Reisebericht Griechenland

Einreise Griechenland am 16.10.2021

Es wird schon dunkel, als wir über die Grenze nach Griechenland einreisen. Man merkt sofort, dass wir in der EU sind: die Strassen sind breit und richtig in Ordnung, es gibt Strassenbeleuchtung, kein Müll mehr am Strassenrand und keine Schafe auf dem Weg. Allerdings zieht über uns eine ganz dicke, schwarze Wolke – Gott sei Dank zieht das Unwetter an uns vorüber.

Empfang in Griechenland !

Nach rund 30 Kilometer erreichen wir unseren Stellplatz am See Zazari. Hier ist es total ruhig und friedlich, wir schlafen erst einmal richtig aus.

Sonntags hören wir beim Frühstück in der Ferne den Gottesdienst, draussen ist es fast 14 Grad warm und es kommt kein Tropfen vom Himmel – Danke dem griechischen Wettergott Zeus !!! Wir wandern einmal um den See herum, genießen einen griechischen Kaffe und beschließen, noch eine Nacht hier zu bleiben. Nachmittags gesellt sich ein VW-Bus aus Österreich (ein junges Pärchen mit Hund) zu uns, man unterhält sich über die Reiserouten, Hunde und Fahrzeuge.

Die neue Woche startet tatsächlich mit ein paar Sonnenstrahlen !! Das tolle Gelände und das schöne Wetter müssen ausgenutzt werden – ein bisschen Hundetraining steht auf dem Programm. Am Tag vorher haben wir einen Artikel über Tanzbären gelesen, Quappo wird gleich dazu ausgebildet 🙂

Platt von so viel Training ruhen die beiden sich in ihrer Höhle aus. Unterwegs nach Kastoria läuft tatsächlich eine kleine Schildkröte über die Strasse. Natürlich wird angehalten und die Kleine wird vorsichtig in den sicheren Strassenrand gebracht. Es ist das erste „Wildtier“, das wir auf der ganzen Reise bisher gesehen haben. In der Gegend gibt es übrigens die höchste Bärenpopulation des Landes, rund 500 Tiere leben hier in freier Wildbahn – aber sie haben sich alle vor uns versteckt.

Nach einer kurzen Fahrt erreichen wir Kastoria ! 1986 waren wir schon einmal hier – aber wir erkennen kaum etwas wieder. Das Städtchen ist viel größer geworden, jede Menge moderne Hotels und Wohnblocks sind dazugekommen. Ein kleiner Bummel an der Promenade, ein leckerer Kaffee in einer kleinen Bäckerei und ein Foto vom Pelikan – das reicht uns – jetzt suchen wir uns einen Platz für die Nacht.

Wir fahren ins Hinterland, eine kleine Offroadstrecke und schon stehen wir mitten im Nirgendwo mit einem herrlichen Weitblick – hier findet uns niemand. Übrigens musste ich feststellen, dass ich von meinen 7 Jahren Altgriechisch fast alles vergessen habe – selbst die Buchstaben verwechsle ich. Mein alter Latein- und Griechisch-Lehrer Herr Mußler wird sich im Grab umdrehen !

Abends lese ich noch ein bisschen in meinem gerade heruntergeladenen Reiseführer – klar, gibt es wieder eine Planänderung: morgen soll das Wetter super werden, so planen wir einen Abstecher zu der Vikos-Schlucht. Also, wenn uns ein Astronaut von der ISS beobachtet, denkt er sicher, dass wir zu viel Raki getrunken haben – wir fahren so kreuz und quer durchs Land !!

Die Sonne strahlt am nächsten Morgen mit voller Kraft und unsere geplante Tour erweist sich als sehr schöne Strecke. Klar, gibt es auch in Griechenland Passtrassen – gegenüber Albanien fühlt man sich hier wie auf der A5 am autofreien Sonntag. Mittlerweile zeigt sich der Herbst in all seinen Farben, die Wälder sind durchzogen mit orangen und roten Farbtupfern.

Unser Ziel, das Dörfchen Vikos, besteht gerade aus 3 Häusern: einem Restaurant, einem Hotel und einer kleinen Kirche. Henriette parkt neben dem kleinen Gotteshaus und wir machen uns auf zu der Wanderung in die Schlucht. Klar, geht es erst einmal steil bergab (das bedeutet nichts Gutes – wir müssen ja hier auch wieder zurück) bis zum Grund der Schlucht. Leider fließt kaum Wasser, es hat wohl immer noch nicht genug geregnet. Lt. Reiseführer dauert die Wanderung durch die gesamt Schlucht rund 8 Stunden – das schaffen wir heute nicht mehr. So laufen wir einfach rund 5 Kilometer weit und marschieren den gleichen Weg zurück.

Zurück im Dörfchen statten wir der netten Gaststätte einen Besuch ab, essen einen griechischen Salat (was sonst !), gebackenen Schafskäse und Bohnen mit Spinat. Alles sehr lecker, aber wir stellen fest, dass wir hier wieder heimische Preise haben (Albanien und Nordmazedonien waren dagegen sehr geldbeutelfreundlich !). Zurück in unserem Wohnzimmer werden die Füße hochgelegt, die Hunde schnarchen rhythmisch in der Höhle, am Himmel zeigt sich der Vollmond und ein schöner Sternenhimmel. Beim abendlichen Kniffelspielen (das machen wir wirklich fast jeden Abend) gewinne ich jetzt schon zum 6. mal in Folge – Hans-Peter ist frustriert und hat keine Lust mehr, jemals wieder mit mir zu würfeln 🙁

Das wichtigste Griechenland-Pflichtprogramm steht an: die Meteora-Klöster . Beim Wasserfassen an der nächsten Quelle treffen wir die beiden Belgier Tine und Jelle. Sie sind seit 15 Monaten mit ihrem Defender unterwegs und fahren Richtung Asien – ohne Zeitlimit und ohne irgendwelche Beschränkungen, einfach so lange, wie es ihnen Spaß macht und das Geld reicht. In Belgien haben sie alles verkauft, einzig die Familie haben sie zurückgelassen. Ich bin beeindruckt, dass es doch so viele junge Menschen gibt, die ihren Traum vom Reisen einfach realisieren – super !!

Das erste mal nach Deutschland fahren wir heute ein Stück Autobahn – damit sparen wir uns rund 50 Kilometer. Die Autobahngebühren betragen gerade 6,50 €, dafür fahren wir durch gefühlte 30 Kilometer perfekte Tunnel. Kurz vor Kalambaka können wir schon die beeindruckenden Felsmassive, auf denen die Klöster thronen, erkennen. Der Anblick hat etwas mystisches, magisches – es ist einfach unglaublich.

einfach nur schön !

