Guatemala

Flores

Freitag, der 01.03.2024, wir machen uns gleich nach dem Frühstück auf den Weg zur Grenze. Es sind nur ein paar Kilometer, schon stehen wir vor dem belizischen Grenzhäuschen. Hier geht alles recht einfach und organisiert zu: am ersten Schalter bezahlen wir die 20,- € Ausreisegebühr (!) pro Kopf, am nächsten Schalter wird der Austritt im Pass gestempelt, dann zum nächsten Schalter, das TIP und die Henriette im Pass ausstempeln – das war recht einfach. Wir fahren langsam weiter, kommen auf guatemaltekisches Gebiet. Hier muss Henriette als erstes wieder mit irgendeinem Pilzmittel besprüht werden (ist zwingend und muss auch bezahlt werden, dann stehen wir mit unserem riesigen Fahrzeug einfach im Weg rum ?? Die Beamten fuchteln mit den Armen herum, dass wir hier aussteigen und die Formalitäten erledigen müssten, dass Auto kann hier mittendrin stehen bleiben. Alles wirkt total chaotisch, gleich kommen 5 Männer auf uns zu, die uns bei dem Grenzübertritt helfen wollen. Erst einmal lehnen wir ab, wäre doch gelacht, wenn wir das nicht alleine schaffen würden. Im Gebäude selbst sind nur wenige Schalter besetzt, die meisten Grenzbeamten sind beschäftigt mit Daddeln, Essen, Trinken und Schwätzchen halten. Nach ein paar Minuten werden wir gnädigerweise bemerkt und bekommen den Pass gestempelt. Nun brauchen wir noch den TIP fürs Auto – das wird eine längere Prozedur. Nach weiteren 10 Minuten warten nimmt der Beamte unsere Papiere (wir haben schon alle benötigten Unterlagen in Kopie bereit) und stellt fest, dass er noch eine Kopie des Ausreisestempeln von Belize benötigt. Dafür müssten wir ein paar Meter weiter zu dem Kiosk, die können das machen. OK, wird erledigt, natürlich spricht hier kein Mensch englisch und bezahlen sollen wir in Quetzal ?? Na ja, unsere US-Dollaer werden schließlich (zu einem für sie sehr guten Wechselkurs) auch akzeptiert, wir bekommen unsere Kopie. Zurück am Schalter ist unser Beamter weg ?? Nun gut, er wird schon wieder kommen. Tatsächlich erscheint er kurz darauf wieder, fertigt die 2 Leute vor uns noch ab, dann kommen wir wieder dran. Er geht mit uns zur Henriette, schaut sich die Fahrgestellnummer ganz genau an, prüft das Kennzeichen und unseren Kellerraum. Endlich ist er zufrieden, geht zurück zu seinem Schalter und stellt das TIP aus. Halt – noch nicht ganz fertig: wir müssen zuerst die Gebühr dafür im Kiosk bezahlen – also wieder zurück zu den zwei geschäftstüchtigen Damen, nach großem Dreisatzrechnen können wir auch die Gebühr mit Dollar bezahlen, daraufhin wird handschriftlich die Bestätigung der Zahlung ausgefüllt und schön 3mal gestempelt (dauerte etwa 20 Minuten). So, jetzt nochmal zurück zum Beamten, dann dürfen wir mit Henriette einreisen. Nach den Hunden hat hier keiner gefragt, wir haben sie auch nicht erwähnt ??

Zufrieden, die Grenze geschafft zu haben, peilen wir im nächsten Dorf den Geldautomaten an. Er spuckt leider nur 2.000 Quetzal aus, aber so sind wir erst einmal flüssig. Der nächste Schock an der Tankstelle: wenn man den Preis umrechnet, kostet der Liter hier 4,- € – das kann doch nicht sein – oder ??? Schnell bekommen wir die Aufklärung im Reiseführer: hier gilt zwar überall das metrische Mass, nur an den Tankstellen wird mit Gallonen gerechnet ?? Also gut, dann passt der Preis. Nachmittags erreichen wir unseren ersten Zielort: Flores, ein kleines Städtchen am Lake Peten Itza gelegen. Hier finden wir einen großen Parkplatz direkt am Seeufer, erst einmal perfekt für uns. Gleich wird noch eingekauft und später besorgen wir uns eine guatemaltekische SIM-Karte, um ein bisschen mit der Welt verbunden zu sein.

Starlink

Samstag, der 03.03.2024: noch vor dem Frühstück machen wir uns auf den Weg zu dem Elektrogeschäft MAX, hier soll man Starlink kaufen können. Tatsächlich bekommen wir hier das ersehnte Päckchen und schleppen es frohen Mutes zum Auto. Optimistisch machen wir uns an die Installation – er findet die Antenne und das Internet – das ist schon mal gut. Leider war es das dann auch – über 3 Stunden versuchen wir, ein neues Kundenkonto anzulegen – erfolglos. Die Laune ist auf dem Tiefpunkt, wir sind total genervt und wissen nicht mehr weiter. Was solls, wir packen das ganze Gerempel zusammen und fahren direkt vor das Geschäft. Ich frage ganz freundlich, ob uns jemand bei der Installation helfen kann – ja klar, ein junger Mann kommt mit uns und schaut sich das Problem an. Natürlich spricht hier keiner ein Wort englisch, die Kommunikation ist schwierig – Hans-Peters Handy wird erst einmal auf Spanisch umgestellt. Die zwei Mitarbeiter sind super bemüht, telefonieren mit einem Experten, geben nicht auf. Tatsächlich haben sie es nach 1,5 Stunden geschafft, die Antenne ist installiert und das Kundenkonto eingerichtet – was ein Glück.

Zurück auf dem Parkplatz müssen wir erst mal eine Runde mit den Hunden raus, sie waren ja die ganze Zeit bei der Hitze in der Henriette eingesperrt. Abends genießen wir dann unsere Verbindung zur Welt, schauen uns mal wieder Nachrichten an und kommunizieren mit unseren Lieben.

Sonntags werden wir früh von Musik und Reden geweckt – im nahegelegenen Centro Cultural wird wohl eine Versammlung durchgeführt ?? Egal, es ist sowieso sehr heiß im Auto, so gehen wir eine Runde am See entlang. Später wird ein bisschen geputzt, gebosselt und endlich kann die Webseite aktualisiert werden. Unsere KFZ-Versicherung für Guatemala können wir auch online abschließen – schon wieder ein Punkt zum Abhaken. Am Abend schlendern wir zusammen auf die kleine Insel und essen ganz lecker in einem netten Strandlokal.

