar Kilometer weiter finden wir im Hope Valley Sno-Park ein tolles Plätzchen an einem kleinen Tümpel – perfekt !!

Zufällig lese ich Abends von einem netten Wanderweg – so ist der Plan für den nächsten Tag auch klar: wir marschieren zum Crater-Lake. Eine echt anstrengende Angelegenheit, denn es geht nur bergauf – und das ziemlich steil. Eine fantastische Aussicht auf die schneebedeckten Berge ringsum entschädigt für die Strapazen, Quappo freut sich über eine Erfrischung auf einem kleinen Schneefeld und im kalten Wasser des Sees. Runter gehts ganz schnell, unten angekommen werden die Füße hochgelegt, sie haben für den Rest des Tages frei.

25.07.2023 – heute wird es aufregend: Hans-Peter hat sich vorgenommen, das Höhenkitt für unsere Heizung einzubauen. Unterstützt wird er dabei über Whatsapp von Bernhard, einem hilfsbereiten Elektroingenieur, der in der Panamerikana-Gruppe seine Dienste angeboten hat. Hans-Peter traut sich mit der telefonischen Unterstützung die Kabel abzuschneiden, andere Kabel zu verlängern und zusammenzuschließen. Den ganzen Tag ist er beschäftigt, volle Konzentration ist gefordert. Endlich ist alles verdrahtet, nun kommt der spannende Moment: läuft die Heizung ?? Erst einmal Ernüchterung, auf dem Display erscheint eine Fehlermeldung – was ein Frust. Aber aufgeben ist keine Option, mein Mann klemmt die Leitung nochmals um – und siehe da, alles funktioniert einwandfrei. Meisterprüfung im Elektrohandwerk mit Bravour bestanden !!!! Jetzt kann es gerne kalt werden, wir sind gerüstet !!

Nach 2 Tagen verlassen wir den schönen Platz, machen uns auf zum Lake Tahoe. Ein paar Amerikaner hatten uns schon vorgewarnt: hier wäre es echt voll, eine Touristenhochburg !!

Sie hatten recht: es ist wirklich richtig voll hier, die Parkplätze sind alle belegt, auf den Seitenstreifen verteilen die Polizisten fleißig Strafzettel. Die angedachte Wanderung muss also ausfallen, wir sind froh, als wir etwas aus dem Getümmel herauskommen. Frei stehen ist hier unmöglich, so quartieren wir uns auf dem CP Sugar Pine ein. Ein riesiger, sehr schöner Platz im Wald; der Ranger warnt uns gleich, dass wir alle Essensachen in die Bärenboxen legen müssen – Meister Petz ist hier wohl sehr hungrig.

Abends laufen wir gefühlt 3 Kilometer auf dem Campingplatzgelände, es ist wirklich riesig. Den nächsten Morgen starten wir mit einem Bad im Lake Tahoe – das Wasser ist erfrischend kalt – oder besser gesagt schweinekalt !! Schwimmen macht bekanntlich hungrig – das Frühstück schmeckt heute doppelt so gut.

Während wir noch kurz mit Kea telefonieren (sie wird heute 2 !!), hören wir einen Radfahrer laut schreien: here is a bear !!!!!! Sofort springen wir aus unseren Stühlen auf, schauen in die Richtung und sehen tatsächlich eine Bärenmama mit ihrem Kleinen mitten durch den Campingplatz schlendern – wie süß. Leider reicht die Zeit nicht für ein Foto – das ging einfach zu schnell. Egal, wir freuen uns riesig, dass wir das Pelztier gesehen haben, der Ranger hatte doch Recht.

Nach diesem schönen Erlebnis packen wir zusammen und fahren weiter die Uferstrasse entlang. Die Gegend ist superschön, allerdings wimmelt es hier von Menschen, Fahrrädern, Restaurants, Souvenirgeschäften, Cafes, Booten ……. – ein Grund für uns, dem Getümmel zu entfliehen.

Kurz vor dem Mount Rose entdecken wir einen netten Wanderweg, laufen den Loop gleich 2mal (damit sich das Anziehen der Wanderstiefel überhaupt gelohnt hat) und finden 4 Kilometer weiter auf einem einsamen Skigondel-Parkplatz einen perfekten Nachtplatz – perfekt ?? – eigentlich ja: wenn da nicht morgens um 3.57 Uhr der Bagger angefangen hätte, neben uns seine Planierarbeiten durchzuführen. Wir sind hellwach, checken die Situation (wir stehen eigentlich nicht im Weg) und versuchen wieder einzuschlafen. Kurze Zeit später fährt ein LKW nach dem anderen auf das Gelände um Sand und Kies auszuschütten. Gerädert beschließen wir, früher aufzustehen, parken Henriette in die entfernteste Ecke und laufen erst einmal eine Runde. Der Baggerfahrer entschuldigt sich für den Lärm (wie nett), aber das Gelände muss vor Beginn der Skisaison fertig sein – ok, das verstehen wir.

Frühmorgens: Blick aus dem Fenster 🙂

Heute ist Stadttag angesagt: zuerst ein Besuch im Walmart und Baumarkt, dann parken wir Henriette in der Nähe des Stadtzentrums von Reno. Wir stehen auf einem Parkplatz des Governments – Hans-Peter fragt, ob wir für 3 Stunden hier bleiben können, ja klar, sie werfen auch ein Auge auf Henriette !!

Also, auf in die Spielerhölle: entlang des Riverwalks kommen wir ganz entspannt mitten in den Rummel: überall stehen Foodtrucks, Marktstände, Bühnen mit Livemusik, eine riesige Menge an verrückten Menschen schlendert bestens gelaunt durch das Getümmel. In den Casinos vergnügen sich die älteren Damen an den einarmigen Banditen – es ist wie im Film.

An einer Hotelfassade klettert eine junge Frau bis an die Spitze – eine beachtliche Höhe. Wir laufen die Strasse auf- und ab, sind fasziniert von dem Essenangebot, den verrückt angezogenen, gröhlenden und swingenden Amerikanern, den 24 Stunden geöffneten riesigen Casinos und den exorbitanten Preisen von Getränken – eine tolle, berauschende Stimmung. Frodo und Quappo werden natürlich wieder hundertfach gestreichelt und bestaunt, sie lassen das immer geduldig über sich ergehen.

Die Nacht wollen wir nicht in der Stadt verbringen, so fahren wir ein Stückchen raus Richtung Norden. Bei den Red Rocks suchen wir einen Stellplatz – leider ist hier schon alles belegt: Hunderte von Mormonengrillen hüpfen auf dem Sandboden herum und beanspruchen den Platz. Na gut, wir einigen uns mit Ihnen, dass wir sie in Ruhe lassen und sie hüpfen zufrieden davon.

Samstag, der 28.07. – heute fahren wir ein ganzes Stück (rund 270 Kilometer) weiter in den Norden, kreuzen die Landesgrenzen, fahren einen großen Teil in Kalifornien. Die Strecke ist wirklich absolut öde, hier gibt es einfach gar nichts – wirklich gar nichts: rechts uns links wächst ein bisschen Gestrüpp, in der Ferne gibt es ausgetrocknete Seen, ab und zu sieht man einen Acker und ganz selten mal eine einsame Ranch. Nach 250 Kilometern tauchen ein paar Bäume auf, die Landschaft wirkt gleich viel freundlicher. So sind wir ganz angenehm überrascht von unserem anvisierten Stellplatz: ein kostenfreier, einsamer Campground im Wald, ein kleines Bächlein fließt mittendurch. Alles scheint ganz neu angelegt zu sein, das Toilettenhäuschen blitzt richtig, die Feuerstellen ebenso. Auf der Seite liegen frisch gesägte Holzstämme, das schreit ja richtig nach einem entspannten Abend am Lagerfeuer. In dem kleinen Bach waschen wir uns, die Hunde strolchen durchs Unterholz und abends sitzen wir ganz lange am wärmenden Feuer.