Im Örtchen finden wir einen guten Stellplatz und machen uns zu Fuß auf, um ein paar schöne Fotos zu knipsen. Die Fahrt direkt zu den Klöstern heben wir uns für morgen auf. Mittlerweile weiss ich auch wieder, warum mir in der Schulzeit Griechisch mehr Spaß gemacht als als Latein. In Latein ging es immer nur um Kriegsführung, die Griechen dagegen haben gelebt, diskutiert und philosophiert (am meisten hat mich Aristoteles „über die Wahrheit“ beeindruckt) !!

Und ich finde es bis heute erstrebenswerter, gemütlich wie Diogenes im Weinfass zu leben, als den Heldentod auf dem Schlachtfeld zu sterben !! Fazit: die Griechen verstehen es, gut zu leben, das spürt man hier überall.

Für den Besuch der Klöster haben wir einen Traumtag erwischt: die Sonne strahlt von morgens bis abends vom Himmel und die kurzen Hosen haben wieder ihren Einsatz. Die Strasse zu den Klöstern ist hervorragend ausgebaut, es gibt genug Photopoints, bei jedem Kloster findet sich ein großer Parkplatz und jeder findet ein Plätzchen. Die beiden Klöster Agios Nikolaos Anapafsas und Megalo Meteroro schauen wir uns auch von innen an: müssen wir natürlich getrennt machen, da Hunde nicht in mit hinein dürfen. Der Fotoapparat läuft heiß, man kann sich gar nicht sattsehen an dieser beeindruckenden, unwirklichen Kulisse. Tatsächlich sind die Klöster noch bewohnt, allerdings leben wohl nur noch eine Handvoll Mönche und Nonnen an diesem besonderen Ort.

Als wir 1986 hier waren, gab es diese tolle Strasse noch nicht und man konnte zum Teil nur mit Körben, die heruntergelassen wurden, in die Klosteranlage kommen. Gegründet wurde das erste Kloster übrigens im Jahre 1334 mit der Ankunft des Mönches Athanasios, der hier mit 14 weiteren Mönchen das Megalo Meteora gründete

Was ein wunderschöner Tag !!

Geflasht von diesen wahnsinnigen Eindrücken suchen wir uns einen ganz, ganz ruhigen Stellplatz für die Nacht aus: wir stehen am Limni Plastira und sehen uns die tollen Fotos in Ruhe an.

Happy Birthday !!! Unser Großer hat heute Geburtstag – unglaublich, schon 34 Jahre wird Johannes alt – wie doch die Zeit vergeht !! Wir tauschen Grüße per Telefon aus und bevor es weitergeht, hüpfe ich kurz todesmutig in den See – sehr erfrischend !

Heute fahren wir ein richtig großes Stück: rund 160 Kilometer kommen zusammen. 30 Kilometer vor unserem Ziel Delphi findet sich ein verstecktes Plätzchen im Wald. Hier stehen wir sehr ruhig, ohne Schafe, Ziegen und Strassenhunde – ganz ungewöhnlich.

Zeus ist auf unserer Seite, er hat heute ganz viel Sonne und blauen Himmel nach Delphi geschickt. Ende Oktober gehen wir davon aus, dass nicht mehr viel los ist – weit gefehlt !! Der Parkplatz ist schon recht voll, an der Strasse finden wir gerade noch eine Stelle, in die Henriette sich hinein quetschen kann. Am Eingang stellen wir fest – wir hatten es ja schon geahnt – dass Hunde nicht erlaubt sind. So müssen meine 3 Männer halt draussen bleiben, Frauchen darf ganz alleine die heilige Stätte besuchen.

Die Lage des ganzen Komplexes ist fantastisch, man kann sich vorstellen, wie vor 2.500 Jahren die vielen Pilger mühsam den Berg hinauf gekraxelt sind, um dann von Pythia einen weisen Spruch zu hören. Es war ein geniales Geschäftsmodell – jeder wollte unbedingt eine Auskunft von dem Orakel (egal, um was es ging: Krieg, Heirat, Scheidung, Nachbarschaftsstreit, Farbe des Hauses …. ) und hat dafür natürlich ordentlich bezahlt bzw. geopfert. Und dann bekam man eine Auskunft, die immer mehrdeutig war – wenn man sie falsch ausgelegt hat, war man eben selbst Schuld ?? Das Orakel hat nie etwas Falsches vorhergesagt – besser geht es nicht. Wahrscheinlich war das Orakel in der damaligen Zeit reicher als heute Bill Gates und Jeff Bezos zusammen.

Nach 1,5 Stunden befreie ich meine Jungs und wir entfernen uns von dem „Omphalos – dem Nabel der Welt“ der damaliger Zeit. Der Mythologie zufolge hat Apollo zwei Adler von den Enden der Welt losgeschickt, die sind dann unglücklich in Delphi zusammengestossen.

So viel Kultur macht durstig !!!

Wir haben das Orakel natürlich auch gefragt, wohin wir weiter reisen sollen: die Antwort war: ein Ort, der mit P beginnt und mit S endet ?????????? Wir sinnieren, ob wir nun Pirmasens oder Patras ansteuern sollen – entscheiden uns nach langem Hin- und Her schließlich für das Letztere. Die weitere Strecke wird ins Navi eingetippt – Erna will unbedingt einen Umweg von fast 150 km machen – die spinnt doch !!! Wir ignorieren die Tante gnadenlos ! Kurz darauf kommen wir in ein Örtchen, in dem anscheinend Oktoberfest und Fasching gleichzeitig gefeiert werden – die Autos parken kilometerweit an der Strasse, im Ort selber gibt es fast kein Durchkommen (vielleicht hatte Erna doch recht :)). Mit Nerven aus Drahtseilen meistert Hans-Peter dieses Getümmel und wir schaffen es durch den Trubel. Am nächsten Parkplatz wird erst einmal eine Pinkelpause eingelegt – so viel Adrenalin drückt auf die Blase. Zwischenzeitlich habe ich nachgelesen, dass dieses Bergdorf „Arachova“ heisst und das Ischgl von Griechenland ist. Selbst ohne Schnee scheinen alle Athener diesen Ort zu lieben und am Wochenende hierher zu kommen.

Entspannt geht nun die Fahrt weiter Richtung Meer: kurz vor Psatha sehen wir ein blaues Fleckchen zwischen den Bäumen aufblitzen: Adria wir kommen !

Das sieht doch nach einem tollen Stellplatz aus

Schnell noch den letzten Pass hinunter, schon stehen wir am Strand, trinken in der Strandbar ein Alpha und stürzen uns bei Nacht pudelnackt in die Fluten.

Ja, es ist ein toller Stellplatz !