Guatemala ist laut unseren Recherchen das ärmste Land, das wir bislang auf unserer Reise kennenlernen durften. Das durchschnittliche Jahresgehalt beträgt gerade mal 5.081,- US-Dollar. Die Maya, als ursprüngliche Bevölkerung Guatemalas, stellen heute wieder mehr als 40% des Bevölkerungsanteils. Daneben leben Ladinos, Garifunas (dunkelhäutige Sklaven-nachfahren) und Weiße. In Guatemala werden 24 verschiedene (Maya) Sprachen gesprochen, die tatsächlich verschiedenartig sind. Die große Mehrheit der Bevölkerung leidet unter der extrem ungerechten Landverteilung. Nur circa 2 Prozent der Bevölkerung (Ladinos) sind Eigentümer von mehr als 70% der Agrarfläche – diese ungleiche Landverteilung ist einer der Haupt-Armutsfaktoren. Wenn man durch die Dörfer fährt, sieht man, wie die Familien in kleinsten Häusern mit nur einem Zimmer leben und versuchen, irgendwie zu überleben. Trotz der Armut sind die Menschen unheimlich freundlich, gut gelaunt, neugierig und interessiert – überall werden wir herzlich willkommen geheißen.

Tikal

Nach 3 Tagen auf dem Parkplatz in Flores sind wir bereit, für neue Abenteuer: heute steht Tikal auf dem Programm, die wichtigste Sehenswürdigkeit von Guatemala. Hier gibt es eine Schwierigkeit für uns: im ganzen Nationalpark gilt absolutes Hundeverbot, nicht mal im Auto darf man sie mitnehmen. Also wird Henriette in der vollen Sonne vor dem Eingang geparkt und die Klimaanlage angeschaltet, so haben es die Jungs recht angenehm.

Am Ticketschalter herrscht null Andrang, wir haben also in 5 Minuten unsere Tickets (tatsächlich braucht der Mitarbeiter unsere Pässe und die Passnummern sind auf den Tickets eingetragen- keine Ahnung warum ??). Nun brauchen wir für die 12 Kilometer bis zum Haupteingang nur noch ein Collectivo ??? Weit und breit ist keines zu sehen, wir fragen einen der vielen Parkmitarbeiter, die sich hier die Füße in den Bauch stehen – die lapidare Antwort: wir müssen warten ?? Nach einer halben Stunde taucht ein kleiner Touristenbus auf, wir fragen vorsichtig nach, ob er uns mitnehmen kann ?? Ja, das kann er, allerdings müssen wir warten, bis alle Fahrgäste sich ihre Tickets, Getränke und Snacks etc. besorgt haben – die nächste Viertelstunde ist vorbei ?? Na ja, irgendwann setzt sich der Bus in Bewegung und wir erreichen den Haupteingang. Nochmals werden die Tickets überprüft, in die nächste Liste eingetragen, wir bekommen ein Bändchen ums Handgelenk – geschafft. Nun marschieren wir mit schnellen Schritten zum ersten Tempel – die Strecken hier sind richtig, richtig weit. Beeindruckend sind diese Tempel alleine wegen ihrer riesigen Höhe – sie ragen weit über die Baumgrenzen in den Himmel, das muss eine unfassbare Arbeit für die Arbeiter gewesen sein.

Dschungelgeräusche begleiten uns auf den ganzen Wegen, man hört die Brüllaffen, Papageien und andere sonderbare Geräusche. In dem riesigen Gelände verlaufen sich die Besucher, wir fühlen uns ganz alleine in dieser mystischen Welt. Mal wieder sind wir begeistert, freuen uns, dass wir das mit allen Sinnen erleben dürfen – eine wahnsinnige Erfahrung !!

Rund 5 Stunden und 13 Kilometer später sind wir zurück an unserem Auto, die Jungs waren total lieb und haben unsere Abwesenheit wohl verschlafen. Kurz darauf sind wir schon an unserem Stellplatz in El Remate, an der anderen Seite des Lake Peten Itza. Ein nettes Plätzchen an einem Restaurant, wir nutzen die Gelegenheit für ein weiteres, leckeres Abendessen. Die Nacht war leider recht laut – irgendein Hund beschwert sich mit lauten Gebell stundenlang, die Mopeds knattern auch bei Nacht auf der Strasse entlang und im Morgengrauen fahren die ersten Touribusse Richtung Tikal.

Las Cataratas

Dienstag, 05.03.2024: also, wir brauchen unbedingt einen ruhigen Platz, Hans-Peter hat sich eine Grippe eingefangen und muss mal in Ruhe durchschlafen. So fahren wir 20 Kilometer Piste ins Hinterland bis zu dem Balneario „Las Cataratas“ -durch Zugang ist mal wieder mega spannend, ein Kabel und einige Äste hängen so tief, dass ich aufs Dach klettern muss und hier meine Mühe habe, alles darüber zu hieven. Angekommen erwartet uns ein kleiner Wasserfall mit einem tollen Becken, hier kann man sich super abkühlen und nachts sagt sich Fuchs und Hase gute Nacht – richtig gut, um sich auszukurieren. Mein Mann wird von Halsweh, Schnupfen und Fieber geplagt – entweder hat es sich Corona oder Dengue-Fieber eingefangen ?? Wir legen einfach einen Ruhetag ein – das hilft hoffentlich

Es ist wirklich ein traumhaft schöner Platz, fünfmal am Tag kühlen wir uns in dem frischen Wasser ab, so lässt sich die Hitze aushalten. Ein kleiner Weg führt ein Stück in den Dschungel hinein, die Vegetation ist einfach herrlich, Hans-Peter erholt sich richtig.

Donnerstag 07.03.2024 bei der Rückfahrt klettere ich vorsorglich schon mal aufs Dach, um die Ausfahrt unbeschadet zu schaffen – hat geklappt !!! In dem Örtchen Poptun kaufen wir ein und finden einen Bankautomat, der auch funktioniert. Allerdings spucken alle Automaten nicht mehr als 2.000 Quetzal (rund 240,- €) aus, das ist hier wohl die Obergrenze. Kurz hinter der Ortschaft biegen wir ein zur Finca Ixobel, eine hübsche, riesige Farm mit Stellplätzen, Cabanas, Baumhäusern Restaurant und vielen Pferden. Der Stellplatz liegt total im Schatten (eigentlich gut bei der Hitze), es funktioniert weder unser Starlink noch ernten wir Strom, auf dem ganzen Gelände ist dazu noch der Strom ausgefallen. Dafür sieht mein Mann gleich einen Tukan, ich bin zu langsam, kann ihn nur noch hören. In einem kleinen Naturteich kann man sich abkühlen, auf vielen Wegen den Dschungel erkunden. Leider habe ich mich doch bei meinem Mann angesteckt, der Hals kratzt und ich fühle mich fiebrig. Also gut, das war ja abzusehen.

Rio Dulce

Freitag, 08.03.3024 – Weltfrauentag !!!!!!!! Wir fahren die gut ausgebaute, aber ein bisschen langweilige Strecke weiter bis nach Rio Dulce. Links und rechts sehen wir eine grüne Hügellandschaft, leider aber auch unfassbar viel Müll am Strassenrand. Die Dörfer und Menschen wirken sehr ärmlich, es fällt immer noch schwer zu glauben, dass in diesen heruntergekommenen und vermüllten Hütten überhaupt Menschen leben – das ist so weit weg von unseren westlichen Standardvorstellungen ??