Es ist so schön hier, dass wir gleich beschließen, noch eine Nacht zu bleiben. So verbringen wir den Sonntag gemütlich mit Wäsche waschen, Reparaturarbeiten an unserem Wohnzimmertisch, lesen, Yoga und Webseite schreiben.

Wieder gibt es am Abend erst ein eiskaltes Bad im Bach, danach ein gemütliches Lagerfeuer – was ein herrliches Leben !

Weiter gehts am nächsten Tag Richtung Norden: kurzer Stop in Cedarville – ein sehr idyllisches kleines Dörfchen mit ausgesprochen netten Lädchen. Ein paar Vorräte werden aufgestockt, da wir die nächsten Tage in der Wildnis verbringen wollen. Nach dieser letzten menschlichen Besiedlung fahren wir rund 300 Kilometer durch das absolute Nichts – tatsächlich noch mehr Nichts als vor 2 Tagen: so weit das Auge sehen kann nur trockene Steppe, ein paar Grasbüschel, kein Tier weit und breit. Eine gute Sandpiste führt uns durch das Sheldon National Wildlife Refugium – hier leben eigentlich Antilopen ?? Nur lässt sich leider keines von den Tieren blicken – schade. Nach 4 Stunden erreichen wir den wirklich netten Campground Virgin Valley – eine Oase mitten in der Wüste. Hier gibt es ein paar grüne Flecken – und Wasser !! Ja, tatsächlich entdecken unsere Augen einen herrlichen, klaren Naturteich, in dem man richtig schwimmen kann – was ein Traum. Mit uns stehen tatsächlich noch 3 andere Camper hier, kaum zu fassen.

Leider vermiesen sehr nervige, dicke Bremsen das draußen Sitzen, die Biester sind richtig aggressiv und hungrig (kein Wunder, sehr viel Möglichkeiten zum Blut saugen gibt es ja hier nicht). Nach dem Frühstück füllen wir noch den Tank auf, dann gehts weiter – eigentlich. Henriette hat wohl etwas dagegen und streikt erst mal: der Anlasser macht keinen Mucks ???
Ziemlich genervt von diesen Eskapaden können wir unser Auto mit Hilfe der Bordbatterie endlich zum Laufen bringen. Na ja, vielleicht war es doch wieder zu heiß hier ??

Nach weitern 40 Kilometer durch die Wüste erreichen wir die Bog Hot Springs: das Wasser in dem kleinen Bach ist echt kochend heiß, man kann kaum mit den Füßen reingehen. Quappo verbrüht sich erst mal sein Bäuchlein, er muss sich ja immer sofort in jedes Wässerchen reinlegen 🙁 . Der Abend beschert uns einen wirklich sensationellen, spektakulären Sonnenuntergang, vor dem Schlafengehen genehmigen wir uns nochmal eine heiße Badewanne mit 42 Grad. Ein wirklich ganz, ganz skurriler Ort !!

Langsam sehnen wir uns nach etwas weniger Hitze und ein bisschen mehr grün, wir überlegen, uns die Berge Idahos anzuschauen. Henriette streikt schon wieder, nur mit Mühe bekommen wir sie angelassen. Endlich auf der Strasse fahren wir wieder einen ganzen Tag durch die endlose Wüste – mittlerweile sind wir in Oregon angekommen, aber auch hier ändert sich die Landschaft kaum.

Am Antilope Reservoir schlagen wir unseren Nachtplatz auf, die Jungs können ausgiebig baden (wir verzichten darauf, da das Wasser sehr veralgt ist). Nachts besuchen uns Millionen von Eintagsfliegen – schnell machen wir alle Luken dicht.

Donnerstag, der 3. August: auf der Morgenrunde eine Entdeckung: eine Klapperschlange schlängelt neben uns im Gras herum, sie faucht uns gleich sehr böse an, schnell treten wir den Rückzug an. Nach diesem Erlebnis packen wir, drücken die Daumen, dass Henriette anspringt – was ein Glück, heute klappt es gleich beim ersten Mal.

Nach ein paar Fahrten hinter dem Pilotcar (keine Ahnung, warum die eingesetzt werden, es gibt absolute keinen Grund dafür) erreichen wir den nächsten Bundesstaat: Idaho !!

Außer den Kartoffeln kennen wir nichts von diesem Land, wir sind gespannt, was es uns sonst noch zu bieten hat. Kurz vor Boise biegen wir ab zum Snake-River, hier gibt es ein gemütliches Plätzchen am Fluss im Celebration Park. Abends laufen wir einen richtig netten, gut ausgeschilderten Loop zum Halverson Lake, am Ende treffen uns tatsächlich ein paar unbekannte Objekte ?? Ach ja, das sind ja Regentropfen, sie hatten wir gefühlt seit einem halben Jahr nicht mehr gesehen bzw. gespürt !!

Wieder werden wir morgens früh geweckt: ein Pickup parkt direkt neben uns, 4 Arbeiter steigen aus und beschäftigen sich lautstark damit, ein neues Hinweisschild aufzubauen. Nach einer halben Stunde sind alle Männer verschwunden, anscheinend muss erst einmal Material besorgt werden. In der Zwischenzeit sind wir aus dem Bett gekrabbelt und machen uns auf den Weg zur alten Eisenbahnbrücke und zu den Petroglyphes. Alles ist hier super gepflegt, perfekt ausgeschildert und wirklich nett hergerichtet – vorbildlich!! Weiter geht unsere Fahrt durch grünes Farmland, auf den riesigen Flächen wird tonnenweise Heu gemacht. Hunderte von Rindern stehen dagegen in kleinen Pferchen im Dreck und bekommen das Futter durch den Zaun geschoben – wir Menschen sind schon bescheuert ??

Gut eine Stunde später kommen wir in der Bundeshauptstadt Boise (wer har den Namen schon mal gehört ?? Wir auf jeden Fall nicht !!) an. Der Name geht auf den französischen Begriff „Boise“ zurück, der mit Holz zu übersetzen ist. Diese Bezeichnung passt hervorragend, da die Stadt nicht nur inmitten des sogenannten Greenbelts liegt, sondern auch wirklich ganz viele Bäume zu bieten hat. Überall in der Stadt sieht man neu gepflanzte Bäumchen, man ist hier echt bemüht, dem Namen weiterhin gerecht zu werden. Bei einem kurzen Stadtbummel bestaunen wir das beeindruckende Capitol, die netten Restaurants, Geschäfte, Kunstgalerien und Cafes, die breiten Strassen und riesigen Parks. Uns gefällt die Stadt ausgesprochen gut, alles ist super gepflegt und ordentlich, die Menschen sind entspannt und weltoffen. Später erfahren wir von einer interessierten Leserin, dass Boise die Bundeshauptstadt mit der geringsten Kriminalitätsrate ist – noch etwas gelernt !!

Kaum sind wir aus dem Stadtleben raus, fahren wir auch schon mitten hinein in die umliegenden Berge – Ausläufer der Rocky Mountains. Auf der Strasse herrscht viel Verkehr, die Städter entfliehen alle mit ihren Pickups, Wohnwägen und Campern für das Wochenende in die Natur. Entlang des Payette River führt die schöne Strecke ins Green Valley, hier gibt es rechts und links der Strecke unzählige Campingmöglichkeiten – fast alles freie Plätze, an denen man bis zu 14 Tage stehen darf. Nur die „besonderen“ Plätze, z.b. neben den Hot Springs (die gibt es hier auch überall) kosten ein paar Dollar. Obwohl wir so spät dran sind, findet sich ein verstecktes, nettes Plätzchen im Wald, über einen kraxeligen, steilen Pfad haben wir sogar Zugang zum Fluß.

