Frankreich, Oktober 2025

Nach dem Notartermin am Morgen werden noch die letzten Sachen gepackt, dann die letzten Umarmungen (ein paar Tränchen fliessen auch) und los gehts. Unser Plan ist es, über Frankreich (Loire, Atlantik), Spanien und Portugal nach Tarifa zu gondeln. Heute kommen wir nicht weit, wir finden ein hübsches Plätzchen in Enkenbach nähe Kaiserslautern und schlafen nach der ganzen Aufregung wie ein Stein.

Der nächste Tag bringt uns ins erste Land unserer Tour: nach Frankreich. Kurz vor Verdun findet Henriette eine kleine Wiese, auf der man gut stehen kann. Klar, dass wir am nächsten Tag einen Stopp in Verdun einlegen, dieser Ort berührt uns sehr. Unvorstellbar, wie viele Soldaten hier unter unmenschlichsten Bedingungen ihr Leben gelassen haben – und für was ??

Am Nachmittage erreichen wir bei bestem Wetter Reims, finden einen guten Platz zum stehen und machen uns auf, die Kathedrale anzuschauen. Auch hier sind wir beeindruckt: ein so imposantes, riesiges Gotteshaus, das vor über 1.000 Jahren gebaut wurde !! Ein paar Kletterer lassen sich von ganz oben abseilen – uns wird schon schwindelig vom Zuschauen.

Bei der Weiterfahrt am nächsten Morgen ergibt sich ein kleiner Stopp in Provins- ein hübsches altes Städtchen mit einer gut erhaltenen Stadtmauer aus dem Jahr 1226. Klar, klettern wir den Hügel herauf, um uns das genauer anzuschauen. Am späten Nachmittag erreichen wir unser Tagesziel: Fontainebleau !! Hier steht das im 16. Jahrhundert unter Franz I erbaute Jagdschloss. Ein unfassbar riesiges Bauwerk in einem wunderschönen Park – so lässt es sich leben. Mir tun jetzt noch die vielen Bediensteten leid, die hier jeden Tag für ihre Dienstherren schuften mussten, alleine schon die ganzen Öfen anzufeuern war sicher Schwerstarbeit.

Schloss Fontainebleaus

Heute, am 03.10. unternehmen wir einen kleinen Stadtbummel, bestaunen den seht gut besuchten Markt (und fragen uns, wie die Menschen hier diese Preise bezahlen können), gönnen uns ein leckeres Leffe-Bierchen und beschliessen dann, uns noch etwas sportlich zu betätigen: das Gebiet hier ist ein Hotspot für Boulderer – das wollen wir natürlich erkunden. Ziemlich ko. nach diesem Tagesprogramm genießen wir unser gemütliches Wohnzimmer und freuen uns, dass wir bei dem anfangenden Regen so ein nettes, warmes Plätzchen haben.

Die Wetterprognose hatte leider recht: es regnet Bindfäden, Quappo muss heute eigentlich gar nicht pinkeln !! Mit viel Überredungskunst kommt er schließlich doch mit raus, verrichtet schnell sein Geschäft und liegt gleich wieder auf dem Sofa. Da ich am Vortag dummerweise meine Hundetasche in der Bar vergessen habe, mache ich mich nach dem Frühstück nochmals auf in die Stadt. Und, siehe da, ich (bzw. Quappo) habe Glück: die nette Bedienung weiss gleich, was ich suche und freut sich, dass sie mir meine Tasche zurückgeben kann. Später kommt sogar noch die Sonne raus, wir machen uns auf den Weg nach Biare. Da wir überall die Verbotsschilder für LKW sehen, bleiben wir auf einem Stellplatz ausserhalb des Ortes und laufen die 3 Km in die Stadt. Hier befindet sich ein ganz besonderes Bauwerk: eine 662 m lange Kanalbrücke !! Bis zum Jahre 2003 war sie die längste Brücke ihrer Art auf der Welt. Das Bauwerk ist echt beeindruckend, ich habe so etwas zuvor noch nicht gesehen. Das erste Schloss an der Loire können wir auf dem Rückweg noch entdecken – der Ausflug hierher hat sich jedenfalls gelohnt.

05.10.2025 – der Sonntag hält sein Wort und die Sonne begrüßt uns am frühen Morgen. Schnell eine Hunderunde um den kleinen See (dabei kann Quappo gleich 3 Rehe begrüßen), dann machen wir uns auf den Weg zur nächsten Schlossbesichtigung: Sully-sur -Loire. Ich finde, es ist ein wunderschönes Schlösschen, sehr harmonisch und hübsch so mitten im Wasser – es könnte auch in Disneyland stehen .).