Im Örtchen angekommen versuchen wir Wasser zu fassen, die Strasse ist aber so eng, dass wir hier unmöglich parken können. Unverrichteter Dinge fahren wir weiter zum anvisierten Campingplatz von Markus Vogel. Mit seinem Bruder Carlos hatten wir vor ein paar Tagen Kontakt über Whatsapp und Telefon, er hat uns den Tipp gegeben, wo man in Guatemala Starlink kaufen kann. Die letzten 150 m zum Platz werden immer enger und steiler, mal wieder hängen die Kabel verdächtig tief. Eigentlich wollen wir gerade umdrehen, da kommt ein kleiner Junge heraus gerannt und winkt uns zu, dass wir doch durch das Tor fahren sollen. Also, wieder hoch aufs Dach und millimetergenau durchs Tor – ich habe den größten Respekt vor den Fahrkünsten meines Mannes. Schließlich stehen wir direkt am Seeufer, neben uns ein tolles Lakehouse zum Chillen und Sonnenuntergang genießen, auf Stelzen ins Wasser gebaut. Abends lernen wir Markus auch persönlich kennen, seine Eltern sind irgendwann nach Guatemala ausgewandert, die Kinder hier geboren und auf die deutsche Schule gegangen – so können wir ganz einfach deutsch miteinander reden. Ein bisschen erinnert uns das an unsere Freunde aus und in Colonia Tovar in Venezuela ??

Am nächsten Morgen machen wir uns auf zur Burgbesichtigung des „Castello San Felipe“. Das Castello ist in einem schönen Park mit Restaurants, Geschäften und Schwimmbad gelegen, allerdings ist es so klein, dass wir fast daran vorbeilaufen. Erwartet hatten wir eine richtige Burg, aber das hier ist wirklich nur ein Mini-Festungsanlage. Sie stammt ursprünglich aus dem Jahr 1595, gebaut zur Abwehr englischer, holländischer und portugiesischer Piraten, die hier ihr Unwesen trieben. Im Jahr 1817 wurde die Anlage aufgegeben, zwischen 1955 und 2001 wurde das Castillo grundlegend renoviert und sehr hübsch wieder aufgebaut. Nach dem Kulturprogramm brauchen wir unbedingt eine Stärkung und besuchen das uns empfohlene Lokal „Las Rositas“ – ein nettes Ausflugslokal direkt am Wasser. Die hohen Preise versprechen leckeres Essen – aber wir werden enttäuscht: der Fisch ist todgebraten, meine Knoblauchsauce schmeckt wie Grießsuppe – aber das Bier ist herrlich kalt und schmeckt. Abends sitzen wir noch mit Markus und Veronika zusammen und erfahren Insiderwissen über das Land – super spannend.

Die Nacht ist allerdings der Horror: es scheint überhaupt nicht abzukühlen, wir liegen schweißgebadet im Bett und bekommen kein Auge zu. So beschließen wir, auf jeden Fall bald in die Berge weiterzufahren.

Sonntagmorgens drehen Markus und Hans-Peter noch eine Runde mit dem Motorboot, danach verabschieden wir uns von den beiden und mein Ehemann manövriert Henriette wieder gut aus dem engen Eingang heraus. Weiter fahren wir am Lake Izabal und biegen zu dem Örtchen Mariscos zum Playa Escondido ab. Eigentlich ein ganz nettes Plätzchen – eigentlich ?? Es ist hier (wie fast überall) schrecklich heruntergekommen, voll und vermüllt. Als die letzten Tagesgäste gegangen sind, wird es doch ganz nett hier, bei Dunkelheit sieht man auch den ganzen Dreck nicht mehr !!

Quirigua

Montag, der 11.03.2024, wir fahren weiter Richtung Guatemala-Stadt, unterwegs schauen wir uns die kleine Ausgrabungsstätte „Quirigua“ an. Außergewöhnlich hier sind die riesigen Skulpturen, Stelen und Zoomorphen – in ihrer Größe sind sie wohl einzigartig. Uns gefallen sie sehr gut, mal etwas anderes als die obligatorischen Tempel. Später gehen wir einkaufen und finden einen Stellplatz auf dem riesigen Reiterhof „Los Laureles“. Eine beeindruckende Anlage mit Ställen, Rennbahn, Restaurant, Hotel und Pool. Die Jungs drehen eine Abendrunde auf der Rennbahn – perfektes Geläuf !!

Heute haben wir fast 200 Kilometer vor uns, so verzichten wir aufs Frühstück, stärken uns nur mit einem Kaffee und schon sind wir „on the road“. Mal wieder sind wir entsetzt: rechts und links der Strasse findet sich kein Meter, auf dem sich keine Plastikflaschen, Müll und leere Chipstüten häufen – echt schlimm !! Der Verkehr ist heftig, mein Fahrer muss die ganze Zeit hochkonzentriert sein. Immer wieder bin ich beeindruckt, wie souverän er Henriette durch das ganze Chaos dirigiert. Die letzten 3 Kilometer sind sehr, sehr eng, unser „big rig“ kürzt wieder jede Mange Äste. Aber die Hubbelpiste hat sich gelohnt, wir erreichen die traumhafte schöne Finca Escondida, parken Henriette auf einer großen Kuhweide mit Blick auf 3 Vulkane !! Eine perfekte Geburtstagslocation !!

Finca Escondida

13.03.2024 – heute ist Geburtstag !! Die begrüßt uns mit voller Kraft und wir können die drei Vulkane aus dem Fenster heraus bewundern. Auf dem netten Morgen-Spaziergang gibt es ganz viele liebevoll gestaltete Stationen mit Hängematten, Schaukeln Baumhäusern und Miradors. Zurück am Platz gibt es leckeres Frühstück mit Rührei und sogar Marmorkuchen, ein paar neugierige Kühe kommen auch vorbei !! Natürlich wird heute viel telefoniert, die Kinder, Enkel und Freunde gratulieren zum Ehrentag. Abends macht sich mein Mann selbst noch ein kleines Geschenk: er darf endlich mal wieder zündeln und wir sitzen lange draußen am wärmenden Lagerfeuer.

Da wir uns für Freitag mit Carlos in Guatemala-City verabredet haben, können wir noch einen weiteren Tag hier auf der Finca verbringen. Am nächsten Morgen marschieren wir rund 5 Kilometer zum Fuentes del Pacaya, ein kleiner, versteckter Wasserfall. Unterwegs kommen wir durch Lavafelder, Carlos hatte uns erzählt, dass es hier vor 13 Jahren einen Ausbruch gegeben hatte. Die Lava ist wohl nicht oben am Krater ausgeströmt, sondern kam einfach unten am Berg aus verschiedenen Löchern heraus ??

Natürlich nutzen wir die Gelegenheit und duschen erst mal ausgiebig unter dem kühlen Wasser. Dummerweise müssen wir nach dieser Erfrischung wieder den Berg hinauf kraxeln, so ist nach ein paar Metern die Abkühlung schon wieder dahin. Egal, es war auf jeden Fall schön. !!

