Heimreise

Über die Rückfahrt haben wir uns viele Gedanken gemacht, da Corona ja wieder überall im Vormarsch ist. Allerdings hätten wir nie damit gerechnet, dass Corona überhaupt kein Problem wird – dafür aber ganz andere Hindernisse !!

Über eine die kleine Grenze vor Bitola kommen wir problemlos nach Nordmazedonien. Das Wetter ist richtig schön und so entscheiden wir spontan, uns noch die Hauptstadt Skopje anzuschauen. Mitten in der Stadt findet sich ein privater, bewachter Stellplatz hinter einer Waschanlage – perfekt für eine Nacht. in 5 Minuten sind wir mitten in der Stadt und bestaunen die Vielseitigkeit der Stadt: es gibt riesige, neu erbaute Prachtbauten (die gar nicht so richtig ins Stadtbild passen), einen schönen alten, lebhaften Basar, einen Triumphbogen und unfassbar viele Statuen.

Bauwerke und Monumente aus verschiedenen Epochen prägen das Stadtbild, es sieht alles ziemlich zusammengewürfelt aus. Skopje wurde 1963 von einem schweren Erdbeben erschüttert, nahezu die ganze Altstadt wurde dem Erdboden gleichgemacht. Mit internationaler Hilfe wurde Skopje wieder aufgebaut, der japanische Architekt Kenzo Tange entwickelte für die Stadt einen Masterplan.

Es geht noch hinauf auf die alte Festung, hier haben wir einen schönen Überblick über diese eigenartige Stadt. 3 Stunden Fußmarsch machen müde, hungrig und durstig – also verdrücken wir einen super leckeren Döner (der erste auf der ganzen Reise), besorgen uns am Kiosk noch 2 Dosen Bier und legen zu Hause in der Henriette die Füße hoch.

Das Reiterstandbild von Alexander dem Großen ist unglaubliche 22 m hoch und beeindruckt wirklich sehr.

Alexander der Große in Übergröße

Sonntags machen wir noch unseren Einkauf – ist hier ja nirgends ein Problem, da alle Läden immer geöffnet haben. Allerdings gibt es in keinem Geschäft Alkohol zu kaufen, wir sind hier anscheinend im muslimischsten Teil Nordmazedoniens. Das letzte Dinars werden vertankt (der Diesel kostet nur 1,18 Euro) und weiter geht es über die nächste Grenze nach Serbien.

Auch hier ist der Grenzübergang problemlos, der nette Beamte schaut kurz ins Auto, hält ein bisschen Smalltalk und schon sind wir in Serbien.

Wir fahren gemütlich über die Landstrasse, auch hier liegt überall sehr viel Müll herum und die Dörfchen wirken sehr trostlos. Hier sieht man keinen Moschee mehr, dafür jede Menge Kirchen und Klöster. Dank der App IOverlander finden wir einen tollen Platz an einem kleinen Flüsschen, genießen eine absolut ruhige Nacht.

Die nächste Strecke wollen wir doch auf der Autobahn hinter uns bringen, es sind rund 180 Kilometer (für 80,– € Maut !), die wir auf der schnurgeraden Strasse fahren. Abends stehen wir hinter Belgrad an der Donau -einer der schlechtesten Stellplätze auf der ganzen Tour: es ist so unglaublich vermüllt, dass man am liebsten sofort einen Sack nehmen und aufräumen möchte. Am 30. November überqueren wir die nächste Grenze nach Ungarn: hier wird tatsächlich der Hundepass kontrolliert und schon sind wir wieder in der EU !!

Sofort fällt auf, dass wir in einem anderen Land sind: es ist unglaublich sauber, aufgeräumt, modern, die Strassen sind gut in Schuss und es stehen keine Schafe drauf rum. Abends finden wir einen Platz an einem Strandbad, alles ist perfekt gestaltet und schön gemacht.

Ab hier gibt es keine Fotos mehr, das haben wir vor lauter Werkstattbesuchen ganz vergessen 🙂

So, am nächsten Tag wollen wir bis zur österreichischen Grenze – allerdings fängt Henriette morgens an zu stottern ?? Wir sind unsicher, ob wir weiterfahren sollen und beschließen, die nächste Werkstatt anzufahren. 5 Stunden werkeln die Mechaniker an Henriette herum, wechseln die Dieselfilter, reinigen den Tank, pumpen 400 Liter Diesel in Kanistern ab (dabei platzt auch mal der Schlauch und alles ist voll mit Diesel, Henriette wird gleich abgeduscht :)) und wieder in Henriette hinein.