Sonntags ziehen leider Wolken auf, das heisst, weiterfahren, der Sonne hinterher. Entlang der Küste schlängelt sich ein kleines Strässchen, für griechische Verhältnisse ist das schon eine Offroad-Strecke. Wir kommen an den See „Limni Vouliagmenis“, dort verstecken wir Henriette schön im Gebüsch. Später soll es regnen, so machen wir uns gleich auf den Weg zum Leuchtturm und einer Ausgrabungsstätte (die gibt es hier ja an fast jeder Ecke).

Choros Hraiou

Frodo und Quappo finden die Ziege viel spannender als die alten Säulenreste – jeder hat halt seine Prioritäten. Von der Spitze der kleinen Landzunge können wir den Golf von Korinth sehen – dahin geht es dann morgen weiter.

In der Nacht hat Aeolus die Macht übernommen – er lässt es richtig stürmen ! In unserer Henriette schaukelt es kräftig, wir fühlen uns wie auf einer Segeljolle. Morgens versuche ich ganz vorsichtig die Türe aufzumachen, schon fliegt sie fast aus den Angeln, zurück vom Morgenspaziergang sind wir total durchgelüftet.

Weiter geht unsere Reise über den Kanal von Korinth auf den Peloponnes. Den Kanal hatte ich mir – ehrlich gesagt – schon ein bisschen größer vorgestellt ?? Aber für die damalige Zeit war das eine beachtliche Bauleistung. Viel Spaß haben wir mal wieder mit Erna – das Navi scheint einen neuen Eingabemodus zu haben – finde möglichst die engsten Strassen ?? Wir fahren auf einspurigen Feldwegen ins Landesinnere, neben uns die neu ausgebaute Landstrasse – das gibt uns doch zu bedenken, ob Erna gestern zu tief ins Glas geschaut hat.

Angekommen im Mykene machen wir uns auf zum Ausstellungsgelände. Natürlich ist es wie immer: Hunde dürfen nicht aufs Gelände, obwohl uns schon ein großer Strassenhund hinter dem Zaun begrüßt ?? Kurz diskutieren wir, ob wir getrennt die Ausgrabungen ansehen oder lieber das Eintrittsgeld in griechisches Moussaka investieren ?? Na, wer kommt auf das richtige Ergebnis – wir Kulturbanausen investieren lieber in die griechische Wirtschaft und gehen nett essen. Zuhause gibt es Nachhilfeunterricht über Mykene: ihre größte Blüte erlebte die Stadt im 14. und 13. Jahrhundert vor (!) Christus – somit sind diese Steine fast 3.500 Jahre alt – unglaublich !!

Morgens verquatschen wir uns mit unseren Standplatz-Nachbarn, einem sympathischen Pärchen aus Bayern mit ihren 2 Kleinen Milow und Holly. Ihre Hündin Guilia wird von unseren zwei Herren umschwärmt, die sind schwer begeistert, endlich mal ein nettes Mädchen anbaggern zu dürfen. Später als gedacht erreichen wir daher das hübsche Städtchen Nauplius. Hier steuern wir erst einmal einen Gasladen an, dann die Wäscherei und zum Schluss noch den Supermarkt. Unser Stellplatz liegt heute ganz im Zentrum, perfekt für die Burgbesichtigung und eine Shoppingtour. Hans-Peter muss erst einmal überredet werden, mit mir auf die Festung Palamidi hochzusteigen – immerhin sind 999 Treppen zu erklimmen (ich sage ihm erst am nächsten Tag, dass da auch eine Strasse hochgeht :)). Oben angekommen belohnt uns eine super Aussicht auf die Stadt und das Meer, der Muskelkater morgen wird einfach ignoriert.

Bei dem Heruntersteigen merken wir erst, wie steil die Treppen sind, hier muss man wirklich schwindelfrei sein. Geländer gibt es auch nicht, in Deutschland bräuchte man dazu Sicherheitsgurte und Helm. Selbst Quappo guckt mich irritiert an: jetzt sind wir da nur hochmarschiert und dann wieder runter ??

Unten angekommen schlendern wir zum Hafen, durch die netten Gässchen, essen bei den Temperaturen ein Eis und schauen uns die Angebote in den kleinen Lädchen an. Hier ist trotz Nachsaison noch viel los, das gefällt mir natürlich besonders gut. Hans-Peter ist beeindruckt von dem riesigen Segelschiff, das im Hafen ankert: die „Maltese Falcoon“.

Heute ist schon Mittwoch (wir haben langsam gar kein Zeitgefühl mehr und müssen das Handy befragen, welcherTag es gerade ist), das Wetter ist schön und so ist das nächste Ziel klar: wir brauchen einen netten Strandplatz. Rund 40 Kilometer weiter finden wir einen perfekten, breiten Strand in der Nähe von Astros. Gleich wird die Badehose ausgepackt, und rein gehts in die Fluten. Das Wasser ist wirklich angenehm warm, nur draußen kommen ein paar Wolken auf und so wird es nichts mit dem Sonnenbaden. Dafür kann man hier schön am Strand spazieren gehen und sich den Wind um die Nase bzw. Hundeohren wehen lassen.

28.10.2021 – welch wichtiges Datum – ja klar, heute gibt es eine große Geburtstagsparty !!!! Frodo, unser Großer wird 4 Jahre alt 🙂 Herrchen hat gestern extra den ganzen Tag in der Küche gestanden und eine wunderbare Hackfleischtorte gebacken – den Jungs läuft schon seit Stunden das Wasser im Munde zusammen. Nach den ganzen Geburtstagsküsschen und Fotos darf die Torte endlich verspeist werden – Freund Quappo ist eingeladen und bekommt großzügigerweise ein Stückchen ab.

Zufrieden und mit vollem Bauch fahren wir nach Leonidi. Eigentlich wollen wir da nur Wasser tanken ! Unterwegs lesen wir, dass das Örtchen ein netter Hotspot für alle Boulder – und Kletterverrückte ist, das sieht man auch sofort an den vielen jungen Leuten, die sich hier aufhalten. Der Weg zur Wasserstelle ist mal wieder absolut abenteuerlich: die Gässchen werden als enger, die Balkone ragen immer weiter in die Strasse rein und alle, die gerade gemütlich ihren Espresso im Cafe trinken, schauen uns fasziniert mit weit aufgerissenen Augen zu. Kummer gewohnt, schafft mein Fahrer und seine Henriette auch diese Herausforderung und wir kommen aus dem Gassengewirr heil heraus.