Guatemala-City

Freitag, der 15.03.2024, wir brechen die Zelte hier ab und stürzen uns ins Großstadtgetümmel. Guatemala-City ist bekannt für sein unfassbares Verkehrsaufkommen – und wir fahren mitten rein. Es ist echt heftig, die Chickenbusse fahren genauso wie die Motorradfahrer alle im Harakiri-Stil, allerdings geht es in der Innenstadt dann eh nur noch im Schneckentempo vorwärts, alles staut sich in den Strassen. Mein Mann behält den Überblick und chauffiert uns souverän durch das Chaos. Irgendwann erreichen wir glücklicherweise das Firmengelände von Carlos, hier können wir die nächsten 2 Tage stehen. Carlos, den wir bislang nur über Whatsapp kennen, begrüßt uns ganz herzlich, zeigt uns seinen tollen Betrieb, in dem er superleckere deutsche Wurst und Backwaren produziert. Verkauft werden die Produkte in 14 eigenen Delikatessen-Geschäften in der ganzen Stadt – wir sind beeindruckt von dem hohen Standard ! Später gehen wir zusammen ein Eis essen, abends sind wir platt und kriechen früh in die Federn.

Mitten in der Nacht werden wir von leckerem Brötchenduft geweckt – die Bäckerei hat angefangen zu arbeiten. Wir bekommen auch etwas ab und freuen uns ganz arg über leckere Brezeln, Brötchen und Schneckenudeln zum Frühstück. Die falsch gelieferten Ersatzteile von unserem Whatsapp-Bekannten Bernhard verstauen wir im Gepäckraum von Henriette, so können sie wieder zurück nach Deutschland kommen, Bernhard ist glücklich. Gegen 11.00 Uhr holt Carlos uns mit seiner Frau Sigrid ab, sie wollen uns ein paar Highlights von der Hauptstadt zeigen. Die Idee erweist sich schließlich als ein unmögliches Unterfangen, in allen Strassen herrscht Stau und kurz vor der Kathedrale ist alles abgesperrt ?? Es bleibt nichts anderes übrig, als im Schneckentempo wieder zurückzufahren und gemeinsam in ein nettes Restaurant zum Mittagessen zu gehen. Vollständig gesättigt kommen wir zu Henriette zurück, abends schaffen wir gerade noch einen kleinen Verdauungsspaziergang.

Antigua

Sonntags entfliehen wir dem Getümmel der 4 Millionen Metropole und machen uns auf den Weg nach Antigua – ein weiteres Highlight des Landes. Eigentlich freuen wir uns auf ein beschauliches, ruhiges Städtchen – aber da waren wir komplett falsch gewickelt. Schon 3 Kilometer vor der Stadt stehen wir im nächsten Stau, rechts und links der Strasse parken Hunderte von Autos ??? Was ist denn da los ??? Hans-Peter erkämpft sich mit Henriette jeden Zentimeter, er lässt sich durch das Gewusel nicht aus der Ruhe bringen. Mitten durch die engsten Gässchen führt unser Weg – die anderen, breiteren Strassen sind alle gesperrt. Nach 1,5 Stunden stehen wir endlich auf einem Parkplatz, auf dem wir auch die Nacht verbringen können.

absolutes Verkehrschaos !!

Auf unsere Nachfrage erhalten wir auch des Rätsels Lösung: heute gibt es hier eine große Prozession zu Ehren Jesus !! Hätte ich mal im Religionsunterricht besser aufgepasst, hätte ich gewusst, dass heute der 5. Fastensonntag, auch Prozessionssonntag genannt, ist ! Und das wird hier in Guatemala natürlich ganz groß gefeiert. Überhaupt wird Ostern nirgendwo sonst auf der Welt so ausgiebig und intensiv gefeiert wie in Guatemala !!

Prozession in Antigua

Klar, stürzen wir uns nach einem schnellen Kaffee ins Getümmel und sind wirklich fasziniert: so viele Menschen feiern dieses Fest, man weiß gar nicht, wohin man gleichzeitig überall schauen soll. Ganz viele violett gekleidete Männer laufen herum, Frauen tragen ihre bunten Trachten, überall gibt es etwas zu essen, Kunsthandwerk und Plastikspielzeug wird zum Kauf angeboten. Die bis zu einer Tonne schweren Sänften der Prozession werden von bis zu 80 Männern getragen – die Träger werden dabei alle 15 Minuten ausgetauscht. Rund 2.000 Träger sind bei dieser stundenlangen Prozession im Einsatz – eine wirklich harte Arbeit !!

Selbst in dieser Menschenmasse fallen unsere Jungs noch auf, viele wollen ein Foto von den beiden, dutzende Kinderhände streicheln über das Fell. Nach 2 Stunden sind wir alle vier total platt und machen uns auf den Rückweg zum Auto. Es war wirklich sehr beeindruckend, aber nun schwirrt uns der Kopf.

Acatenango/Fuego

Am nächsten Morgen scheint die Stadt wie gewandelt: alles geht seinen normalen Gang, die Leute gehen zur Arbeit, zum einkaufen oder sitzen in den Cafes. Nichts erinnert mehr an den Trubel von gestern !! Antigua ist wirklich ein Schmuckstück, da werden wir auf jeden Fall noch einmal hinkommen. Heute haben wir keine Zeit, wir besorgen noch schnell Bargeld und ein paar Flaschen Wasser, dann gehts weiter in das kleine Bergdorf San Jose Calderas. Unterwegs kommen wir durch (staubige) Kaffeeplantagen, überall stehen bewaffnete Männer, die die Anlagen schützen ?? Bei der Agentur ASOAVA, ein Familienunternehmen von Indigenos, haben wir für Morgen die Tour zum Acatenango gebucht. Dafür müssen wir erst einmal unsere warmen Sachen wie Mütze und Handschuhe aus den Verstaukisten im Gepäckraum hervorkruschteln – das haben wir ja nun seit 1,5 Jahren nicht mehr gebraucht. Später noch ein kleiner Rundgang durch das Dorf, heute scheint hier auch ein Fest zu sein, die Menschen tanzen auf der Strasse, es gibt Verkaufsstände, Karussells und Schießbuden !! Wir nutzen die Chance und holen uns an einer der Buden etwas zum Abendessen, schließlich müssen wir uns stärken für die morgige Wanderung !!

19.03.2024: auf gehts zum Vulkan !! Wir freuen uns riesig, dass es jetzt losgeht, sind natürlich auch gespannt, ob und wie wir das schaffen ??? Pünktlich wie wir Deutschen halt sind, erscheinen wir um 8.00 Uhr bei unserem Touranbieter ASOAVA auf dem Hof. Ein paar junge Leute laufen herum, sie erklären uns, dass sie hier als Volunteers arbeiten und dass wir noch ein bisschen warten müssten. Irgendwann bekommen wir dann ein guatemaltekisches Frühstück, lecker mit Bohnen, Guacamole, Spiegelei, gebratenen Bananen und Kaffee !! Kurz darauf trudeln weitere Leute ein, überwiegend Franzosen, aber auch ein Inder, Taiwanese und Deutscher ist dabei. Alle sind sehr viel jünger (unter 30 !) als wir, aber total nett. Irgendwann ist unsere Gruppe mit 14 Personen komplett, alle haben gefrühstückt und ihre Siebensachen beieinander – es kann losgehen. Vor dem Haus steht ein Minibus, der uns zum Startpunkt fahren soll. Es ist offensichtlich, dass wir samt Gepäck und Hunden nicht alle da reinpassen – man diskutiert noch ein bisschen ?? Na gut, ein alter Pickup wird vom Nachbargrundstück geholt, schon sitzen wir allesamt auf der Ladefläche und können starten. Angekommen am Startpunkt auf 2.235 m (mittlerweile ist es schon 9.30 Uhr) herrscht ein reges Treiben: Menschenmassen bewegen sich ausgestattet mit Rucksack, Stöcken und guter Laune den Berg hinauf.