In Dunkelheit fahren wir ein paar Kilometer ans Donauufer, ein schöner Platz, aber leider regnet es in Strömen. Alles ist nass, die Hunde müffeln in ihrer Höhle vor sich hin.

Frohgemut fahren wir nach dem Frühstück weiter – genau 5 Kilometer später stottert Henriette wieder ??? Also, was tun ?? In der nächsten Stadt, Stuhlweißenberg, finden wir eine große Iveco-Werkstatt. Hier das gleiche Prozedere: die Mechaniker basteln wieder mit 5 Mann über 4 Stunden am Motor herum. In der Zwischenzeit gehe ich mit meinen Jungs bei Dauerregen auf dem Acker spazieren. Wie immer lasse ich sie von der Leine – 2 Sekunden später hüpfen 5 Hasen auf dem Acker herum und meine Jungs sind erst mal weg !!!!!

Nach dem kleinen Spurt gilt wieder Leinenpflicht – ist auch gut so, denn um die nächste Ecke wartet eine Gruppe Rehe – so viel Wild haben wir seit 4 Monaten nicht mehr gesehen. Zurück in der Werkstatt lautet die Diagnose, dass der Turbolader nicht mehr ganz in Ordnung sei. Sie hätten das aber notdürftig repariert und das Auto sollte gut bis nach Deutschland kommen.

Weiter geht die Fahrt – und was soll ich sagen: Henriette stottert weiterhin. Also, aller guten Dinge sind drei: am nächsten Tag (mittlerweile Freitag, der 01.12.) fahren wir in Györ die MAN-Werkstatt an. Hier hat man leider erst mal keine Zeit für uns, erst am späten Nachmittag schauen die Mechaniker nach unserem Patienten. Die dritte Werkstatt, die dritte Diagnose: die Filter waren es nicht, der Turbolader ist in Ordnung, es könnte an der Einspritzpumpe liegen ??? Die müsste aber ausgetauscht und an Bosch geschickt werden – das würde mindestens eine Woche dauern. Eigentlich kein Problem für uns, aber was machen wir ohne Herberge mit unseren 2 kleinen Fellnasen ?? Welches Hotel nimmt uns auf – dreckig, nass und müffelig ?? Keine Option !

Die Fachleute von MAN versichern uns, dass wir mit dem Fahrzeug problemlos bis nach Deutschland fahren können, halt langsam (schneller als 80 fahren wir eh nie) und möglichst wenig schalten, bremsen und kuppeln. Vorsichtshalber gibt uns der nette Mann eine Liste mit allen MAN-Werkstätten in Österreich und Deutschland mit auf den Weg.

Samstags wollen wir hinter Györ über die Grenze: schon gibt es das nächste Problem: Fahrzeuge über 3,5 t dürfen hier nicht drüber. Also 20 Kilometer weiter zur nächsten Grenze – auch hier das gleiche unheilvolle Schild. Ok., an der nächsten Grenze muss es doch gehen – aber auch steht das gleiche Verbotsschild. Hans-Peter läuft zur Grenzstation und fragt bei dem österreichischen Beamten nach: keiner weiss so genau Bescheid, irgendwann bekommen wir die Antwort, dass wir nur in Nickelsdorf über die Autobahn die Grenze passieren können. Also noch schnell online ein Pickerl für Ungarn gekauft und die 80 Kilometer zurück.

Fast 3 Stunden haben wir durch diese Aktion verdaddelt und unsere Laune ist ziemlich im Keller. An der Autobahngrenze ist natürlich auf unserer Spur kein Mensch zu sehen – LKW´s dürfen am Wochenende nicht über die Grenze ?? Total entnervt finde ich einen österreichischen Beamten, der sich uns annimmt. Er ist total nett und winkt uns einfach über die Grenze (Corona interessiert ihn übrigens gar nicht). So schaffen wir es tatsächlich noch, abends die deutsche Grenze zu überqueren. Eigentlich können wir es gar nicht glauben, aber hier gibt es gar keine Kontrolle: ein armer Polizist, der Samstagabends bei Regen Dienst hat, winkt uns durch. Kurz vor Passau stehen wir nun im Schneematsch auf einem riesigen Stellplatz.

Sonntags starten wir die letzte Etappe, Henriette stottert nur ein paar Mal und wir kommen gegen 19.00 Uhr glücklich zu Hause an.

Trotz der verkorksten Heimfahrt war es eine supertolle Tour und wir freuen uns schon auf die nächste Reise !!