Das kommt davon, wenn man nicht aufhören kann, im Reiseführer zu lesen: hier soll es ein altes, in den Berg gebautes Kloster geben – Zufahrt möglich auf einer kleinen Strasse ?? Schon in der ersten Kurve winkt uns ein Einheimischer zu, dass wir nicht weiterfahren sollen – wir glauben ihm vernünftigerweise mal. Also werden die Wanderschuhe angezogen, der Rucksack gepackt und los gehts. Das Kloster können wir von unten schon als winzigen, weissen Punkt ausmachen. 1,5 Stunden später erreichen wir den Eingang, gehen schnurstracks in das Kloster hinein und werden gleich von einer unfreundlichen Nonne zurechtgewiesen: „dogs forbidden“ schreit sie uns entrüstet entgegen. Na gut, wir wollen uns zurückziehen, da kommt die alte Nonne (die einzige, die alleine hier im Kloster lebt !) und reicht uns ein paar Süßigkeiten – das finden wir sehr nett – Gott liebt doch eigentlich alle Lebewesen – oder ???

Nach der schönen, anstrengenden Tour haben wir keine Lust mehr, weiterzufahren, wir bleiben einfach hier mitten im Ort auf dem Parkplatz und legen die Beine hoch.

Parkplatz in Leonidi

Wir wollen wieder ans Meer, so gehts weiter Richtung Süden. Nach 80 Kilometer erreichen wir Monemvasia – eine mittelalterliche Stadt, die auf einem gewaltigen monolithischen Felsen im Meer gelegen ist.

Begegnungen unterwegs: ein Wolfsmilchschwärmer, eine aussergewöhnlich hübsche Raupe

Die Stadt wurde 630 n. Chr. extra so auf dem Felsen gebaut, dass man sie vom Festland nicht sehen konnte – nur für die Seefahrer war sie sichtbar – eine perfekte Tarnung. Sogar ein Getreidefeld gab es in dem Städtchen, damit war die Zitadelle autark und konnte unbegrenzt verteidigt werden. Erst nach dreijähriger Belagerung im Jahr 1249 wurde sie von den Franken zur Kapitulation gezwungen. Echt, sehr, sehr beeindruckend !!!!

Die Nacht verbringen wir kurz hinter dem Städtchen am Meer, es stürmt mal wieder kräftig ! Von hier aus können wir Monemvasia tatsächlich ein bisschen sehen – das dicke Teleobjektiv kommt zum Einsatz.

Monemvasia – von hier aus können wir die Stadt sehen !

Nach diesem ganzen Kulturprogramm brauchen wir unbedingt eine Pause :). Einer der schönsten Strände Griechenlands soll hier gleich um die Ecke sein – also nichts wie hin. Simos Beach heisst das schöne Fleckchen auf der kleinen Insel Elafonisos. Henriette darf mal wieder Schiff fahren, 10 Minuten später und 25,– € ärmer kommen wir auf dem Inselchen an. Zum Strand sind es nur 4 Kilometer und wir sehen das Meer schon funkeln. Alles ist hier wie ausgestorben, nur in einer Strandbar gibt es noch 2 Leute, die aufräumen und putzen – die Saison scheint endgültig vorbei zu sein. Wir genießen den riesigen Sandstrand für uns alleine, die Farbe des Meeres ist richtig postkartenkitschig türkis, azurblau und glitzernd.

Das Wasser ist unglaublich sauber, man kann beim Schwimmen jedes Sandkorn zählen. Frodo und Quappo sind in ihrem Element, buddeln, rennen und spielen wie kleine Kinder.

Karibik-Feeling !

Auch unseren Stellplatz haben wir ganz für uns alleine – was uns schon ein wenig verwundert. Am nächsten Tag bekommen wir Nachbarn: Agnes und Norbert aus Oberschwaben !! Wir halten ein nettes Pläuschchen über Reiserouten, Reisepläne, Fahrzeuge, Kinder ………… irgendwann stellt sich heraus, dass ihr Sohn gerade ein paar Häuser von meiner Schwiegermama entfernt wohnt – wie klein ist doch die Welt. Abgemacht, dass sie bei ihrem nächsten Besuch in Seeheim bei uns auf ein (oder zwei) Bierchen vorbeikommen !! Das Netz funktioniert recht sporadisch, das nervt zwar ein bisschen, ist aber für die Entspannung ideal. Nachmittags müssen wir ins nächste Dörfchen fahren, dummerweise haben wir vergessen, genügend Proviant mitzunehmen. Ein kleiner Mini-Market (er ist wirklich winzig) hat Gottlob noch auf, so können wir weitere 3 Tage verlängern.

Hundetraumstrand

Dienstags stürmt es heftig, der ganze Strand steht abends unter Wasser – die Naturgewalt ist einfach beeindruckend. Auf den nächsten Tag freuen wir uns schon riesig: die Wetter-App verspricht absolutes Badewetter – so kommt es auch !! Wir liegen im Sand, genießen das klare, noch recht warme Wasser, faulenzen und tun einfach gar Nichts !

Ein Blick aufs Handy sagt uns, dass heute schon der 03. November ist – wir können es nicht glauben. Mittlerweile ist ein weiterer Camper zu uns gezogen, ein Lehrerehepaar aus Hamburg, das ein Jahr sabbatiert. Später kommen noch weitere 4 Mobile und 3 Hunde an, langsam sieht es aus wie auf einem Campingplatz in Rimini. Da wir eh noch ein bisschen Programm vor uns haben, beschließen wir, am nächsten Tag weiterzufahren.

Nach dem Frühstück ergibt sich ein sehr nettes und aufschlussreiches Gespräch mit einem jungen Lehrer aus Köln. Immer wieder sind wir begeistert, was für tolle, interessante, spannende, abenteuerliche Menschen wir unterwegs kennenlernen. Unsere Hunde haben sich zwischenzeitlich mit den beiden Hundemädchen angefreundet und toben in den Dünen herum. Wir hoffen, dass keine Alimente fällig werden – das eine Mädchen ist kurz vor der Läufigkeit 🙂

Die Fähre fährt erst um 14.10 Uhr – da haben wir doch noch Zeit für dringend zu erledigende Aufgaben: unsere Toilette müsste mal wieder sauber gemacht werden. Hab` ich schon berichtet, dass unsere Trenntoilette einfach genial ist ?? Sie muss tatsächlich nur alle 4 – 5 Wochen sauber gemacht werden – und das ist wirklich gar nicht so schlimm wie man befürchtet. Nachdem alles erledigt ist, trinken wir noch einen wohlverdienten Kaffee im Hafen

Geschickterweise fährt mein Fahrer Henriette rückwärts auf die Fähre – bei der Hinfahrt waren wir verwundert, dass manche verkehrtherum am Pier stehen. Schnell war klar: es gibt nur einen Ausgang, das Schiff dreht einfach unterwegs. Zurück auf Festlandboden – weiter gehts entlang endloser Olivenhainen. Die Ernte hat begonnen, überall werden die Bäume geschüttelt. Ein bisschen müssen wir schmunzeln: hier arbeiten überwiegend Gastarbeiter aus Pakistan, Indien und einige Afrikaner. An einer kleinen Kapelle können wir Wasser bunkern, daneben findet sich der Übernachtungsplatz. Nur ein weiterer Camper steht hier, ansonsten alles ruhig – denken wir !! Sofort wird der Bikini übergestreift, ab ins Wasser und dann funktioniert tatsächlich die Stranddusche !! Was für ein Luxus, unbegrenzt Wasser von oben – wir freuen uns wie verrückt über so etwas „Normales“. Gleich darauf ein Bellen oder vielmehr Jaulen – oh je, ein Beagle kommt angestürmt. Erleichtert stellen wir fest, dass es ein Mädchen ist und lassen unsere Jungs auch von der Leine. Gleich darauf kommt noch ein Vierbeiner – perfekt, für jeden Bub ein Mädchen – ich sehe schon wieder Alimente auf mich zukommen.

