Reisebericht Lettland

Nach einem letzten morgendlichen Strandspaziergang wollen wir heute nach Lettland einreisen. Im Internet hatten wir gelesen, dass man sich bei der Einreise registrieren muss- so sind wir gespannt, wie das vonstatten gehen wird. Wir kommen bei Ainazi an die Grenzstation und da ist: gar nichts ?? Kein Beamter, keine Kontrolle, man fährt einfach weiter und schon ist man in Lettland ? Wir sind etwas verwirrt und wissen nicht, was wir machen sollen. Im Internet findet sich ein Formular zum Ausdrucken – dummerweise haben wir keine Bürostation dabei ! So entspannen wir uns erst einmal und überlegen, dass wir hier auf jeden Fall den Nationalpark Gauja besuchen wollen. Damit ist das Ziel erstmal klar: wir steuern Cesis, ein Örtchen mitten im Park an. Unterwegs müssen wir noch einkaufen, unsere Vorräte gehen zur Neige. Wie immer ist es spannend, in einem neuen Land zu schauen, was hier an besonderen Waren angeboten wird. Es gibt hier sehr viel Fleisch- und Wurstwaren, besonders richtig schönes, fettes Schweinefleisch und Speck, dazu jede Menge Sauerkraut, eingelegte Gurken und ganz viel verschiedene Biersorten (mit richtig Alkohol). Das Ganze ist für unsere Verhältnisse superbillig, 50,– Euro reichen für den Grosseinkauf.

Am Rande des Nationalparks angekommen, stehen auf einer Wiese große Tierfiguren aus Stein – das ist ja ein toller Zufall. Bei unserem Besuch in Riga vor 5 Jahren hatten wir diesen Künster auf dem Marktplatz getroffen und eine Ente für unseren Garten und eine Eule für Hans-Peters Firma gekauft. Dummerweise ist das Geschäft montags geschlossen !

In Cesis soll es die größte Burganlage des Baltikums geben, dahin steuern wir als erstes. Aber, wie man sich denken kann, haben wir nicht drüber nachgedacht, dass heute Montag ist – die Burg ist heute geschlossen ☺. Macht nichts, wir machen einen kleinen Stadtbummel und gehen zur Touristeninformation. Hier bekommen wir den Tipp, wie das mit der elektronischen Registrierung geht (was wir dann auch später im Wohnmobil einigermaßen hinbekommen) und dass es sich lont, die „Erglu klintis“anzuschauen. So befolgen wir diesen Hinweis, parken Henriette mitten im Wald und wandern zu diesen Sandsteinfelsen. Das ist ein richtiger Spielplatz für Quappo und Frodo: Sand, Wasser und Kletterfelsen !

In der Touristeninformation hatten wir einen tollen Prospekt mit Wanderrouten im Nationalpark bekommen, wir suchen uns für den nächsten Tag eine schöne Tour heraus. Gesagt, getan, stehen wir extra ein bisschen früher aus (das Wetter soll heute schön werden !) und suchen in Segulda nach dem Startpunkt unserer Wanderung. Auf dem ersten Parkplatz finden wir die Seilbahnstation, die nette Dame am Ticketschalter kennt aber keine Wanderroute ? Also versuchen wir unser Glück am nächsten Parkplatz bei der Burg Turaida. Nach erfolglosen Versuchen finden wir eine ältere Dame, die uns weiterhelfen kann: ja, es gibt einen Weg, den wir ab hier laufen können – ich bin happy !! Allerdings kommt im Nachsatz der Hinweis, dass der Weg schlecht ausgeschildert sei ? Wir merken schnell, dass das eine Untertreibung ist – die Route ist eigemtlich überhaupt nicht erkennbar. An jeder Gabelung sind wir gefordert, eine Entscheidung zu treffen und irgendwann habe ich keine Lust mehr und gebe auf. Trotzdem kommen wir an den Highlights vorbei: das ist die Gutman-Höhle, die Burg Krimulda, der Fluss Gauja und die Burg Turaida. Das letzte Stück des Weges laufen wir an der Schnellstrasse entlang – egal, wir sind trotzdem zufrieden, dass wir die Runde einigermaßen geschafft haben. Zurück auf dem Parkplatz treffen wir mal wieder einen Overlander – natürlich aus Deutschland. Es gibt wie immer viel zu erzählen und das nette Ehepaar aus Landshut ist uns sofort sympatisch. Wir beschließen, dass wir uns im nächten Jahr in der Mongolei wieder treffen.