Samstag, den 05.08.: morgens laufen wir ein Stück den Weg weiter, immer am Fluß entlang. Auf dem Wasser herrscht schon reger Betrieb: jede Menge Schlauch- und Paddelboote treiben auf den Fluten, dem Lärm nach haben alle viel Spass dabei. Auf den nächsten 60 Kilometern begleiten wir das Wasser bei seiner Fahrt durch enge Schluchten, weite Täler und viele Kurven. An einer breiteren Stelle findet sich eine hübsche Stellplatzmöglichkeit, natürlich stehen hier schon ein paar weitere Camper. Kaum haben wir den Motor abgeschaltet, kommt schon ein freundlicher Nachbar zu uns: er ist total hin- und hergerissen von Henriette, seine Begeisterung für unser Mädchen kennt keine Grenzen. Wir zeigen Coby (so heißt der nette Idahoer) auch den Innenraum, er beteuert, dass sei bislang der schönste Tag des Jahres für ihn – so goldig. Zwischenzeitlich kommen die anderen Nachbarn mit ihren 2 Jungs auch dazu, auch sie wollen alles über uns und das Auto wissen. Coby holt in der Zwischenzeit 2 kalte Bierchen für uns, außerdem müssen wir ihm versprechen, nachher zum Hamburger-Essen zu ihm zu kommen. Das lassen wir uns natürlich nicht zweimal sagen und folgen der Einladung gerne. Mit Mühe bekommen wir unsere Stühle und den Tisch aufgebaut, wir sind hier echt das Ereignis des Tages. Die Hamburger lassen wir uns schmecken, lernen Cobys Frau und die restliche Familie kennen und bedanken uns zum Schluss mit einer Flasche Mezcal, die wir gemeinsam testen – ein super netter, lustiger Nachmittag. Abends entspannen wir uns bei einem Lagerfeuer, bevor alle müde ins Bett fallen.

Am nächsten Morgen bekommen wir von unseren anderen Nachbarn ein echtes Idaho-Frühstück serviert: Tacos mit einer leckeren Füllung aus Kartoffeln, Käse und ??? Keine Ahnung, schmeckt aber richtig gut !!! Wir verabschieden uns von all den netten Leuten, fahren weiter in die Berge hinein. Unser Ziel: der Iron Creek Trailhead, ein sehr bekannten Wanderweg, den wollen wir austesten. Der Parkplatz ist proppenvoll, scheint wirklich ein Highlight zu sein ?? Also, nichts wie los, Stiefel und Rucksack angezogen, schon marschieren wir los. Der Weg geht durch einen schönen Wald, allerdings wird der Himmel minütlich immer dunkler – das war so nicht geplant! All unsere Beschwörung des Regengottes hilft nichts: dicke Regen- bzw. Hagelkörner fallen auf uns runter, dazu hören wir ein heftiges Donnergrollen. Eine Baumgruppe bietet etwas Unterschlupf, aber der Regen scheint nicht aufhören zu wollen. Quappo und Frodo alarmieren schon den Tierschutz, sie finden das gar nicht lustig. Na gut, es hilft nichts, wir müssen den Rückweg antreten. Komplett durchnässt kommen wir am Auto an, trockenfrottiert dürfen die Jungs rein, wir ziehen uns erst mal frische Sachen an.

Natürlich – wer hätte es gedacht, kommt eine halbe Stunde später die Sonne zum Vorschein und bietet uns einen spektakulären Blick auf die bizarren Sawtooth-Berge. Unser Stellplatz bietet uns ein grandioses 360 Grad Panorama – mal wieder danken wir der App IOverlabder für diesen Tipp.

Die Wettervorhersage für den nächsten Tag klingt vielversprechend: morgens soll es sonnig sein !! Der Plan für den nächsten Tag geht damit klar: wir müssen früh aufstehen, um die Wanderung bei Sonne genießen zu können.


Ja, der Plan ist aufgegangen: nach einem kurzen Kaffee rüsten wir uns für den Hike: bei 7 Grad Morgentemperatur ist Zwiebellook angesagt: kurze Hose, lange darüber, T-Shirt, Pullover und Jacke, dazu Schal, Handschuhe und Rucksack. Nach einer Stunde kommt tatsächlich die Sonne zum Vorschein, schon darf sich die Jacke im Rucksack ausruhen. Der Wanderweg ist traumhaft schön, auf langen Serpentinen schrauben wir uns immer weiter hoch, während Quappo schwer beschäftigt ist, den unzähligen kleinen Squirrels hinterherzulaufen.

Die Aussichten sind umwerfend, immer wieder müssen wir stehenbleiben, um Fotos zu machen. Nach 8 Kilometern und 600 Höhenmetern sind wir am Ziel: der Swatooth-Lake erstrahlt vor uns. Die mitgebrachten Salamibrötchen schmecken hier doppelt so gut, die haben wir uns auch redlich verdient.

Runter geht’s viel schneller, unten angekommen ist der Himmel wieder zugezogen: also, heute alles richtig gemacht: Zurück an unserem Traumplatz werden die Füße hochgelegt, umgehend ertönt ein wohliges Schnarchen vom Sofa.

Nach gefühlten 20 Stunden Durchschlafen sind Frodo und Quappo am nächsten Morgen wieder topfit und toben bei der Morgenrunde. Das Wetter verspricht einen Sonnen-Wolkenmix, regnen soll es nicht. So machen wir uns heute an die Hausarbeiten: Wäsche waschen, Brot backen, Wohnstube durchfegen, Außenstaubox reparieren. Hans-Peter hat gute 4 Stunden zu tun, die Box wieder richtig fest zu bekommen, eine Horrorvorstellung, wenn sie während der Fahrt abbrechen würde.

Bei unserer Morgenrunde sehen wir einen interessanten Camper auf der Seite stehen. Gleich wird das Fenster geöffnet und ein „Hi“ kommt uns entgegen. Ein bisschen Smalltalk, dann gehts zurück zum Frühstück. Wir räumen alles zusammen, machen uns auf zum Stanley Lake.

Allerdings kommen wir da nochmals bei dem Camper vorbei, halten an und wollen den Beiden nur kurz unsere Visitenkarte in die Hand drücken. Aus dem kurz in die Hand drücken werden dann allerdings 1,5 Stunden 🙂 – die beiden, Mike und Karin aus Washington State, sind super lieb und sehr interessiert an unserem Auto und unserer Reise. Sie bewirtschaften eine richtig große Baumschule in Zillah, ziehen im Jahr Millionen von Äpfel- und Kirschenbäume groß. Ihr Plan ist, auch irgendwann länger zu reisen, aber der Betrieb hält sie noch davon ab. Vielleicht konnten wir sie ein wenig inspirieren, ihren Plan in die Tat umzusetzen ??

Am Stanley-Lake gibt es eine kleine Spazierrunde, der See ist sehr schön, mit richtigen kleinen Sandstränden und einem netten Campingplatz – hier kann man es aushalten. Danach gibt es noch eine Stippvisite zum Redfish-Lake – ein riesiger See, auf dem große Segelboote herum schippern. Ein Schild auf der Anfahrtstrasse zeigt, dass alles Campingplätze „full“ sind, scheinbar ein sehr beliebtes Ausflugsziel.

Wir finden an einem kleinen Bach ein Plätzchen, grillen abends ein paar Würstchen für uns (und die Jungs) am Lagerfeuer.

Donnerstag, der 10.08. – die Sonne strahlt schon morgens mit voller Kraft vom Himmel. Nach der Morgenrunde, unserem ausgiebigen Frühstück und einer Lektion „Duolingo“ fahren wir auf dem Scenic Highway nach Ketchum. Die Strecke ist traumhaft schön, die Berggipfel der Sawtooth-Berge entfernen sich immer weiter, das Tal wird breiter die Berge werden baumlos – eine ganz gefällige Landschaft. In Ketchum parken wir, ziehen die Stiefel an und wandern einen 8 Kilometer langen Loop. Der Anstieg geht steil bergauf, die Jungs lassen die Zunge bis zum Boden hängen. Die Wiesen sind eine Farbenpracht, so viele verschiedenen Blümchen haben wir schon lange nicht mehr gesehen.

Unterwegs findet sich noch ein Denkmal von Ernest Hemingway, er hat hier seine letzten Jahre verbracht. Und ein zweites Denkmal weist auf den ersten Skilift der Welt hin, der hier 1936 erbaut worden war – also ein sehr geschichtsträchtiger Weg !!!