Und es geht sehr, sehr steil bergauf – ganz schnell kommen wir uns Schwitzen. Unsere 3 Führer legen immer wieder Pausen ein, sie achten sehr darauf, dass alle mitkommen. Trotz unseres fortgeschrittenen Alters halten wir uns tapfer im Mittelfeld, Frodo und Quappo laufen brav neben uns her. Alle in der Truppe lieben unsere Fellnasen, das macht die Sache natürlich einfach für uns. Bei den nächsten Pausen gibt es sogar kleine Verpflegungsstände, die Wasser, Bier und Snacks anbieten – da hätten wir gar nicht so viele Flaschen mitschleppen müssen. Na ja, das nächste Mal wissen wir dann Bescheid !! Gegen 13.00 Uhr gibt es eine Lunchpause, unser Touranbieter hat uns ein leckeres Päckchen mit Pasta, Gemüse, Minifrikadelle und Melone eingepackt – es schmeckt prima.

Die Luft wird dünner, die Beine schwerer, die Geschwindigkeit immer langsamer, die kleinen Pausen nehmen zu. Unser Führer motiviert uns, bald hätten wir es geschafft !! Tatsächlich erreichen wir einen Punkt, an dem es dann etwas flacher wird. Den Vulkan haben wir bislang allerdings noch immer nicht gesehen ?? Egal, wir marschieren tapfer weiter, da sehen wir endlich die ersten Hüttchen. Unser Lager liegt am höchsten, also noch ein allerletzter Anstieg !! Gegen 15.00 Uhr haben wir es geschafft, können unser Zelt auf 3.650 m belegen und sehen jetzt auch den Vulkan. Keine 10 Minuten später ein Aufschrei in der Gruppe: aus der Spitze des Fuegos kommt eine riesige Rauchsäule, es ist so beeindruckend. Ein Teil unserer Gruppe macht eine weitere Runde, da das Wetter aber nicht so prickelnd ist, bleiben wir mit der restlichen Mannschaft im Lager zurück. Die Wolken ziehen ganz schnell aus dem Tal herauf und schon sehen wir den Fuego gar nicht mehr. Ein bisschen ruhen wir uns im Zelt aus, dann gibt es eine gemütliche Runde am Lagerfeuer. Hans-Peter ist als Feuermeister in seinem Element, bald wird es uns allen muckelig warm. Plötzlich der nächste Aufschrei: der Fuego spuckt, jetzt sieht man auch die rote Lava aus der Spitze hervorquellen. Alle schauen gebannt mit offenen Augen und Ohren diesem Schauspiel zu – der Wahnsinn. Die Wolken haben sich komplett verzogen, der Himmel ist klar und so können wir alle 20 Minuten dieses Schauspiel bewundern.

Der Teil unserer Gruppe, der noch weiter gelaufen ist, kommt erst gegen 21.00 Uhr völlig erschöpft (und auch ein bisschen gefrustet) zurück, sie haben wegen den Wolken gar nichts sehen können, sind komplett durchgefroren und hungrig. Unser Koch macht schnell das Abendessen (Reis, Bohnen, Kartoffelbrei und Tacos), dazu noch heiße Schokolade und später ein Gläschen Rum !! Todmüde verkriechen sich nach und nach alle in die Schlafsäcke. Frodo und Quappo kuscheln sich im Zelt eng an uns- so haben wir 2 perfekte Heizkissen, die schön Wärme abgeben. Ab und zu werden wir von einem heftigen Knall eines Ausbruchs geweckt – Gänsehautfeeling !!!!

Um 4.00 Uhr höre ich unsere Führern herumlaufen, schnell ziehe ich meine warme Hose, Jacke, Handschuhe und Mütze an – wir wollen doch zum Sonnenaufgang ganz auf die Spitze des Fuegos hoch. Die Hunde kommen beide mit, Hans-Peter hat Schmerzen im Knie und bleibt daher im Zelt. Kurze Zeit später ist Frodo nicht mehr zu sehen – er hat sich wohl verschnüffelt und findet mich nicht mehr ??

auf dem Acatenango, 3.976 m Höhe

Dumm ist er ja nicht, rennt zurück und kuschelt noch ein Stündchen mit seinem Herrchen. Der Aufstieg ist echt hart, immer wieder müssen wir kleine Pausen zum Durchatmen einlegen. Natürlich sind noch viele weitere Gruppen auf dem Weg zum Gipfel, wir Perlenketten reihen sich die leuchtenden Stirnlampen aneinander. Oben angekommen wir es schon ein klein bisschen hell, wir setzen uns auf den warmen Lavastein und bestaunen andächtig diesen wunderschönen Anblick: links klettert langsam die Sonne hinter dem Berg hervor, rechts spuckt der Fuego immer wieder dicke , schwarze Rauchwolken heraus – der Wahnsinn !

Angekommen auf dem Acatenango

Eine Stunde später rufen die Führer zum Aufbruch (sonst würden wir wahrscheinlich immer noch dort oben sitzen). Der Abstieg geht ganz einfach und schnell – wir hüpfen auf dem lockeren Lava-Geröll fröhlich den steilen Abhang hinunter. Nun gibt es ein kleines Frühstück, alles wird zusammengepackt, die letzten Fotos geschossen. Unsere Führer gibt das Zeichen zum Abstieg, schweren Herzens folgen wir ihm. Runter geht es natürlich viel einfacher, doch teilweise ist es sehr rutschig und steil, so dass fast jeder aus der Gruppe mal auf seinem Hintern landet. Mein Mann verdreht sich einmal das Knie sehr heftig, das tut weh und das Knie schwillt innerhalb von Minuten zur doppelten Größe an.

Glücklich haben wir es alle geschafft, zur Belohnung gibt es am letzten Stand einen leckeren Eiskaffee und eine Mütze zur Erinnerung. Zur Mittagszeit am Dorf angekommen werden die ausgeliehenen Sachen zurückgegeben, man verabschiedet sich von allen und die Rucksäcke werden wieder in der Henriette verstaut.

Antigua

Kurz darauf fahren wir die 20 Kilometer zurück nach Antigua und parken auf dem kostenfreien Parkplatz bei der Touristenpolizei. Nach langer Zeit kommt unsere Dusche zum Einsatz: das heiße Wasser tut unglaublich gut, auch wird der Lava-Staub abgespült. Schon fühlen wir uns wieder besser !! Die ganze Wäsche wird in einen großen Sack gepackt und ich bringe alles zur nächsten Lavanderia. Die nette Dame freut sich über den Großauftrag, morgen kann ich alles wieder abholen. Beim Stadtbummel am Abend sind wir ein weiteres mal hingerissen von dieser traumhaft schönen Stadt – wirklich jedes Gässchen ist hübsch, alles ist schön hergerichtet, die zum Teil verfallenen Gebäude fügen sich harmonisch ein. Kochen fällt natürlich hier aus, es gibt so viele Möglichkeiten, etwas leckeres zu erstehen.