Eigentlich war es klar: am nächsten Morgen warten die Ladies schon vor der Tür und nehmen die Herren im Empfang. Ganz in Ruhe können wir frühstücken, schwimmen, duschen – in der Ferne sehen wir ab und zu einen Hundeschwanz wedeln – also alles in bester Ordnung. Nach 2 Stunden holen wir unsere total erschöpften Kerle ins Auto, für den Rest des Tages ist kein Mucks mehr aus der Hundehütte zu hören.

Unterwegs gibt es eine Fotopoint beim Wrack der Dimitrios – das Schiff ist 1981 hier gestrandet und rostet seither als Fotomotiv vor sich hin. In dem Fischerörtchen Gythio vertreten wir uns kurz die Beine, bis wir schließlich in Kokkala – einem 100 Seelen Dorf einen Nachtplatz ergattern.

Wir sind jetzt auf dem Mittelfinger der Peloponnes, ein Landstrich namens Mani. Die Gegend ist unwirtlich, karg und zugleich sehr faszinierend. Früher haben sich hier die Flüchtlinge, Piraten und sonstige Unholde versteckt – man kann sich das richtig vorstellen. Die eigentlichen Bewohner der Mani hatten sich jahrzehntelang mit so netten Sachen wie Familienfehden, Blutrache und Ehrenmorden beschäftigt, überall findet man die alten Wehrtürme. Dort versteckten sich die Verfolgten bzw. Verfluchten jahrelang, versuchten, die Gegner mit Gewehren und Pistolen abzuwehren – bis letztendlich einer von beiden tot war – gruselige Vorstellung – Halloween in echt.

Was uns super gut gefällt, ist, dass auch die neuen Gebäude in dem gleichen Stil gebaut werden: alles sind Steinhäuser (das ist das Einzige, das es hier im Überfluss gibt: Steine !!) in der Form von Türmen, auch die Schiessscharten sind eingebaut. Die kleinen Ansiedlungen bestehen zum Teil nur aus 4 – 5 Häusern, sie sind überall in den Bergen verstreut. In Kokkala findet sich eine kleine Parkmöglichkeit, sehr ruhig, nur das Wellenrauschen ist zu hören.

Samstags kommen wir zum südlichsten Punkt der Mani: Kap Tenaro – das ist der 2. südlichste Zipfel (nach Spanien) von Festlandeuropa. Es wie man sich ein Kap vorstellt: das Ende der Welt halt ! Von hier laufen wir zum 2 Kilometer entfernten Leuchtturm, Hans-Peter packt seine Drohne aus und so bekommen wir mal eine tolle Luftaufnahme von uns.

die Drohne hat uns erwischt !

Hier ist es so schön, dass wir auch über Nacht bleiben. In einer Minibucht können wir sogar schwimmen – es ist ja auch Samstag, d.h. Badetag !

Mit uns sind noch ein paar andere Camper da, so gibt es wieder neue Begegnungen.

Sonntagmorgen werden wir beim Frühstück von einer Gruppe Chinesen überfallen: sie sind total begeistert von unserer Henriette, alle schauen sich nacheinender unser Wohnzimmer, Küche und Badezimmer an, es werden hunderte Handyfotos geschossen, die Hunde werden geknuddelt, alles redet durcheinander und fast hätten wir Henriette samt Hunden verkauft – er macht uns ein sehr gutes Angebot !! Allerdings hätte er als Fahrzeug lieber einen Mercedes statt einen MAN – und so werden wir nicht handelseinig – auch gut !!

Auf der Fahrt an der Westseite der Mani besuchen wir das ausgestorbene Örtchen Vathia. 1618 wohnten hier 20 Familien, eine jahrelange Familienfehde (!!) führte allerdings zu einem starken Einwohnerrückgang, so dass 1979 niemand mehr übrig war. Die Einrichtung wurde auch einfach zurückgelassen – eine richtig spannende Geisterstadt.

Man konnte übrigens an der Höhe der Türme erkennen, wie reich eine Familie war – einfach je höher der Turm, desto reicher die Familie – da brauchte man keinen Grundbuch- oder Kontoauszug – so einfach geht das !

Den Nachmittag verbringen wir am Strand von Oitylo mit Schwimmen, Spaziergehen, Wäsche waschen und Angeln ! Tatsächlich beisst ein kleiner Fisch an – da er nicht fürs Abendessen reicht, darf er wieder zurück ins Wasser.

Unser Abendessen – leider zu klein 🙂

Was steht heute auf dem Programm – ja, wir statten der Unterwelt einen Besuch ab !! Mit einem kleinen Bootchen steuern wir in die Höhlen von Diros, eine Tropfsteinhöhle, die angeblich 15.400 m lang sein soll – damit die längste Höhle von Griechenland. Die ganze Strecke schaffen wir nicht, aber die kleine Runde ist schon sehr beeindruckend. Ich komme mir vor wie eine verwunschene Märchenprinzessin, die von bösen Hexen in die Unterwelt gelockt wurde. Gott sei Dank habe ich meinen Prinzen dabei, der mich wieder in die Oberwelt bringt.

Mystische Fahrt durch die Unterwelt

Zurück in der Sonne kommen wir ein paar Kilometer weiter in das Örtchen Areopolis. Lt. Reiseführer soll der Ort sehr nett sein, er steht sogar unter Denkmalschutz. Zuerst sind wir enttäuscht, da ist wirklich überhaupt nichts Nettes zu sehen – bis wir merken, dass wir die falsche Richtung eingeschlagen haben. Also, alles auf Anfang ! Tatsächlich finden wir den Ortskern mit einem hübschen Marktplatz, netten Gässchen, sehr, sehr netten und absolut stylischen Cafe`s und Tavernen (allerdings alle leer – das ist wohl dem Monat November geschuldet).

der Freiheitskämpfer Petros Mavromichalis mit der Fahne der Mani (blaues Kreuz mit der Losung: „Sieg oder Tod“ – ist mal
ne Ansage !