Ketchum ist ein beeindruckend hübsches, unfassbar schön gepflegtes Örtchen, mit richtig schicken Häuschen, Unmengen von Golfplätzen und blühenden Parkanlagen. Das naheliegende Skigebiet Sun Valley sieht vielversprechend aus, man kann verstehen, dass sich hier die Hollywood-Legenden einen Zweitwohnsitz erbaut haben.

Abends landen wir am Silver Creek, ein tiefblauer Bach, an dem sich wohl gut angeln lässt. Unser freundlicher Nachbar Billy gibt uns ein paar Tipps für die Umgebung, das werden wir morgen umsetzen !!

Als erstes machen wir uns nach dem Frühstück auf zu einem kleinen Naturreservat am Silver Creek, es scheint ein Anglerparadies zu sein (Angeln ist – so weit ich das beurteilen kann 🙂 – übrigens der absolute Lieblingssport aller Amerikaner,) wir beobachten die Flugkünste der Kolibris, sehen dicke Lachse im klaren Wasser und lesen auf einem Aushang am Visitorcenter, dass es am nächsten Abend einen Event für Sternengucker gibt. Auch ein anderer Nachbar auf dem Stellplatz hat ein riesiges Teleskop aufgebaut, er klärt uns auf, dass heute und morgen ganz viele „Perseiden“ zu sehen sind.

Weiter geht es zu einem alten, sehr besonderen Shop am Highway – ein Paradies für Fliegenfischangler: es gibt Millionen von Fliegenködern, in allen Farben, Formen und Preisklassen – sehr beeindruckend.

Der nächste Tagespunkt: Crater of the Moon National Monument: ein riesiges Lavafeld, etwa 15.000 Jahre alt, alle paar Jahr gibt es Ausbrüche, der letzte ist 2.000 Jahre her. Wir haben Glück, heute ist die Erde ganz ruhig. Von der Ferne sieht es so aus, als ob ein Bauer mit einem riesigen Pflug seinen schweren Boden umgepflügt hat. Ab uns zu wächst ein Bonsai-Bäumchen windschief aus dem Lava, ansonsten ist alles trostlos schwarz. Ein bisschen kommt schon das Gefühl auf, dass man gerade auf einem anderen Planeten gelandet ist – allerdings holen einen die vielen Fahrzeuge, die herumfahren, gleich in die Realität zurück.

Auf jeden Fall eine beeindruckende Landschaft !!

Abends arbeiten wir den letzten Tipp von Billy ab: ein Rodeo in dem kleinen Örtchen Carey ! Auf dieses Spektakel freuen wir uns sehr, gebannt schauen wir zu, wie immer mehr Pickups, Pferdeanhänger, Cowboys und Kinder auf das Gelände stürmen. Heute findet das Kinder-Rodeo statt, die Erwachsenen sind erst morgen dran. Wir sind mittendrin im Geschehen: überall rennen kleine Cowboys und Cowgirls herum, die Essständen verkaufen leckere Hamburger, Waffeln und riesige Eiskugeln, Pferde und Rinder stehen neben dem Zaun.

Nun geht es los: zwei junge Reiter tragen die Flagge, die Nationalhymne ertönt, alle Besucher stehen auf, halten sich die Hand ans Herz – der Nationalstolz ist mit jedem Nerv spürbar. Als erstes sind die „Sheep-Rider“ dran: schon die Allerkleinsten (manche können gerade laufen) werden auf den Rücken von Schafen gesetzt und in die Arena gelassen. Die meisten liegen nach dem ersten Meter im Dreck, ein paar halten sich wacker bis in die Mitte der Arena. Ab und zu fließen ein paar Tränchen, aber sofort werden die Kleinen vom Clown, Mama und Papa getröstet.

Nächster Programmpunkt ist Steckenpferdreiten, das machen die Kleinen alle mit voller Begeisterung. Nun dürfen die größeren Kinder in die Arena und ihr Glück auf dem Rücken von Kälbern probieren. Am Ende sind die „richtigen“ Reiter auf ihren Westernpferden dran, hier scheitern viele an der eigen Nervosität bzw. der ihres Pferdes. Man sieht Abstürze, Verweigerungen und viele, die vom Kurs abkommen – scheinbar ist das doch gar nicht so einfach. Mittlerweile ist es dunkel, es ist kalt, so fahren wir schnell zu unserem Stellplatz zurück.

Hier angekommen, leuchtet der Sternenhimmel schon in voller Pracht. Hans-Peter schaut beim Nachbar durch das überdimensionierte Teleskop und wird im Schnellkurs zum Astronom ausgebildet. Tatsächlich sehen wir einige Sternschnuppen, mal sehen, ob alle Wünsche in Erfüllung gehen.

Nach diesem Powerprogramm brauchen wir einen Ruhetag: so suchen wir uns ein paar Kilometer weiter am Silver Creek ein ruhiges Plätzchen, schwimmen im klaren, recht kalten Wasser und planen die weitere Route. Zum ersten Mal kommt der aus Deutschland mitgebrachte Windschutz zum Einsatz, er erweist uns einen guten Dienst, denn hier weht es ganz ordentlich. Abends gesellen sich wieder unzählige ungeladenen Gäste zu uns: Millionen Eintagsfliegen kommen durch die kleinsten Ritzen in unser Wohnzimmer.

Alle Hausarbeiten sind erledigt, die Toilette ist sauber, wir sind wieder frisch nach einem Bad im kalten Wasser des Snake Rivers. Hier gibt es einen kleinen Pool im Flußbett, so können wir herrlich mit den kleinen Fischchen schwimmen.

Sonntags (13.08.2023) machen wir uns auf in die Stadt Twin Falls. Unser erster Tagespunkt: eine Wäscherei ansteuern. Wie überall, haben die Geschäfte Sonntags geöffnet, das ist echt praktisch, so müssen wir uns nie Gedanken machen, welchen Wochentag wir gerade haben. Kalender und Termine sind mittlerweile Fremdwörter geworden, in unserem Reisealltag brauchen wir sie nicht mehr 🙂

Nach 1,5 Stunden sind die Betten frisch überzogen, die T-Shirts sauber im Schrank, die Handtücher flauschig und porentief rein. Zufrieden mit der Tagesleistung schauen wir uns die Shoshone-Falls an, ein hübscher Wasserfall, der tatsächlich höher sein soll als die Niagara-Fälle. Zu einer anderen Jahreszeit ist er sicher beeindruckender, die Wassermassen sind gerade nicht so mächtig. Abends noch ein Einkaufsbummel durch den Walmart, der Parkplatz eignet sich hervorragend als Nachtquartier – es ist erstaunlich ruhig. Ansonsten sieht die Stadt aus wie gefühlt jede Stadt in den USA: unzählige Shopping-Malls mit allen bekannten Fastfood-Ketten, Wohnviertel mit riesigen Häusern und Grundstücken, dazwischen 6-spurige Strassen – also ein Flächenproblem haben die hier augenscheinlich nicht !!!


Montagmorgen nutze ich die Chance, gehe nochmals kurz einkaufen, dann fahren wir raus aus der Stadt, weiter geht es ein Stück Richtung Osten und Richtung Berge – wir kommen schon langsam wieder nach Wyoming (war eigentlich gar nicht geplant). Unterwegs ein kurzer Stopp im Potato-Museum mit einem leckeren Zwischensnack – die Idaho-Kartoffeln schmecken ausgesprochen lecker.

Nach 3 Stunden auf dem gut ausgebauten Highway finden wir an unserem bekannten Snake River ein Plätzchen mit ein paar kleinen Seen. So hüpfen wir alle ins klare, kühle Nass, bei 35 Grad ist das einfach herrlich.