Donnerstag, 21.03.2024: schon beim Duschen gestern ist das Wasser so schlecht abgelaufen – warum stehen wir denn so schief ??? Nach dem Frühstück klärt sich diese Frage: wir haben einen Platten 🙁

So ein Mist, irgendwo müssen wir uns einen Nagel/Schraube eingefahren haben ?? Nun mal ganz ruhig bleiben, wir haben ja alle Zeit der Welt. Mein Mann macht sich ans Werk, holt den Wagenheber und kurz darauf haben wir den Übeltäter auch schon entdeckt: es ist tatsächlich eine dicke Schraube, die sich durch den Mantel gefressen hat. Da wir ja bei der Polizei stehen, frage ich die netten Beamten, ob es hier in der Nähe einen Reifenhändler gibt. Man erklärt mir, dass diese Werkstätten Pinchazo heißen und es hier um die Ecke gleich einen gibt. Also, marschiere ich los zu dem Laden, stehe allerdings vor verschlossenen Türen ?? Auch auf mein Klopfen öffnet sich keine Tür – also weiter zum nächsten !! Den nächste Pinchazo finde ich 600 m weiter, er würde den Reifen reparieren, aber wir müssten ihn vorbeibringen ?? Mm, wie sollen wir das machen ?? Zurück auf unserem Parkplatz berichte ich dem netten Polizist das Problem und er verspricht, dass er uns helfen wird. Später kommt er nochmals vorbei und erklärt uns, dass kein Mechaniker vorbeikommen kann, er aber mit dem Pickup der Polizei den Reifen morgen wegbringen kann. Unfassbar: die Polizei, dein Freund und Helfer !!!

Freitags warten wir den ganzen Tag vergeblich auf den Pickup, am Abend erklärt mir mein uniformierter Freund, dass heute zu wenig Männer im Dienst gewesen wären, sie würden das erst morgen schaffen. Ist ja alles kein Problem, wir schauen uns weitere Ecken dieses Städtchens an, essen auf dem Markt und verbringen einen netten Abend mit unseren deutschen Nachbarn Merle und Max. Die beiden jungen Bremer kommen vom Süden, sie fahren die Panamerikana also in der anderen Richtung, so gibt es vieles zu erzählen.

23.03.2024 – gegen 8.30 Uhr stehen tatsächlich 2 Polizisten vor unserem Auto und verladen den kaputten Reifen auf ihren Pickup. Hans-Peter fährt mit ihnen, eine halbe Stunde später ist der Reifen repariert – für umgerechnet 6,– € !!!! Die Polizisten bekommen natürlich ein Trinkgeld, wir sind echt begeistert von dieser Hilfsbereitschaft. Alles wird wieder verstaut, der geflickte Reifen ist jetzt unser Ersatzrad, so können wir jedenfalls unbesorgt weiterfahren. Allerdings wollen wir auf jeden Fall das morgige Spektakel „Palmsonntag“ hier miterleben, so bleiben wir noch zwei weitere Nächte hier. Unser Muskelkater lässt es zu, dass wir heute auf den Cerro del Crux hoch marschieren, ein kleiner Hügel, von dem aus man einen schönen Blick auf die Stadt hat. Abends werden weitere neue Gerichte an den Ständen ausprobiert, die Burritos schmecken super lecker, die anderen Sachen begeistern nicht alle so richtig.

Palmsonntag: früh machen wir uns auf den Weg ins Zentrum: Menschenmassen drängen sich durch die abgesperrten Strassen, überall werden Blumenteppiche auf dem Kopfsteinpflaster ausgelegt, die ersten Prozessionen schlängeln sich durch die Gassen. Zum Teil gibt es kein Durchkommen mehr, es ist wirklich sehr, sehr beeindruckend. Nach gut 3 Stunden brauchen wir alle eine Pause – wir setzen uns in die Sonne vors Auto, die Hunde schlafen gleich tief und fest.

Die Blütenteppiche werden mit sehr viel Hingabe gestaltet, viele Menschen arbeiten daran – um kurz darauf von der Prozession überrollt zu werden ?? Ja, das hat einen Sinn: es soll die Vergänglichkeit des Lebens symbolisieren nichts ist für die Ewigkeit !

Die Prozessionen ziehen sich durch den ganzen Tag, wenn sie durch die Strasse kommen, gibt es absolut kein Durchkommen mehr. Natürlich ist es auch unfassbar laut hier, Verkäufer versuchen sich gegenseitig zu überschreien, Blaskapellen geben ihr Bestes, Kinder drehen laut ihre Holzrasseln – unsere Ohren sind vollgedröhnt !!

Erholt von der Pause wagen wir uns gegen Abend nochmals ins Getümmel – die Prozessionen sind immer noch im Gang. Eine riesige, schwere Holzskulptur wird von starken Männern schwankend durch die Strassen getragen, dahinter marschiert die Blaskapelle – faszinierend. Mit Mühe schaffen wir es durch das Getümmel bis zum Convent La Merced, hier gab es die besten Essenstände. Heute gibt es ein leckeres Brötchen, belegt mit Avocade, Fleisch, Tomaten und scharfer Sauce, später noch handgeschnittene Pommes und zum Abschluss süsse Brandteigbällchen in Zuckerwasser – wir fühlen uns angenehm satt !

Panajachel, Lake Atitlan

Montags reicht uns das Stadtleben, wir wollen eigentlich weiter – allerdings sind wir immer noch zugeparkt. Also, mal wieder die netten Polizisten fragen, doch sie können uns nicht weiterhelfen – sie wissen auch nicht, wem die Autos gehören, die vor uns geparkt haben. Na gut, vielleicht kommen wir über eine andere Lücke heraus ?? Hier steht nur ein brasilianischer Camper – wir bitten ihn, kurz wegzufahren – und schon schaffen wir es auf die Strasse. Langsam gehts es durch die vollen Strassen, dann schlängeln wir uns über die heftigsten Serpentinenstrassen weiter Richtung Atitlan-See. Unterwegs müssen wir in Pezon eine super steile Gasse bewältigen, dann noch eine Flussdurchfahrt – eine wirklich erlebnisreiche, sehr schöne Strecke. Angekommen in Panajachel finden wir Platz auf einer großen Wiese vor einem Hotel, direkt am See und mit vielen weiteren Campern belegt. Wir treffen alte Bekannte wie Kaktuskompass und MakiaufReisen, abends gesellt sich noch ein Truck mit spanischem Kennzeichen neben uns – auch das sind Deutsche.

Dienstags lassen wir es gemütlich angehen, freuen uns an dem schönen Panorama der drei Vulkane (man kann sie immer nur morgens sehen, gegen Mittag verschwinden sie im Dunst), schwimmen im See und machen uns auf eine Erkundungstour durch Pana. In dem Städtchen herrscht ein riesiger Trubel, Touristen aus aller Herren Länder kommen uns entgegen. Die Fülle an Geschäften Restaurants, Hotels, Bars, Touranbietern und Sprachschulen ist unfassbar, man fragt sich wirklich, wie die alle hier überleben können.