Der nächste Besichtigungspunkt liegt nur 5 Kilometer entfernt in Saint-Benoit-sur-Loire. Hier gibt es eine zwischen 630 und 650 gegründete Benediktinerabtei mit einer sehr bemerkenswerten Wallfahrtskirche. Besonders ist hier der monumentale Portalturm, er gilt wohl als Meisterwerk romanischer Baukunst. Im Innenraum der Kirche probt zufälligerweise ein Chor – der tolle Gesang geht einem unter die Haut.

Am späten Nachmittag erreichen wir das Örtchen La-Ferte.Saint-Aubin, leider hat das Chateau und auch der Schlosspark für diese Saison schon geschlossen. Wir drehen noch einen kleine Runde durch die Strassen, alles wirkt etwas trostlos und ausgestorben.

Auf dem Platz können wir sogar kostenlos unser Wasser auffüllen, wir sind echt begeistert von den kostenfreien Stellplätzen, die es hier überall gibt. Später geht die Route weiter zum Schloss Cheverny. Leider muss Quappo im Auto bleiben, hier sind nur die königlichen Jagdhunde (Französich Tricolor :)) erlaubt. Das Schloss wurde zwischen 1620 und 1630 im klassizistischen Barockstil für den Grafen Henri Hurault erbaut und wird noch heute von seinen Nachkommen, der Familie Vibraye, bewohnt.

Nach einem Rundgang durch den schönen Park und die Gemächer der Schlossbesitzer fahren wir nur 10 Kilometer weiter zum wirklich allerschönsten Loire-Schloss: Chambord. Das Anwesen ist ein absoluter Traum, ein Märchenschloss wie von einer anderen Welt !!

Es ist das größte Schloss des Loiretals, errichtet in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts unter König Franz I als Prunk-und Jagdschloss. Umgeben ist das Anwesen und der Park von einer 32 Kilometer langen Mauer. Das Jagdgebiet war mit 5.433 Hektar fast so groß wie die Fläche von Paris – schon ein wenig grössenwahnsinnig ?? Bei strahlend blauer Himmel, wenigen Besuchern und nach einer großen Runde im Schlosspark haben wir das Schloss von allen Seiten begutachtet. Der Stellplatz liegt ganz nahe, einfach alles perfekt !

Zum ersten Mal können wir auch unsere neuen Campingstühle benutzen – sie erweisen sich als sehr bequem !

In der Nacht machen wir uns nochmals auf den Weg – seit 2018 beleuchten LED’s die 156 Meter lange Fassade, dazu scheint auch noch der Mond mit voller Kraft – sagt ehrlich, ist das nicht ein Traum ??

Der einzige Nachteil an diesem Standort: es gibt keine Boulangerie und somit kein frisches Baguette zum Frühstück – ja, das ist Jammern auf hohem Niveau :). So müssen wir unsere eingefrorenen Brötchen aufbacken (tatsächlich haben wir ein Tiefkühlfach) und so gestärkt geht’s weiter zum nächsten Chateau. Rund 15 Kilometer weiter erreichen wir Blois, schauen uns das Städtchen und Schloss an (nur von aussen, Hunde dürfen mal wieder nicht mit rein und der Eintrittspreis ist uns auch zu hoch).

Ausserdem steht für heute noch ein weiteres Schloss an (die Liste wird ordentlich abgearbeitet) – das Chateau Chaumont. Auf Grund der schlechten Erfahrungen mit dem Verbotsschild für LKW parken wir unten an der Loire und marschieren den steilen Weg zum Schloss nach oben. Freundlicherweise sind hier Hunde im Park erlaubt, also kaufen wir uns die Eintrittstickets. Die Lage ist wunderschön, man hat einen tollen Blick auf das Loiretal und der riesige Park ist fantastisch. In den meisten Innenräume sind Kunstauststellungen von verschiedenen Künstlern ausgestellt, mit vielen davon kann ich nicht so sehr viel anfangen ??

Dazu gibt es hier eine internationale Gartenschau, bei der sich rund 30 Landschaftsgärtner aus verschiedenen Ländern mit ihren Entwürfen austoben können., das ist wirklich sehr interessant. Wieder sind wir unfassbar viel gelaufen, daher suchen wir uns in der Nähe einen Schlafplatz. Direkt an der Loire finden wir ein Plätzchen und Henriette darf endlich mal ein bisschen Offroad fahren.