Am Snake River entlang geht unsere Tour weiter, wir wollen den Fall Creek Falls anschauen – ein Tipp von einem freundlichen Einheimischen, der uns gestern angesprochen hatte. Erst einmal fahren wir an dem Parkplatz vorbei, es gibt keinerlei Hinweise ?? Na gut, irgendwo hier in der Nähe müssen sie sein ?? Wir fragen uns durch, bis wir schließlich den kleinen Pfad, der zum Aussichtspunkt führt, finden. Fotos sind gemacht, nun nur noch ein nettes Plätzchen für den Rest des Tages finden – bei den vielen Möglichkeiten fällt das nicht schwer. Direkt am Wasser parken wir, das Plätschern des Rivers ist total beruhigend und entspannend.

Nach dem Weckruf der Sonne und einem schnellen Morgenkaffee machen wir uns auf zum Palisades Creek Trailhead. Auf wunderschönen Wegen kommen wir nach 8 Kilometer zum Ziel: dem Lower Palisades Lake. Die Füße dürfen sich im kalten Wasser erholen, die mitgebrachten Bagels lassen wir uns schmecken, die Bananen werden brüderlich geteilt. Unterwegs treffen wir nur ein paar vereinzelte Wanderer und Reiter, ansonsten sind wir ganz alleine. Leider lässt sich auch kein Elch und kein Bär blicken -eigentlich schade !!!

Vier Stunden später kommen wir müde und glücklich bei Henriette an, fahren ein paar Kilometer zu einem Plätzchen direkt am See und alle – außer Frodo – gehen eine Runde schwimmen. Am Abend gesellen sich die Nachbarn zu uns, begutachten neugierig unser Auto – wie immer sind wir eine Attraktion. Von hier aus sind es nur noch ein paar Kilometer zum Grand Teton NP, so beschließen wir kurzerhand, diesen Park auch noch mitzunehmen. Beim Morgenspaziergang lernen wir Joschka kennen, einen Dalmatiner, der auf deutsche Kommandos hört ?? Schnell ist die Sache aufgeklärt – die Besitzer des riesigen amerikanischen Wohnmobilmonsters sind tatsächlich auch Deutsche, wir können also auf die deutsche Sprache wechseln. Von Ihnen erfahren wir, dass Joschka ein „richtiger“ Servicehund ist und im Flugzeuge einfach im Passagierraum mitfliegen darf ?? Vielleicht sollten wir unsere 2 auch mal ausbilden ??

Das Wetter ist perfekt, so bestaunen wir kurze Zeit später die herrliche Teton-Range Gebirgskette – zusammen mit Tausenden anderen Touristen 🙂 Wir hatten ja schon gedacht, dass in den Sommermonaten die Parks sehr voll sind, aber diese Besuchermassen haben uns dann doch überrascht. Trotzdem, der Park ist wunderschön, wir sind froh, diesen Abstecher gemacht zu haben.

Im Park selbst sind alle Campgrounds belegt, so fahren wir eine Forststrasse auf dem gegenüberliegenden Berg hinauf, hier gibt es unzählige Campmöglichkeiten. Auch diese Plätze sind gut besucht, aber wir finden schließlich ein nettes Plätzchen. Kaum haben wir Henriette geparkt, da sehen wir doch weiter hinten einen großen MAN stehen ?? So ein Zufall, das sind Tracksaroundtheworld, zwei Deutsche, mit denen wir über Instagram schon Kontakt hatten, die wir aber persönlich noch nicht getroffen haben. Ein großes Hallo, Karin und Oliver sind genauso überrascht, dass wir sie hier aufgestöbert haben. Bei einem Gläschen Wein und einem gemeinsamen Abendessen erzählen wir voneinander – bis ein plötzlich Regenguss unsere Gespräche abrupt unterbricht. Schnell muss alles zusammengepackt werden, mittlerweile ist es auch dunkel geworden.

Freitagmorgen, 18.08.2023, verabschieden sich Karin und Oliver, mal sehen, wann wir uns wieder über den Weg laufen ?? Unsere Hunde haben hier auf dem Platz 3 neue Freunde gefunden, so sind sie vor dem Frühstück schon ausgetobt.

Heute gibt es nur eine kleine Wanderung von knapp 4 Kilometern – die haben es aber ganz schön in sich. Der Pfad geht steil den Berg hinauf, es will gar kein Ende nehmen. 370 Höhenmeter in einer guten halben Stunde, da ist mein Pulsschlag ebenfalls steil in die Höhe geklettert !! Tagesleistung erbracht, nun suchen wir uns einen gemütlichen Platz am Palisades Reservoir.

Am See angekommen, kommt das Wasser doch tatsächlich von oben – das war so nicht geplant ?? Den Kaffee gibt es daher im Auto, das Schwimmen vertagen wir auf den nächsten Tag.

Auch am nächsten Tag haben die Wolken die Vorherrschaft übernommen, die Sonne blitzt nur ab und zu durch die Wolkendecke. Unsere Fahrt geht durch einen kurzen Teil von Wyoming am Touristenhotspot Bear Lake vorbei Richtung Salt Lake City in Utah. Ein riesiges, dicht besiedeltes Tal erstreckt sich vor uns mit viel Industrie, dem großen Salzsee im Hintergrund und den Bald-Mountains auf der anderen Seite. Einen Stellplatz finden wir hoch oben auf dem Berg, nach einer richtigen Kraxeltour für Henriette. In jeder Serpentinenkurve versteckt sich ein Pickup mit ein paar Jugendlichen, die hier mit Pistolen und Gewehren in die Canyons schießen – ein für uns recht merkwürdiges Samstagsabendvergnügen ?? Oben angekommen bietet sich eine spektakuläre Aussicht auf diese Metropolregion. Bei Nacht wird es noch schöner, die Lichter der aneinandergereihten Städte funkeln um die Wette. Glücklicherweise sind die schießwütigen Jungs alle nach Hause gefahren, erst am nächsten Morgen werden wir früh von den ersten Geländemaschinen, die hier lautstark hochrattern geweckt.

Sonntag, der 20.08.2023: heute wollen wir uns die Tempelanlage der Mormonen in Salt Lake City anschauen. Ein Parkplatz ist schnell gefunden, die Strassen in der Innenstadt sind riesig breit, alles scheint wie ausgestorben. Unsere Augen suchen den großen Tempel mit dem Posaunenengel – wir können ihn nicht finden ?? Beim Näherkommen erkennen wir das Problem: der ganze Bau ist abgesperrt und eingerüstet, der Engel wohl in der Kosmetikfarm. Besichtigt werden kann dafür das Tabernakel und der Versammlungsraum. Hier treffen sich Unmengen von Menschen, die aussehen, als ob sie gerade aus der Südsee eingeflogen seien. Wir fragen bei einem der freundlichen Mädchen, die die ganze Zeit mit der Bibel unter dem Arm herumlaufen und ihre Hilfe anbieten, nach: heute trifft sich die Gemeinde der mormonischen Tongaer hier in der Kirche. Sie feiern Gottesdienst zusammen, die meisten in einheimischer Kleidung (Männer tragen lange Röcke, die Frauen einen Bastrock über dem Kleid) und das in Oversize ?? Tatsächlich lesen wir später nach, dass in Salt Lake City über 9.000 Einwanderer aus Tonga leben, die mormonische Gemeinde hat ihnen den Start für ein Leben in den USA ermöglicht. Auffällig ist zudem, dass es kaum Normalgewichtige zu geben scheint, fast alle tragen Unmengen Kilos zu viel mit sich herum – auch das bestätigt uns die Recherche bei Google: die Tongaer gehört zu den fettleibigsten Völker der Erde !!!

Ein kurzer Stadtbummel um die große Tempelanlage herum, hier ist Sonntags tatsächlich kein einziges Restaurant, Geschäft oder Café offen – alles wirkt trostlos. Ein paar riesige Monumentalbauten zeugen von der Größe und dem Reichtum der Mormonen: alleine das Verwaltungsgebäude und das Kongresszentrum sind sehr beeindruckend.

Interessant war die Stadt, aber länger wollen wir uns hier nicht aufhalten. Hinter dem Zentrum geht es unmittelbar ins Gebirge, im Städtchen Evanston erledigen wir schnell ein paar Einkäufe. Hier beginnt der „Mirror Lake Scenic Byway“, den wir morgen fahren wollen. Kurz hinter der Grenze von Wyoming zu Utah findet man unzählige Campingmöglichkeiten neben der Strasse, perfekt für die Nacht. Wir sind immer wieder begeistert, wie viel Möglichkeiten die Bevölkerung hier hat, um am Wochenende und in den Ferien die Natur zu genießen – einfach toll.