Mittwoch, der 27.03.2024 – wir starten früh, um mit einem öffentlichen Boot zum nächsten Ort zu schippern. Wieder ein ganz besonderes Erlebnis: die Boote fahren erst ab, wenn sie komplett voll sind, Fahrpläne gibt es hier nicht. Genau wie in den Chickenbusse wird hier alles mit diesen Booten transportiert: Bierkisten, riesige Körbe mit allen möglichen Waren, Rucksäcke, Koffer, Gitarren – alles wird auf dem Dach gestapelt. Irgendwann ist der letzte Platz besetzt, wir fahren los. Um die nächste Ecke herum hält das Boot an einem kleinen Steg, 4 Soldaten kommen heran und kontrollieren uns. Nach einigem Palaver wird klar, wir sind zu viele Leute auf dem Boot ?? Also, ein anderes Boot kommt heran, wir steigen erst auf das Polizeiboot um, dann auf die neue, größere Nussschale. Frodo und Quappo schaffen das mit Mühe, sie finden die ganze Angelegenheit sowieso nicht so prickelnd ?? Gut, wir fahren weiter, auf den nächsten Stegen kommen auch hier immer mehr Leute ins Boot – ich glaube, wir sind schon längst wieder überfüllt. Egal, wir schaffen es zu unserem Ziel: San Marcos, ein kleineres, aber auch sehr touristisches Dörfchen.

Der ganze See ist umgeben von hohen Bergen bzw. Vulkanen, es gibt kein Ufer. Die Häuser kleben an den Hängen, die steilen Zufahrten sind gefühlt nur für Motorrad möglich. Das sieht alles total hübsch aus, aber zum Leben etwas unpraktisch. Wir schlendern durch die engen Gässchen von San Marcos, auch hier gibt es hunderte Geschäfte, Cafes, Bars …. dazu noch viele Angebote für Massagen, Yoga, Meditation, vegane Restaurants – das scheint ein richtiges Aussteigerdorf zu sein. Ein kleiner Marsch zum Mirador, dann machen wir uns wieder zum Anleger und tuckern mit dem nächsten Boot zurück – geschafft !

Auf unserem Platz wird heute aufgerüstet: 3 Gallo-Laster stehen auf der Wiese, jede Menge Zelte werden aufgebaut – gibt das die Osterfeier ????

Ein Mitarbeiter bittet uns, ein paar Meter umzuziehen, unser Platz wird zum Festivalgelände umfunktioniert. Unsere neuen Nachbarn sind Nadine und Sami, zwei junge Leute aus der Schweiz, mit denen wir uns gut verstehen. Den ganzen Tag wird gewerkelt, Zelte auf- und wieder abgebaut, Bühne installiert, Reklametafeln aufgestellt – es scheint, ein riesiges Fest zu geben. Wir machen nochmals einen Einkaufsbummel durch das übervolle Städtchen, Hans-Peter bekommt eine guatemaltekische Chillhose, da es abends hier einfach richtig kalt wird. Beim Abendessen geht plötzlich die Alarmanlage eines parkenden Autos an – und sie hört einfach nicht mehr auf. Keiner fühlt sich hier verantwortlich, so nervt diese Sirene sicher 3 Stunden lang ??

Chichicastenango

Karfreitag, der 29.03.2024 – wir entscheiden uns, nicht bis zum Fest zu bleiben, sondern fahren 40 Kilometer weiter in das Städtchen Chichicastenango. Die Strecke hierhin ist unbeschreiblich: es geht unfassbar steil den Berg hinauf, auf der anderen Seite genau so steil wieder bergab. In den Dörfchen finden überall Prozessionen statt, Blumenteppiche sieht man auf allen Strassen.

Die Durchfahrt durch das Stadtzentrum wird nochmals richtig spannend: wegen der Prozessionen sind auch hier schon wichtige Durchgangsstrassen gesperrt und man lotst uns durch ein Gewirr von engen, steilen Gässchen. Hans-Peter meistert das mal wieder bravourös, wenn ich fahren müsste, würde ich das Auto einfach mitten auf der Strasse stehen lassen und zu Fuß weiter gehen !! Am Ende erreichen wir den kleinen, sehr netten Campingplatz und stärken uns erst mal mit einem Frühstück.

Nachmittags schauen wir uns den Trubel in der Stadt an, besuchen den bunten Friedhof und den Markt. Überall gibt es Prozessionen, Menschenmassen drängen sich in die 2 kleinen Kirchen. Ausnahmsweise haben heute viele Geschäfte geschlossen, das ist ja hier wirklich eine absolute Seltenheit. Auf dem Markt haben heute nur wenige Stände geöffnet, wir decken uns mit frischen Gemüse (die größten Karotten, die ich je gesehen habe) ein und machen uns auf den Heimweg.

Tatsächlich sind wir hier auf 2.060 m Höhe – tagsüber richtig heiß, abends kühlt es schnell ab – perfekt zum Schlafen !!

Samstags gehen wir erst am Nachmittag ins Zentrum und sind erstaunt über das geschäftige Treiben. Überall wird gebosselt, es werden Stände aufgebaut, jedes Plätzchen wird genutzt. Einige Stände sind schon fertig, wir entdecken eine wunderschöne Patchworkdecke, die wir zu einem (auf jeden Fall für uns) sehr günstigen Preis erwerben. Die Essenstände arbeiten mit Hochbetrieb, die Händler müssen ja versorgt werden. Zurück auf unserem CP genießen wir die Ruhe, lassen einen Sack Wäsche waschen und können – man kann es nicht glauben – nach langer Zeit mal wieder warm duschen !!

Sonntag, 31.03.2024 – Markttag !! Morgens hören wir komische Klänge auf unserem Platz – was ist das ?? Neugierig schauen wir uns um, da sehen wir, dass 3 Einheimische eine Maya-Zeremonie abhalten – mit Feuer, Beschwörungen und Tanz – sehr mysteriös ??

Nach dem Frühstück machen wir uns auf in das Gedrängel – die Stadt ist wirklich total verändert, alle Gässchen und Strassen im Zentrum sind belegt mit Marktständen – gut dass wir nicht heute angekommen sind, hier gibt es absolut kein Durchkommen mehr.

Man bekommt hier einfach alles – Obst, Fleisch, Gemüse, Tacos, Tischdecken, Souvenirs, BH’s, Tupperdosen, Spielsachen, Werkzeug ………… das Angebot ist überwältigend. Natürlich ist es auch furchtbar laut, jeder überschreit jeden, dazu spielt noch eine Musikband mit riesigen Verstärkern mitten auf dem Kirchplatz.

Am besten gefallen mir natürlich die Stände mit den farbenfrohen guamaltekischen Kleidungsstücken – bunte, glitzernde Blusen, schwarze Röcke und wunderschön bestickten Gürtel. Mir gefällt (fast) alles und es ist nicht möglich, hier nichts zu kaufen. Also werden bunte Tischdecken gekauft für die Lieben zuhause, mit vollen Tüten geht es nach 3 Stunden zurück in unsere Oase. Die Hunde sind – genauso wie wir – total reizüberflutet und pennen den restlichenTag.