Den Abend verbringen wir in Kardamyli, auch ein nettes, fast ausgestorbenes Dörfchen am Meer. Optimistisch machen wir uns auf den Weg, noch ein offenes Lokal zu finden – es gestaltet sich schwieriger als gedacht. Eine nette Strandbar hat tatsächlich geöffnet, und wir genießen griechischen Salat, griechischen Wein (so richtig schmeckt der einfach nicht) und griechisches Sandwich beim Sonnenuntergang !

09.11.2021 – morgens ein Bad im klaren, immer noch angenehm warmen Wasser, Frühstück in Freien, entspannte Hunde – plötzlich kommt ein sehr unfreundlicher Grieche zu uns und gibt uns ganz unmissverständlich zu verstehen, dass man hier nicht stehen darf ?? Scheinbar haben wir auf seinem Parkplatz geparkt – daneben sind allerdings hundert freie Plätze – muss man nicht verstehen. Na gut, wir wollten sowieso weiter, und so packen wir schnell alles zusammen und machen uns auf den Weg. Wir verlassen das Meer, fahren über eine tolle Passstrasse und eine beeindruckende Landschaft nach Mystras.

Angekommen in der alten byzantinischen Ruinenstadt wird schnell klar: mit Hunden darf man auch hier nicht rein !! So darf mein Fotograf heute alleine Mystras besuchen, die Hunde und ich schauen uns den Ort einfach von der Ferne aus an (ist wirklich sehenswert), machen einen Spaziergang durch die Olivenhaine, verscheuchen alle Dorfkatzen, klauen uns als Trost ein paar Oliven und Orangen und später schaue ich mir die Ergebnisse meines Fotografen in Ruhe in der Henriette an – perfekte Arbeitsteilung.

Mystras wurde 1249 von Wilhelm II von Villehardouin aus dem nordfranzösischen Bar-sur-Aube mit dem Bau der Burganlage gegründet, kurz darauf wurde sein Bruder vom byzantinischen Kaiser gefangen genommen und konnte sich nur durch die Herausgabe der Burg freikaufen. Unterhalb der Burg entstand eine blühende Stadt mit mehreren zehntausend Einwohner. 1460 wurde Mystras von den Osmanen erobert, 1687 kam sie in venezianischen Besitz, fiel jedoch 1715 an die osmanischen Türken zurück (wer kann sich das bloss alles merken ?). Während des russisch-türkischen Krieges 1770 wurde die Stadt stark verwüstet, im griechischen Freiheitskampf 1825 dann derart zerstört, dass man auf einen Wiederaufbau verzichtete. Jetzt wiederum haben Touristen die Stadt zurückerobert.

Die Nacht verbringen wir auf dem höchsten Punkt zwischen Mystras und Kalamata (1.300 m Höhe) ganz alleine – hoffentlich beschwert sich morgen früh nicht der Jäger, dass wir seinen Parkplatz besetzt haben !

Wieder unten im Tal sehen wie kurz vor Kalamata ein Lidl-Schuld aufblitzen – mein Fahrer tritt gleich auf die Bremse. Eigentlich wollte ich ursprünglich nicht in so einem dekadentem Laden einkaufen – aber manche Sachen gibt es einfach dort viel, viel günstiger und besser (nach der dritte Flasche griechischen Weins aus der Plastikflasche brauchen wie mal wieder ein leckeres Tröpfchen – und eine Glasflasche Wein kostet im normalen Supermarkt immer mindestens 15,– € – warum auch immer). So, Vorräte aufgefüllt, es kann weiter gehen. Fast schon ist es lästig: man kann hier keine 50 Kilometer fahren ohne dass eine Unesco-Weltkulturerbe, eine archäologische Stätte, ein supernettes Fischerdorf , ein Traumstrand oder sonst etwas Supertolles auf dem Weg liegt. Alt-Messene ist so eine Ausgrabung, die nur einen kurzen Umweg von 15 Kilometer erfordert – das kann man doch nicht auslassen ??? Lt. unserer Arbeitsteilung bin ich heute an der Reihe mit Fotos machen – und die Ausgrabung ist wirklich sehr beachtlich. Messene wurde 369 v.Chr. gegründet als Hauptstadt des neuen Staates Messenien und war lange Zeit eine blühende Handelsstadt und wurde nie zerstört. Zu sehen sind Überreste eines Theaters, einer Agora, viele Tempel, Badehäuser, Stadtmauern und ein großes, antikes Stadion – eines der Schönsten, die wir bisher gesehen haben.

Den Abend verbringen wir am Strand von Kalamata und werden mit einem fulminanten Sonnenuntergang beschenkt.

Gleich nach dem Frühstück wartet das nächste Highlight auf mich: es gibt hier tatsächlich Strandduschen mit warmem Wasser – ich kann es nicht fassen, nutze dieses Geschenk minutenlang aus bis das letzte Fleckchen meiner Haut porenrein sauber ist. Die Jungs erkennen mich heute jedenfalls nicht an meinem Geruch.

Der nächste Haltepunkt heute ist Koroni, ein kleines Fischerdorf an der Spitze des westlichen Peloponnesfingers mit einer zerfallenen Burgruine. Der Ort ist ganz nett, aber mittlerweile sind wir schon so verwöhnt, dass wir nicht ganz so begeistert sind, wie der Reiseführer erwarten liess.

Nach einem Rundgang geht die Tour weiter nach Methoni, hier ist die alte Festung noch viel besser erhalten und beeindruckender als in Koroni. Am Strand mitten im Ort findet sich ein guter Parkplatz, hier kann man über Nacht stehen. Die Burg können wir leider nicht besichtigen – sie hat schon ab 15.00 Uhr geschlossen und wieder sind keine Haustiere erlaubt. Wir überlegen schon, ob wir unsere 2 nicht das nächste Mal einfach als Blindenhunde ausgeben – ob das auffällt ???

Der nächste Tag (es Freitag, der 12.11.) soll wieder richtig schön werden – das Signal, den nächsten Traumstrand anzusteuern. So fahren wir an der Küste entlang über das Städtchen Pyros zur Bucht von Navarino. Hier fand am 20. Oktober 1827 die letzte große Seeschlacht zwischen der osmanisch-ägytischen Flotte und einem alliierten Verband von französischen, englischen und russischen Schiffen statt. Die Alliierten versenkten die gesamte Flotte des Sultans und legten damit den Grundstein zur Gründung des griechishcen Nationalstaates.