Ein heftiger Sturm rüttelt uns morgens wach, wir müssen aufpassen, dass unser Frühstücksbrötchen nicht weggeweht wird. Die weitere Strecke ist wirklich super schön, wir klettern über Pässe von über 3.200 m, grüne Blumenwiesen und unzählige kleine Seen säumen unseren Weg. Beim Mirror-Lake machen wir eine Pause, umrunden den hübschen See und kommen mit ein paar ausgewanderten Deutschen ins Gespräch.

Nachmittags muss Henriette schon wieder ihre Kraxel-Qualitäten beweisen, es geht steil bergauf in den Uinta-Nationalforest. Auch hier gibt es wieder gute Stellplatzmöglichkeiten mit einer umwerfenden Aussicht auf Provo und den Utah-See. Zum Sonnenuntergang gesellen sich einige Autos zu uns, alle wollen das Spektakel von hier aus beobachten.

Am nächsten Morgen erklettern wir den Aussichtshügel, schauen uns Provo und den Utahsee von oben an, da sehen wir mit Schrecken eine riesige, dicke, schwarze Wolke heraufziehen. Sogleich wird der Rückzug angetreten, Frühstück gibts indoor in der Henriette – da platschert es schon laut auf unser Dach !! Auf der Weiterfahrt wird Henriette mal wieder richtig sauber, es schüttet in Kübeln von oben. Unser Ziel für heute sind die Bakers Hot Springs – warme Quellen im Nirgendwo. Um dahin zu gelangen, fahren wir rund 60 Kilometer Gravelroad, Henriette lässt dabei keine Pfütze aus. Die Strasse wir schlecht und schlechter, kurz vor dem Ziel wird es eine richtige Schlammpiste – Hilfe !!!

Hans-Peter kann gerade noch rechtzeitig wenden, ganz schnell entscheiden wir, die Hot Springs auszulassen :). So kommen wir nach 2 Stunden Piste mit einer total verdreckten Henriette in ein kleines Dörfchen mit riesigen Stallungen und Silos. Mit Google`s Hilfe finden wir heraus, dass es sich um eine Hühnerfarm handelt, der größte Eierproduzent der USA, etwa 42 Millionen Legehennen arbeiten für ihn – Tag- und Nacht, Sonn- und Feiertags !!

Nach der Kaffeepause der nächste Schreckmoment: Henriette geht an der Kreuzung einfach aus und lässt sich nicht überreden, weiterzufahren. Hans-Peter entdeckt bzw. hört, dass Luft ausweicht – er bekommt das dicht, das Auto fährt wieder. Allerdings nur bis zum nächsten Bremsen – wir stehen schon wieder. Also, das gleich Spiel nochmals und überlegen, was wir tun können. In dem kleinen Ort gab es eine LKW-Werkstatt, hier suchen wir Hilfe. Ein freundlicher Mechaniker kommt gleich zu uns, schaut sich das Problem an, lässt die gesamte Druckluft ab und sprüht Kontaktspray auf den Übeltäter. Er meinte, es wäre wohl Wasser in die Elektronik gekommen – waren wohl doch zu viele Pfützen ??

Bei der Probefahrt benimmt sich unser Mädchen tadellos, so beschließen wir, unsere Route weiterzufahren. Bei den Sevier-Lakes (große ausgetrocknete Salzseen) machen wir halt, genießen die beeindruckende Kulisse und Hans-Peter befreit die Fenster und Lichter von den Schlammkrusten.

So gerüstet geht es am nächsten Tag weiter zum Great Basin Nationalpark – der einzige Nationalpark Nevadas und der einzige Park, der keinen Eintritt kostet – es verirrt sich nämlich kaum jemand hierher. Imposant ist der Wheeler Peak mit knapp 4.000 Metern, der hier in der Wüste herausragt. Auch gibt es hier den ältesten Baum der Welt: den Methuselah, eine knapp 5.000 (!) Jahre alte Borstenkiefer. Im Visitorcenter bekommen wir die Information, dass es einen schönen Wanderweg zum Lexington Arche gibt – sogar erlaubt für Hunde. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen und machen uns auf zu dieser Tour. Eine dicke schwarze Gewitterwolke begleitet uns auf der gesamten Strecke, aber sie ist anständig und lässt ihr Wasser ein paar Kilometer weiter ab. Um den Park herum ist alles BLM-Land, schnell findet sich ein passendes Gute Nacht Plätzchen.

Nachts hört man hier die Sternschnuppe vom Himmel fallen – es ist wirklich unfassbar ruhig !! Nun wollen wir auch die Serpentinenstrasse bis zum Wheeler-Peak hochfahren – eigentlich für Fahrzeuge über 24 Fuß nicht erlaubt ?? Henriette ist durch das Ersatzrad ein bisschen länger, aber keiner prüft hier und so können wir die schöne Panoramastrasse bis oben hin erklimmen. Auf den Berggipfeln sieht man ein paar Schneefelder, kleine Gletscher und tatsächlich wachsen bis oben hin die Borstenkiefern. Hunde sind wie immer nicht erlaubt auf den Wanderwegen, so gibt es halt nur kurze Fotostopps. Kaum sind wir oben angekommen, wird es dunkel: eine riesige Gewitterwolke schiebt sich ins Bild, kurz darauf tropfen dicke Regenwolke vom Himmel.

Weiter geht es durch menschenleere Gebiete auf schnurgeraden Strassen, ab und zu nicke ich weg, diese Fahrt ist echt einschläfernd. Hans-Peter bleibt glücklicherweise wach und so erreichen wir unbeschadet unseren Stellplatz: ein kleiner, kostenfreier Campingplatz, der für OHV -Fahrzeuge (Spassfahrzeuge, mit denen man hier durch die Gegend brettern kann) gedacht ist.

Samstag, der 25.August. 2023: nach gut 20 Kilometern erreichen wir den Cathedral Gorge State Park, ein ganz kleiner, aber nichtsdestotrotz sehr beachtenswerter Park. Wir kommen uns vor wie in der Miniaturausgabe des Bryce NP bzw. von Göreme: hübsche Sandsteintürm-chen bauen sich vor uns auf, man hat wirklich das Gefühl, in einer traumhaften Kathedrale mit vielen Türmen zu stehen, wobei der Himmel das Dach ist.

Wahrscheinlich hat sich auch Gaudi hier die Inspirationen für die Sagrada Famlilia geholt – wer weiß ?? Mit den Hunden laufen wir eine Runde durch den Park, Quappo schafft es gerade noch so zum Auto zurück, so hohe Temperaturen vertragen die Südafrikaner einfach nicht 🙂

Mittags geht es 5 Meilen weiter zu einem Naturteich, in dem man wunderbar baden kann. Sauber und erfrischt geht es zum nächsten Wüstenstellplatz. Stellplätze (wirklich schöne, mit Toiletten und Mülleimern) gibt es in der Gegend wie Sand am Meer – und wir stehen immer alleine ??

Samstagmorgen wird erst einmal das Geburtstagsständchen für meinen Bruder überbracht, früh suchen wir schon den Schatten, es wird ein heißer Tag. 80 Kilometer weiter erreichen wir den Upper Pahranagat Lake, ein nettes Plätzchen für einen faulen Sommertag. Quappo ist glücklich, der Strand gerade vor der Haustür, wir Zweibeiner dürfen leider nicht ins Wasser, es ist ein Naturschutzgebiet.