Mittwoch, der 08. Oktober: heute zeugt sich keine Sonne, so bleiben wir einfach noch eine Runde im Bettchen liegen. Nach der Hunderunde, Duschen und Frühstücken fahren wir ein paar Kilometer weiter nach Ambois. Kurz vor dem Ort findet sich ein riesiger Stellplatz (für gerade einmal 6,– €, von hier aus erreichen wir in einer halben Stunde bequem an der Loire entlang die Stadt. Wieder ein total nettes mittelalterliches Städtchen, das von einem großen Schloss überthront wird. Wir schauen uns das Schloss von außen an, laufen zum Chateau de Clos Luce (hier hat Leonardo da Vinci seine letzten Jahre verbracht und auch seine letzte Ruhestätte gefunden) und schließlich zum Chateau Gaillard. Wir schauen uns alles von außen an, von dem ersparten Eintrittspreis gönnen wir uns heute lieber ein leckeres Leffe-Bier – man muss Prioritäten setzen 🙂 !!!!!!!

Den restlichen Abend verbringen wir mit Kniffel-Spielen (hartes Spiel, ich habe soo gut gespielt und trotzdem verloren !!!!)

Heute steht wieder ein Highlight auf der Reiseplanung: das Schloss Chenonceau – das Schloss der Damen !! Seit jeher haben Frauen in der Historie des Schlosses die tragende Rolle gespielt. Es begann mit Catherine Briconnet, der Frau des königlichen Schatzmeisters Thomas Bohier. Sie überwachte im frühen 16.Jahrhundert die Bauarbeiten, weil ihr Mann so selten zu Hause war. Später schenkte Henri II das Schloss 1547 seiner Geliebten Diane de Poitiers. Sie hat die für Chenonceau so charakteristische Brücke erbauen lassen, die das Schloss mit dem anderen Ufer des Chers verbindet. Nach dem Tod Henri II verbannte seine Witwe Katharina von Medici die verhasste Nebenbuhlerin aus dem Chateau. Bis ins heutige Jahrhundert ist der Streit der beiden Damen auf den ersten Blick erkennbar: die mehrstöckige Galerie auf dem markanten Flussübergang ließ Katharina von Medici erst nachträglich auf Dianes Brücke bauen, um ihr eine eigene Handschrift zu verleihen – clever die Frau !!! Auf jeden Fall ist das eine wirklich gelungene Architektur und ein sehr besonderes Schloss !!

Abends finden wir einen genialen Stellplatz auf der gegenüberliegenden Seite des Schlosses, im Wald versteckt. Hier schlafen wir total ruhig und können am nächsten Morgen nochmals einen schönen Blick auf das Anwesen erhaschen:

Freitag, der 10.10.2025: wir machen uns auf zum nächsten Schloss (was sonst): Villandry. Hier steht allerdings nicht das Schloss im Mittelpunkt, sondern die Gartenanlage. Und ja, sie ist wirklich bemerkenswert und sehr, sehr beeindruckend !! Es gibt einen Ziergarten, einen Kräutergarten, einen Wassergarten, einen Nutzgarten, einen Sonnengarten, ein Labyrinth …. – das ganze Areal erstreckt sich über 6 Hektar. Die heutige Pracht ist der Familie Carvallo zu verdanken: Das spanisch-amerikanische Parr kaufte das Schloss 1906 und setzte seine ganze Energie (und sein Geld) in die Restaurierung des Schlosses und in die Wiederherstellung der Gartenanlage – ein großes Dankeschön dafür !!

So, jetzt wissen wir genau, wie unser Garten in den nächsten Jahren umgestaltet werden wird !!! Ihr werdet staunen, Erfelden wird berühmt werden !!

Unser Endziel heute: das hübsch Wasserschloss Azay le Rideau. Dummerweise sind wir etwas zu spät dran, eine Besichtigung ist heute nicht mehr möglich. Wir laufen an allen Ecken um das Chateau herum – leider können wir das Schloss nur erahnen – die Bäume und Hecken lassen keine freie Sicht zu. So muss nun das Internet für die restlichen Fotos herhalten !!

Den Abend lassen wir bei leckerem Käse, Baguette und Rotwein ausklingen – herrlich dieses Leben wie Gott in Frankreich !!!!!

Der nächste Morgen startet erst einmal grau in grau – das sind wir ja gar nicht gewohnt ?? Unsere Tour bringt uns über unzählige Seitensträsschen (da hier überall Verbotsschilder für LKW’s über 7,5 Tonnen stehen) nach Chinon. Hier gibt es ausnahmsweise kein Schloss, sondern eine Burg, die sich über der Stadt erhebt. Netterweise gibt es einen Aufzug, der uns von der Ober- in die Unterstadt bringt – sehr angenehm. Ein kleiner Bummel bringt uns durch nette, alte Gässchen.