Bucht von Navarino

In diesem geschichtsträchtigen Gewässer lässt es sich prima baden, nachdem wir noch eine freies Plätzchen gefunden haben. Hier versteckt sich in jeder kleinen Bucht ein Camper (oder auch zwei), wir haben Glück, ein VW-Bus ist gerade am Packen, so bekommen wir auch einen Platz in der ersten Reihe. Gerade auf der Burgentour, erklimmen wir am Nachmittag die alte Festung Paleokastro. Oben angekommen breitet sich eine spektakuläre Landschaft vor uns aus – Ochsenbauchbucht, Lagune, Küste und die nahe gelegenen Inseln. So wissen wir gleich unser Ziel für morgen – ganz klar, die Ochsenbauchbucht – allein der Name ist schon der Hammer !

Die Ochsenbauchbucht

Unterwegs zur Bucht kommen wir an einer Olivenpresse vorbei – kurzer Zwischenstopp angesagt ! Die ganze Zeit über konnten wir die Olivenernte hier verfolgen, nun wollen wir auch sehen, wie daraus das leckere Öl entsteht. Wir dürfen alles hautnah anschauen, klar wollen wir auch etwas mitnehmen. Man muss hier selbst den Behälter besorgen, dann bekommt man das Öl ganz frisch abgezapft – wir freuen uns schon auf das Abendessen !!

Nach dem erfolgreichen Einkauf fahren wir weiter – und trauen unseren Augen nicht: da stehen ja Unmengen von Flamingos im Wasser !! Sofort wird angehalten, das große Objektiv aufgeschraubt, das Stativ hervor gekramt und schon haben wir die Vögel vor der Linse !! Ich glaube, wir machen mindestens 300 Fotos – man kann einfach gar nicht aufhören 🙂 – das wird heute Abend lustig, wenn man die schönsten Fotos auswählen muss.

mein Flamingo-Baby – wie süß 🙂

Nach dem Fotoshooting fahren wir zurück an die alte Stelle, jetzt ist sogar der Platz in der allerersten Reihe direkt neben der Stranddusche frei – da bleiben wir einfach nochmal 2 Tage länger. Wir vertreiben uns den Tag mit schwimmen, duschen, sonnen (!) – während die Erfelder zu Hause über Nebel, Regen und Kälte jammern.

Langsam gehen alle unsere Vorräte zu Ende, so müssen wir leider weiterfahren !! Der Montag weckt uns mit einem phänomenalen Sonnenaufgang (eigentlich war die Wetterprognose für heute schlecht ??). Nach dem morgendlichen Bad und der eiskalten Dusche hellwach, entdecken wir unterwegs den Eifelturm (nein, keine Fotomontage, den gibt es hier wirklich), dahinter einen kleinen Supermarkt, wir sind wieder safe. Beim Herumstöbern auf der Park4Night-App habe ich einen Wasserfall gefunden, der auf unserer Route liegt. Also, heute mal kein Strand sondern ein Waldtag – Abwechslung muss sein. Die Strasse zum Wasserfall ist beeindruckend steil und eng – ein bisschen Adrenalin tut nach den faulen Strandtagen auch mal wieder gut. Dann erst Gebirgsfeeling: – es geht steil auf- und abwärts, ein paar Klettersteige müssen erklommen werden – später Venezuelafeeling: wir werden belohnt mit einem richtig schönen Wasserfall !! Für die Jungs gibt es extra eine Cocktailbar – mit Neda-Cocktails – super lecker und erfrischend !

und hier mit fließendem Wasser !

Die Nacht in den Bergen ist schon ganz schön frostig – die Abstimmung nach der Frühstücks-Lagebesprechung ergibt eine eindeutige Mehrheit: 3 Stimmen dafür, eine Enthaltung (Schnarchen aus der Hundehütte): wir wollen wieder ans Meer. Hinter Zacharo findet sich ein kleiner Weg, der direkt an den Strand führt – Strand – das ist eigentlich nicht das richtige Wort: hier gibt es 7 Kilometer feinsten Sandstrand und kein Mensch weit und breit – das ist unfassbar !

Schwimmen lässt es sich hervorragend, Wetter, Temperatur, Wellen – alles passt. Quappo und Frodo sind im 7. Hundehimmel, buddeln, spielen – einfach Lebensfreude pur !

Ratet mal, wer jetzt fünfzigtausenddreihundertundeinundzwanzig Sandkörnchen im Fell hat und damit tief und fest eingeschlafen ist ?? Ganz klar, hier blieben wir die nächsten drei Tage.

Nachdem auch in der allerletzten Ritze von Henriette ein Sandkorn steckt, fahren wir ein paar Kilometer weiter: der nächste unfassbar riesige Sandstrand: hier stehen eine ganze Menge verlassener, zerfallener Häuser, etwas unheimlich ist das schon ? Es wäre spannend herauszufinden, was hier passiert ist – vielleicht wurden alle Häuser illegal gebaut, vielleicht hatten die Bewohner Angst vor einem Tsunami, vielleicht ist die Gegend verseucht , vielleicht gibt es hier wilde Dinosaurier, vielleicht kamen Menschen vom Mars hier runter …………. ??? Egal, unser Security-System funktioniert ja einwandfrei, was kann uns da schon passieren.

Drohnenbilder

Die Drohne verschwindet mal kurz über dem Meer, kommt aber nach einigem Bitten lieb zurück. Fünf Tropfen Regen kommen vom Himmel, sie werden begleitet von einem grandiosen, kitschigem Regenbogen.

So, wir sind total entspannt und relaxed, ein bisschen Kultur wäre mal wieder an der Reihe: das Wetter verspricht alles zu geben, also auf nach Olympia !!!
Wie immer müssen wir uns aufteilen – ich darf zu den geschichtsträchtigen Steinen, die Männer vergnügen sich mit einem Spaziergang drum herum. Hier also kommt der olympische Gedanken her – vor mehr als 2.500 Jahren ging es im großen Stadion um Ruhm und Lorbeerkränze (ich glaube, Werbeeinnahmen gab es tatsächlich noch nicht), 45.000 Zuschauer konnten den Wettkämpfen zuschauen. Es wurde gerannt, gekämpft, geringt, Diskus und Speer geworfen – immer unter den Augen der Argusaugen der Preisrichter.

Neben dem Stadion gab es unzählige Tempel, um die Götter milde zu stimmen (Doping kannte man noch nicht !), richtige Muckibuden, wo die Athleten sich fit machen konnten, feudale Gästehäuser für die Ehrengäste, Badetempel und natürlich den Tempel der Hera – hier wird heute das olympische Feuer entzündet !

Den schönen Tag wollen wir am Strand ausklingen lassen – dazu fahren wir nach Katakolo. Erwartet werden wir von einer Million Mücken, nur kurz die Tür auf – schon hat man eine Stunde Beschäftigung mit der Fliegenklatsche. Nein, hier bleiben wir nicht – lieber fahren wir die 20 Kilometer zurück an unseren einsamen und (fast) mückenlosen) Strand.