Gegen Abend laufen wir den Rundweg um den See, sehen dabei 2 Wüstenkaninchen und jede Menge Enten, Vögel und Eidechsen. Bei Dämmerung kommen dann die üblichen Verdächtigen dazu: es summt um uns herum , wir fliehen ins Innere. Ausnahmsweise schauen wir heute mal „Fernsehen“: die ersten 3 Teile der Verfilmung des „Schwarms“. Das Buch hatten wir gelesen, als wir gerade in Tofino waren, so wussten wir genau, wo alles spielt. Bei den Waltouren auf der Baja hatten wir anfangs tatsächlich ein ungutes Gefühl, da die Szenen von den angreifenden Walen noch in unserem Kopf herumgespukt sind. Glücklicherweise waren unsere Wale aber lieb und nicht von der Gallerte infiziert !!

Sonntag, der 27.08.2023 – heute gehts nach Las Vegas in die Spielerhölle !!! Bei 41 Grad bleiben wir erst noch ein bisschen mit laufender Klimaanlage im Auto, mit der Dämmerung machen wir uns auf den Weg auf den Strip. Es ist eine irre Reizüberflutung, man weiss gar nicht, wohin man überall schauen soll. Unterwegs kommen wir nach Venedig, Paris, New York – alles innerhalb ein paar Kilometer – schon irre. Dazu so viele bekloppte Menschen – in wirklich allen Schattierungen. Ab und zu laufen wir durch die riesigen Spielhallen, um uns und den Hunde ein bisschen Kühlung zu verschaffen.

Von weitem sehen wir eine riesige Erdkugel aufblitzen – was ist das denn nun ?? Beim Näherkommen ist die Erdkugel verschwunden – jetzt sehen wir eine überdimensionale Weihnachtskugel ??

Später lösen wir das Rätsel auf: das ist die neu eröffnete Sphere, eine riesige Veranstaltungsarena, mit einer Höhe von 110 m derzeit das größte kugelförmige Gebäude der Welt. Natürlich auch der größte LED-Display (Baukosten 2,3 Milliarden US-Dollar) der Welt – alles gigantisch, beeindruckend, ein tolles Spektakel – wir sind am Staunen.

Gegen Mitternacht kommen wir auf müden Fußsohlen zurück zu unserem Parkplatz neben dem Hotel Rio, unsere Hunde krabbeln total fertig aufs Sofa und bewegen sich keinen Millimeter mehr – das war echt viel für die beiden !!

Nachts kühlt es kaum ab, wir haben ausnahmsweise mal nicht so gut geschlafen. Nach dem Einkaufen im tollen Geschäft WinCo entfliehen wir dem Getümmel und fahren wieder in die Wüste. Nach nur 20 Kilometer stehen wir in der totalen Einsamkeit am Lake Mead – was ein Unterschied zu der letzten Nacht ???? Wir gehen den Tag ganz gemütlich an, schwimmen im lauwarmen See, lassen die vielen Eindrücke langsam ins Gehirn sickern, während der Schweiss beim Nichtstun aus allen Poren trieft – es ist einfach unfassbar heiß !!!

Der Lake Mead liegt im Zentrum der Lake Mead National Recreation Area, einem riesigen Erholungs- und Naturschutzgebiet. Der See ist der größte künstliche See der USA, wegen seiner Größe und der Funktionen, die er für den Westen der USA erbringt, sehr wichtig. Der Stausee wurde 1936 fertiggestellt und dient der Erzeugung von Wasserkraft und als Speichersee für die Trinkwasserversorgung Süd-Kaliforniens und für die Bewässerung der Agrarflächen in Arizona, Nevada und Kalifornien. Dürre lässt den Stausee seit über 22 Jahren schrumpfen. Derzeit ist das Gewässer nur noch zu 27 Prozent gefüllt, an den ursprünglichen Stand von 1937 kam der etwa 170 km lange See zuletzt im Jahr 1999. Er ist geradezu ein Mahnmal für die Folgen des Klimawandels – das können wir hier mit eigenen Augen feststellen – sehr erschreckend !!

Der Platz ist einfach zu schön, um nur eine Nacht zu bleiben – also packt Hans-Peter das SUP aus und schon können wir in See stechen. Das Thermometer klettert unaufhaltsam auch heute beängstigend hoch – mittags kommen wir uns vor, wie auf dem Grill. Selbst in der Nacht kühlt es kaum ab, Frodo bleibt bis weit nach Mitternacht draußen im Sand liegen.

Bei dem Wetter müssen die Pläne geändert werden: es hilft alles nichts, erst in 3 Tagen soll es abkühlen ?? So machen wir uns (nach einem letzten Tauchgang) bei brütender Hitze auf ins „Valley of Fire“, ein State Park gleich hier um die Ecke. Der erste Eindruck ist „Wow“ – wo kommen denn plötzlich die ganzen roten Steine her ?? Alles ringsherum entlang der letzten 500 Kilometer war grau, sandig, grün und nun diese irre Farben !!! Sofort sind wir begeistert und saugen die Szenerie in uns auf.

Auf einer Panoramastrasse kann man den Park erkunden, überall gibt es Overlooks, Parkplätze und kleine Wanderwege. Am Ende der Strasse angekommen, sind allerdings alle Parkplätze blockiert und abgesperrt ?? Was soll das denn bedeuten ? Auf einem Hinweisschild bekommen wir die Erklärung: wegen übermäßiger Hitze sind diese Plätze im Juli/August komplett gesperrt, so kommen wir leider nicht zu unserem Ziel, der Fire Wave – schade ! Na gut, einen kleinen Spazierweg zum Rainbow Vista dürfen wir machen, die Hunde lassen wir bei laufender Klimaanlage im Auto, es ist einfach zu heiß für die Felltiere, sie verbrennen sich beim erstsen Schritt auf dem Weg die Hornhaut auf den Pfoten.

Ein wirklich super schöner Park, da hat sich die Natur vor ein paar Jährchen (genauer gesagt: vor 150 Millionen Jahren) mit der Gestaltung besonders viel Mühe gegeben. Nassgeschwitzt suchen wir später wieder einen Zugang zum Lake Mead, wir müssen uns abkühlen. Ein paar Meilen hinter dem Park finden wir einen perfektes Platz mit direktem Wasserzugang, alle Mann/Frau tauchen sofort ab.

Die Nacht war noch heißer als die vorige, das Hecheln der Jungs begleitet uns die ganze Nacht. Am Morgen kommt etwas Wind auf, aber auch das bringt kaum Abkühlung, man denkt, der liebe Gott hat einen riesigen Fön angestellt – schon wirklich sehr extrem.

Am frühen Nachmittag packen wir zusammen, ein Stück weiter haben wir auf Overlander einen Platz in einem Wald entdeckt, vielleicht ist es da etwas gemäßigter ?? Die Strasse führt am Hoover-Dam vorbei durch spektakuläre, unwirtliche Canyonlandschaften hindurch. Ein paar Meilen weiter werden die Hügel sanfter, aber immer noch wirkt alles sehr unwirtlich.

Kurz vor Kingman biegen wir auf die Big Wash Road ab, hier gibt es viele Stellplatzmöglichkeiten. Henriette ist geparkt, gerade wollen wir die Stühle herausholen, da schwirren plötzlichen Horden von Riesen-Wespen um uns herum – stehen wir etwa auf deren Nest ?? Schnell steigen wir wieder ein, das ist uns zu ungemütlich. Die Piste schraubt sich in vielen Serpentinen immer weiter hoch, bis wir ganz oben auf dem Windy Point Campground ankommen. Ein phantastischer Platz, alles schön hergerichtet – und wir ganz alleine ! Nur wie der Name schon erahnen lässt, windet es ziemlich heftig hier oben. Egal, wir weihen den funkelnagelneuen Feuerpit mit unseren Bratwürsten ein, beobachten dabei in der Ferne heftige Gewitterblitze. In der Nacht entladen die Gewitter schließlich direkt über uns, die Regentropfen prasseln die ganze Nacht aufs Dach. Ein Alptraum erscheint mir: kommen wir auf der Matschpiste da wieder heil runter ???