Abends finden wir einen tollen Übernachtungsplatz an einem kleinen See, wir sind ganz alleine, die Hunde toben sich aus, es ist unfassbar ruhig und friedlich hier.

Am Morgen fahren wir nochmals zu Ezerini, in der Hoffnung, dass heute jemand in der Werkstatt ist. Der Hofhund ist zwar da, aber ansonsten lässt sich niemand blicken. Anscheinend gibt es diesen Künstler nicht mehr und wir können keinen Steinelch nach Erfelden bringen.
Nun sind wir noch knapp 80 Kilometer von Riga entfernt und wir entscheiden uns, dass wir einen kleinen Stadtbummel einlegen. Wir parken auf der anderen Seite des Flusses und sind in 10 Minuten mitten in der Stadt. Allerdings regnet es Bindfäden und so macht die Stadt nicht ganz so viel Spaß. Die wichtigen Sehenswürdigkeiten finden wir schnell, auch unser Hotel, in dem wir vor 5 Jahren mal ein Wochenende hier verbracht haben, entdecken wir auf Anhieb. In die Markthallen dürfen wir wegen der Hunde nicht rein, so schauen wir uns (mit Maske) die Stände außen an. Nach 2 Stunden sehen wir alle aus wie begossene Pudel und flüchten uns in unser warmes Quartier. Nachts merken wir, dass wir Stadtleben gar nicht mehr gewöhnt sind, Hans-Peter liest die halbe Nacht, da er bei dem Lärm nicht schlafen kann ?

Es regnet die ganze Nacht und auch nach dem Morgenspaziergang sind wir wieder klatschnass ! Also brechen wir auf und fahren der Sonne entgegen. Das mit der Sonne klappt nicht ganz, aber es hört wenigstens auf zu regnen. Unterwegs sehen wir das „arme“ Lettland – verlassene Bauernhöfe und stillgelegte Industrieanlagen, man kann nicht glauben, dass wir in Europa sind.

Unterwegs schauen wir uns das riesige Schloss Rundāle an – einst die Sommerresidenz des Herzogs Ernst Johann Biron von Kurland. Welch ein Palast, man nennt es auch das „Ostsee-Versailles“ !! Das Schloss wurde in den letzten Jahren komplett renoviert, es macht einen tollen Eindruck, passt aber eigentlich überhaupt nicht in diese arme Gegend ? Schloßhunde sind nicht zugelassen, aber immerhin dürfen wir uns den weitläufigen, wunderschön angelegten Barockgarten anschauen.

Weiter geht die Fahrt auf kleinen Seitenstraßen durch das ländliche Hinterland, man kommt sich vor, wie aus der Zeit gefallen. Im Internet lesen wir, dass vor allem die Rentner, die oft nur 200,— € zur Verfügung haben, kaum überleben können. Die Menschen in den verarmten Dörfern des baltischen Hinterlandes haben es schwer, wer überleben will, hält sich eine Kuh und bestellt seinen Acker – für den Eigenbedarf.

So, und nun haben wir – wieder unbemerkt- die Grenze überfahren und sind schon im nächsten Land, Litauen, angekommen.
Unser Fazit zu Lettland: es wirkte für uns noch wesentlich rückständiger als das Nachbarland Estland und wir waren zum Teil wirklich entsetzt, dass Menschen heutzutage noch so leben.

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