Heute ein richtig schöner Sonntag: Badewetter vom Aufstehen bis zum Sonnenuntergang (immer wieder müssen wir uns sagen, dass heute der 21. November ist und normalerweise wäre ich zu Hause sicher am Stollen backen).

Wir genießen den Tag alle in vollen Zügen, sogar die Jungs wollen zum Schnorcheln nochmals ins Wasser 🙂

Die Wetter-App hatte tatsächlich recht: der Himmel ist Montagsgrau und es regnet 🙁

So fällt der Abschied nicht ganz so schwer und wir machen uns auf nach Patras. Hier wollen wir unsere Gasflaschen auffüllen lassen (es gibt nur wenige Geschäfte, die das hier überhaupt machen, es gab wohl im Sommer eine gesetzliche Änderung, nach der das Auffüllen von Gasflaschen nicht mehr erlaubt ist). Natürlich liegt dieser Laden direkt in der Innenstadt von Patras – man kann sich ja denken, wie das aussieht: die Strassen eng, die Leute parken wie sie gerade lustig sind, dazwischen fahren die Mopeds in Schlangenlinien durch, es regnet und Parkplatz gibt es auch nicht. Na ja, wir schaffen es, die Flaschen abzugeben, abends ab 19.00 Uhr können wir sie wieder abholen. Die Zwischenzeit nutzen wir für den dringenden Einkauf, einen Bummel am Hafen, Strand und Park. Von oben und unten naß gibt es einen Kaffee an der letzten Strandbar, kurz trocknen wir in der Henriette, dann geht der Spaß wieder los: jetzt kommt zu den engen Strassen, Regen, Mopeds, in dritter Reihe parkender Fahrzeuge auch noch Dunkelheit dazu – super Kombi ! Puh, wir haben es geschafft, die Gasflaschen sind an Bord, nun nix wie an den Strand zum Übernachten. Wir geben die Koordinaten in unsere Erna ein, fahren auf immer engeren Gässchen durchs Schilf (eigentlich nicht schlimm), Erna sagt uns: links abbiegen – da ist aber ein Tor ?? Wir fahren weiter auf dem Schilfweg, es ist stockfinster – und der Weg endet komplett ?? Rechts ein Zaun, links eine Mauer – was ein Horror !! Hans-Peter muss Henriette irgendwie wenden, gefühlt tausend Mal muss er rangieren, ich stehe draußen und mein Herz ist mal wieder in die Hose gerutscht. Irgendwie schaffen wir es ohne Schrammen und ohne dass die Mauer umfällt, hier rauszukommen !!!!!! Total fertig mit den Nerven kommen wir auf ganz einfachem Weg (Danke Erna !!) zu unserem Ziel. In der Nacht schüttet es ohne Ende, das Geräusch – wenn man gemütlich im Bett liegt – von den heftigen Regentropfen entspannt !!.

Passt !

Heute verlassen wir die Peloponnes – mit einem weinenden Auge – , fahren über die tolle neue Brücke (für den stolzen Preis von 20,30 €), kurven mal wieder Passtrassen und landen an einem netten Seeplatz. In Ruhe können wir hier unsere Toilette sauber machen, Henriette entsanden, Wäsche waschen, spazieren gehen und morgens im Süßwasser baden. Beim abendlichen Anschauen der Tagesschau sind wir extrem frustriert – die Corona-Zahlen in Deutschland und den Nachbarländern steigen unaufhörlich ?? Für unsere Rückfahrt werden wir daher nicht wie geplant über Albanien und Montenegro fahren, sondern über Serbien, Ungarn und Tschechien – so auf jeden Fall der vorläufige Plan !!! Und wohin die nächste Reise 2022 gehen kann, steht gerade komplett in den Sternen ???

Ein letztes Mal ans Meer – das ist nun schon seit Tagen unser Mantra 🙂 – gelandet sind wir in Menidi auf einer Landzunge – links das Meer und rechts die Lagune mit hunderten Flamingos – was ein schöner Platz – viel zu schön, um nach Deutschland zu fahren !!!

Schön entschlummert bei einem leichten Wellenrauschen schlafen wir wie die Murmeltiere. Der nächste Morgen zeigt sich grau in grau, doch ganz langsam macht sich die Sonne Platz zwischen den Wolken – es gibt nochmal Badewetter ! Nun wirklich das aller, allerletzte Bad im Meer für dieses Jahr – wir hüpfen gleich mehrfach in das klare Wasser.

Mit der Kamera werden die Flamingos beobachtet – doch da schwimmt ein ganz komisches Exemplar ?? Da hat sich doch tatsächlich ein Pelikan dazwischen geschmuggelt – wie man an der tollen Wuschel-Frisur sehen kann, ist das wohl ein Krauskopfpelikan ???

Wir können uns einfach nicht trennen – also nochmals das Wasser aufgesetzt, einen Kaffee gekocht und in die Sonne gesetzt. Ein bisschen Wärme würden wir gerne für die nächsten Wochen speichern – leider hat unser Körper keinen Akku dafür eingebaut – das sollte man doch unbedingt erfinden ?? Am frühen Nachmittag packen wir schlecht gelaunt alles zusammen, starten Henriette, bestaunen unterwegs die alte Brücke von Arla und finden bei Pamvotida am Pamvotida-See ein unspektakuläres Übernachtungsplätzchen.

Weiter geht es Richtung Norden, auch heute wollen wir die Autobahn vermeiden. Daher fahren wir die verlassene E 92 – diese Passstrasse wird seit Eröffnung der Autobahn nicht mehr gepflegt, das Befahren ist nur auf eigene Gefahr gestattet. Auf circa 50 Kilometer gibt es unzählige tiefe Schlaglöcher, abrutschenden Fahrbahnbestandteile, oft einspurige Wegteile, viele Steinbrocken mitten auf dem Weg, ein paar Schneewehen – und wir sind mutterseelenallein. Das Erlebnis dieser einmaligen Landschaft ist es allemal Wert. Am Ende der Strasser kommen wir in ein dickes Nebelloch und können nur noch kriechen. Das letzte Teilstück müssen wir dann doch die Autobahn nehmen, aber bei dem Nebel spielt es eh keine Rolle – man sieht wirklich keine 50 Meter.

Am Nachmittag kommen wir zu dem Stellplatz, den wir bei unserer ersten Nacht in Griechenland gefunden hatten: am See Zazari. Hier genießen wir ein letztes Mal griechische Luft, gehen schön am See spazieren und bestaunen einen tollen Regenbogen

.

Es ist Samstag, der 27. November, heute müssen wir Griechenland verlassen – es fällt sehr schwer. Dieses Land bietet so viel: unendliche Sandstrände, uralte Kulturen, nette Menschen und atemberaubende Landschaften – wir kommen ganz sicher wieder !!!