Am nächsten Morgen erst mal Bodenprobe: ja, es ist ziemlich schlammig und rutschig, das wird eine spannende Abfahrt. Es fängt erneut an zu regnen, so packen wir schnell zusammen und machen uns auf den Weg. Ab und zu muss ich die Luft anhalten, doch mein Fahrer und Henriette meistern die Abfahrt bravourös – ich bin erleichtert. Ein kurzer Abstecher ins Geisterdörfchen Chloride eine der ältesten Silberminen hier in den USA. Tatsächlich sieht alles wie ein zusammengeschustertes Museum aus, zum Teil lustig und schaurig zugleich.

Den ganzen Tag über fällt Regen vom Himmel, alles ist grau in grau, ab und zu kreuzen wir die alte Route 66. Vor Flagstaff biegen wir in ein Waldstück ein, unter den Pinien finden sich schon etliche weitere Camper. Aber es ist wirklich genug Platz für alle da – jeder hat hier seine Privatsphäre. Auf dem Weg zum Dog Lake entdecken wir am nächsten Tag noch Millionen anderer Camper – alle haben sich in den Wäldern gemütlich eingerichtet. Es ist ein langes Wochenende in den USA; am Montag, dem 04.09. ist Labourday, das wird ausgenutzt. Uns gefällt diese Art, das Wochenende zu verbringen, seht gut – mit Lagerfeuer, campen, ATV fahren, grillen ………. was will man mehr ??

Unsere Wanderung fällt heute richtig ins Wasser: oben am Ziel angekommen, fängt es an zu nieseln, es regnet sich richtig ein. Seit sehr langer Zeit spüre ich ein fast fremdes Gefühl: Kälte ??? Na ja, zurück am Auto gibt es trockene Klamotten und einen Kaffee – schon ist die Welt wieder in Ordnung.

In einem Waldstück hinter Flagstaff gesellen wir uns zu einer riesigen Camping-Gesellschaft, hier sind überwiegend Mexikaner anzutreffen. Musik tönt aus allen Ecken, Hunde bellen, die kleinen Buben brettern mit den ATVs über den Platz, es wird gegrillt, gekocht und Lagerfeuer brennen ringsum – also richtig was los hier. Kurze Zeit später fängt es an zu gewittern, schnell herrscht Stille auf dem Platz, alle ziehen sich ins Trockene zurück.

Sonntag, der 03.09.2023 – bei strahlendem Sonnenschein fahren wir die extrem schöne , atemberaubende, beeindruckende Panoramastrasse 89A durch den Oak Creek Canyon, eine Flussschlucht zwischen den Städten Flagstaff und Sedona. Der Canyon wird wegen seiner landschaftlichen Schönheit oft als kleiner Cousin des Grand Canyon bezeichnet – können wir so zustimmen. Hinter jeder Kurve kommen neue Felsmassive zum Vorschein, roter Sandstein strahlt in allen Variationen zwischen den Bäumen hervor, man kann sich – wieder einmal – kaum sattsehen. Klar, dass wir hier nicht alleine auf der Strasse sind, es herrscht hier richtiger Rummel. Auf den bekannten Wanderweg „West Fork Trail“ verzichten wir gerne – man steht hier eine Stunde an, um überhaupt auf den Parkplatz zu kommen -unfassbar ??

Sedona, „The most beautiful place in America“ urteilen Reiseexperten und im Willkommensgruß der übers ganze Jahr sonnenverwöhnten Destination heißt es gar: Sedona sei der schönste Ort auf Erden !! Tatsächlich beeindruckt uns das Örtchen mit der atemberaubenden Kulisse der roten Sandsteinfelsen des Red Rock Country auch sehr, man fühlt sich versetzt in einen typischen Westernfilm.

Nach so viel Eindrücken entspannen wir uns im Verde Valley, bevor es zum nächsten Sightseeing-Punkt geht: dem Montzuma-Castle National Monument. Das Castle ist eines der besterhaltenen prähistorischen Bauwerke Nordamerikas. Die Sinagua-Indianer haben hier ab dem 12. Jahrhundert in den Felsen gewohnt, die „Wohnungen“ kann man von unten gut erkennen. Ein strategisch perfekter Platz, Feinde konnte man schon von weitem gut erkennen.

So, auf einem einsamen Hügel inmitten von Kakteen kleinen Büschen verbringen wir eine ganz ruhige Nacht mit Blick in einen grandiosen Sternenhimmel.

Henriette wird von einigen vorbeifahrenden Neugierigen ausgiebig inspiziert, so brechen wir erst gegen Nachmittag auf nach Phönix. Diese Stadt ist auf eine gewisse Art beeindruckend: so viel Flächenverbau (man fährt über 100 Kilometer von der einen Ecke zur anderen) mitten in einer trockenen Wüste, auf 10-spurige Strassen geht es durch die City, dazu Hunderte von grünen Golfplätzen der Betonwüste ?? Alles mehr als fragwürdig ??

Unser Monster parkt vor Reinhards Werkstatt, wir wollen in der Sportsbar noch eine Kleinigkeit zu Abend essen: daraus wird leider nichts, heute am Feiertag hat wohl alles geschlossen. Na ja, in dem Liquor-Store um die Ecke gibt es ein paar Fertigprodukte für die Mikrowelle, die lassen wir uns im Auto schmecken.

Dienstag, der 05.09.: morgens kommt Reinhard mit seinem großen Camper vom langen Wochenende zurück und ist erstaunt, dass er uns vor seiner Tür vorfindet. Ein kurzes Schwätzchen, schon verabschieden wir uns zum 2ten Mal. Eine letzte Etappe vor der Grenze: nochmals Wäsche waschen in einem Waschsalon in Tuscon (die Waschsalons in den US sind einfach genial: riesige Maschinen, alles ist schnell sauber und trocken; in Mexiko haben wir solche Geschäfte bislang nicht gefunden), ein paar Kleinigkeiten einkaufen und einen letzten schönen Stellplatz in Arizona suchen: den Madera Canyon haben wir uns ausgeschaut, ein tolles Gebiet mit vielen schönen Wanderwegen und Stellplatzmöglichkeiten. Leider gibt es kein Tröpfchen Wasser in dem Bach – schade, im Frühjahr ist das sicher viel schöner hier. Zum Wandern ist es gerade eh zu heiss, so verbringen wir den Abend nach einer kleinen Runde mit einem Glas Wein unter dem Sternenhimmel.

In Gedanken lassen wir die letzten 3 Monate Revue passieren: ungeplant haben wir noch so viele schöne Ecken der USA kennengelernt (Lake Tahoe, Idaho, Nord-Utah) – gerne würden wir die nächsten Wochen hier noch weiter auf Entdeckungsreise gehen. Echt nervig, dass wir immer nur 3 Monate im Land bleiben dürfen, dafür ist die USA einfach viel zu groß und vielfältig. Auch die Menschen haben uns wieder alle herzlich und offen empfangen, überall fühlten wir uns willkommen, auch die Hunde waren kein Problem. Mal sehen, ob wir irgendwann einmal wiederkommen – ausschliessen tun wir das keinesfalls.

06.09.: mal wieder ein aufregender Tag: nach einem schnellen Walmart-Einkauf fahren wir über die US-Border: 2 junge Grenzbeamte sehen uns kommen und rennen gleich zu uns: so ein tolles Fahrzeug !! Was wir vorhaben, wo wir überall in Amerika waren, ob es uns gefallen hat ????? Die beiden sind total nett, ein paar Minuten später sind wir schon in Mexiko. Dort sorgen wir für größere Aufregung: nein, nicht über diese Spur, wir müssen zurückfahren, eine andere Spur nehmen, der Chef muss hinzu geholt werden ?? Wie immer spricht hier keiner ein Wort englisch, mit Händen und Füßen erklären wir, dass Henriette ein „casa rodande“ – ein Wohnmobil ist. Nach einem kurzen Blick ins Innenleben sind die Beamten zufrieden und lassen uns einreisen. 20 Kilometer weiter kommen wir an das Einreisebüro, auch hier geht es schnell und unkompliziert: wir bekommen das Touristenvisum für 180 Tage problemlos ausgehändigt.

So – nun sind wir also wieder in Mexiko !!!!!!!!!