Quetzaltenango

Eigentlich suchen wir nach dem ganzen Trubel einen ruhigen, entspannten Stellplatz im Grünen – das entpuppt sich hier allerdings als unerfüllbarer Wunsch. Auf der weiteren, richtig schönen Serpentinenstrecke reiht sich ein Dorf an das nächste, es ist wahnsinnig dicht besiedelt. Durch das Örtchen Totonicapan schaffen wir es nur mit Müh und Not, mal wieder ist die große Strasse aus irgendeinem Grund gesperrt und wir mühen uns durch die engsten Gässchen. Kurz danach müssen wir auch noch durch Quetzaltenango, der zweitgrößten Stadt Guatemalas. Wie überall Verkehr ohne Ende, Staus, Einbahnstrassen und dann noch das: eine zu niedrige Durchfahrt macht unsere Weiterfahrt unmöglich, es geht wieder durch die allerengsten Nebenstrassen !!! Irgendwann schaffen wir es raus und erreichen nach einer steilen Auffahrt unser Ziel, den Cerro Quemado.

Zwar sind wir außerhalb der Stadt und eigentlich in einer Sackgasse – aber auch hier kommt ununterbrochen ein LKW nach dem nächsten vorbei. Abends noch eine Hunderunde auf den Cerro Quemada – ein religiöser Hügel, auf dem ebenfalls Maya-Zeremonien stattfinden. Die vielen blumengeschmückten Feuerstellen zeigen, dass hier in den letzten Tagen wohl viel los war ??

Huehuetenango

Es geht weiter Richtung Norden, den ganzen Tag fahren wir tatsächlich auf der „Panamericana“. Ein LKW fährt hinter dem nächsten, kaum haben wir einen überholt, werden wir schon vom nächsten wieder ausgebremst. Unser anvisierter Platz liegt leider wieder hinter der Stadt, d.h. wir müssen uns ein weiteres Mal durch Stadtverkehr quälen. An einem kleinen Bach finden wir unseren Stellplatz – leider auch nur ein Parkplatz, auf die Wiese kommt man nicht mehr drauf ?? Bei einem langen Spaziergang am Bach entlang sind wir, wie schon so oft, entsetzt: der Müll ist einfach so widerlich – und keinen scheint es zu stören.

Später kommen 3 Einheimische vorbei, sie machen Fotos, kauderwelschen ein bisschen und geben uns den Tipp, dass wir unbedingt noch nach Todos Santos in die Berge fahren sollen. OK, das hört sich ganz nett an, so wird die weitere Route neu geplant.

Todos Santos

Mittwoch, der 03.04.2024, Henriette muss heftig arbeiten – es geht steil bergauf bis auf 3.300 m. Auf einem kleinen Wanderparkplatz schlagen wir unser Lager auf, laufen den netten „Sendero ecologica Maceta“ und ziehen uns früh ins Wohnzimmer zurück – es ist ganz schön kalt hier oben !!!

Ein paar Einheimische kommen auf dem Parkplatz vorbei, sie trinken, tanzen, hören laute Musik – eine halbe Stunde später fahren sie weiter !!

Auch am nächsten Morgen überlegen wir, über welche Grenze wir nach Mexiko zurückfahren wollen. Nach einigen Überlegungen entscheiden wir uns für die Grenze i La Mesilla, dafür müssen wir allerdings die Strecke zurückfahren und uns wieder mitten durch die Stadt Huehuetenango schlängeln. Na gut, wir kennen uns ja schon aus und schaffen es ganz gut aus dem Gewimmel heraus. Die weitere Strecke führt uns Mitten durchs Hochland ein Dorf reiht sich ans andere, es ist grau, staubig und dreckig und es ist wirklich unfassbar dicht besiedelt. Überall stehen die Kaffeesäcke zum Abtransport bereit, interessant zu sehen, woher unser morgendlicher Muntermacher tatsächlich herkommt.

Ganz interessant und spannend wird allerdings unser Grenzübergang: in dem kleinen Dörfchen „La Mesilla“ reiht sich ein Verkaufsstand an den anderen auf einem Kilometer Länge – eine Grenze ist überhaupt nicht zu sehen ?? Plötzlich ein Schild über uns: „Bienvenidos a Mexico“ ????????? Ei paar Poller sperren die Strasse, ansonsten kümmert sich niemand um uns. Wir steigen einfach mal aus und erkennen einen kleinen Schuppen, mit dem Schild Frontera ?? Also gut, wir versuchen unser Glück. Eine junge guatemaltekische Beamtin checkt unsere Pässe und stempelt den TIP fürs Henriette aus. Im der nächsten Holzbude bekommen wir den Ausreisestempel für Guatemala – fertig !!!! ein paar Meter weiter auf der mexikanischen Seite das gleiche Bild: rechts und links der Strasse steht ein Verkaufsstand am nächsten, keine Kontrolle, keine Beamten ??? Irgendwann werden wir angehalten für die übliche Besprühung des Fahrzeges – das ist in Mexiko wohl immer zwingend. Der Sprüher klärt uns auf – die Grenzstation kommt erst in 4 Kilometer Entfernung. OK, wir machen uns auf den Weg. Auch hier ist das Gebäude kaum als Grenze zu erkennen, aber wir sind richtig. Nach 10 Minuten warten erscheint auch mal der zuständige Beamte. Lange schaut er sich unsere Pässe an, fragt, woher, wohin etc. , schüttelt mit dem Kopf, überlegt ??? Nach geschlagenen 10 Minuten erklärt er uns dann, dass er uns nicht einreisen lassen kann, da es auf den weiteren Strassen Blockaden gäbe und das zu gefährlich sei ????? Oh Gott, was soll das denn ??? Wir diskutieren mit ihm über unsere Möglichkeiten, es meint, wir sollen nach Guatemala zurück und über eine andere Grenze fahren ?? Ziemlich genervt fahren wir die 4 Kilometer zurück und diskutieren mit der guatemaltekischen Grenzbeamtin: nein, sie kann uns jetzt natürlich nicht mehr ins Land lassen, wir haben ja ausgestempelt und das TIP gelöscht ?? Erst nach 3 Monaten können wir wieder nach Guatemala einreisen – hä ???????????

La Mesilla – eine ganz besondere Grenze !!!

Also, wieder an die mexikanische Grenze zurück, Diskussionen mit dem Beamten, irgendwann gibt er uns gnädigerweise den Einreisestempel und wir können weiter. Mittlerweile ist es schon 17.00 Uhr und wir stellen Henriette einfach auf dem nächsten Tankstellenparkplatz ab – genug Aufregung für heute. Abends versuchen wir zu eruieren, was es mit den Strassenblockaden auf sich hat – aber können nicht viel herausbekommen. Scheinbar geht es um Auseinandersetzungen zwischen den Kartellen ??

Trotz der ganzen Panik schlafen wir hervorragend !!