Nachmittags lässt sich auch die Sonne wieder blicken und wir können unser letztes Loire-Schloss in Saumur bei bestem Wetter erkunden. Saumur ist eine etwas größere Stadt und heute, am Samstagnachmittag, ist richtig viel los hier: eine Gruppe junger Artisten (Les temps de l’art) zeigt an verschiedenen Plätzen ihr Können, das macht richtig Spass, ihnen zuzuschauen. Das Schloss ist (wieder) sehr imposant, von oben hat man einen tollen Ausblick auf das wunderschöne Loire-Tal. Unser Stellplatz liegt sehr zentral (natürlich sind wir auch hier wieder auf für uns unerlaubten Strassen unterwegs) und trotzdem recht ruhig.

Sonntag, der 12.10.: mein Bruder gab uns den Tipp, dass wir uns in Nantes den „Grand Elephant“ anschauen sollen. Das ist ein 12 Meter hoher, 40 Tonnen schwerer Elefant aus Metall und Holz und gehört zu den Kunstobjekten der „Les Machines de I’ile“. Unbedingt muss ich da doch ein Video für unseren Enkel Jakob machen, er liebt solche Dinge. Eigentlich dachte ich, dass der Sonntag der perfekte Tag für einen Ausflug in die Stadt sein müsste – wenig Berufsverkehr, freie Parkplätze ?? Also, fahren wir guten Mutes mitten in die Stadt – und stehen bald im absoluten Verkehrschaos – die Innenstadt ist eine große Baustelle, wir schaffen es nicht, mit Henriette auf den anvisierten Parkplatz zu kommen. ein paar Strassen weiter finden wir riesige Parkflächen – aber keine Zugangsmöglichkeiten ?? Entweder gibt es Höhenbeschränkungen oder es stehen Absperrungen vor der Einfahrt – es ist zum Verzweifeln. Nachdem wir 5 mal um den gleichen, großen Platz herumgefahren sind, ergreifen wir die Flucht – wir wollen nur noch raus hier. Aber sogar die Auffahrt zur Autobahn ist gesperrt, auch hier eine Baustelle. Irgendwann schaffen wir es dann doch und peilen einen ruhigen Stallplatz weit weg von diesem Chaos an – am Canal de la Martiniere. Ein wunderbar idyllisches Fleckchen – allerdings ist auch hier viel los, scheinbar sind die restlichen Nanter sonntags beim Angeln. Egal, gegen Abend leert sich alles und wir stehen ganz alleine hier.

So, nun möchten wir doch endlich wieder das Meer sehen: nur knapp 40 Kilometer trennen uns noch von der Atlantikküste. Bei einigen Stellplätzen, die wir angedacht haben, fahren wir weiter: entweder stehen schon eine Menge Camper da oder wir kommen auf Grund unserer Tonnage nicht weiter oder der Platz ist direkt an der Strasse oder die Bäume sind zu niedrig oder oder …… Glücklicherweise gibt es hier jede Menge Möglichkeiten und so landen wir letztendlich in der Nähe der Passage du Gois. Auf einer großen, grünen Wiese dürfen wir für 5,– € stehen – perfekt !! Diese Passage du Gois ist eine 4,15 km lange, überschwemmbare Strasse, die die Insel Noirmoutier mit dem Festland verbindet. Bei Ebbe ist die Strasse befahrbar, bei Flut wird sie von bis zu 3 Metern Wasser überflutet. Als wir uns diese Berühmtheit anschauen, ist gerade Ebbe und die Autos können fahren. Gleichzeitig sehen wir Unmengen von Leuten, die hier im Watt Austern sammeln – dumm nur, dass wir keine Austern mögen ?

Am nächsten Morgen sieht es schon ganz anders aus hier, nun kann kein Fahrzeug mehr auf der Strasse fahren, es ist die Zeit der Boote. Als nächsten wollen wir zu einem „richtigen“ Strand, daher fahren wir so rund 30 Kilometer weiter in den Süden. Unterwegs wird noch Wasser getankt (danke an die französischen Gemeinden, die überall Versorgungsstationen für Wohnmobile erstellt haben), kurz eingekauft und Diesel getankt. So ausgestattet sind wir erst einmal safe. In der Nähe von Saint-Jean-de-Monts finden wir unseren Traumplatz: direkt an einem kilometerlangen Sandstrand, kostenfrei und sehr ruhig. Ein paar andere Wohnmobile stehen noch hier, es gibt genügend Platz für alle. Außerhalb der Saison (d.h. ab dem 15.09.) dürfen die Wohnmobile hier kostenfrei parken !!! Gleich machen wir uns auf die Socken bzw. ziehen die Socken aus und laufen barfuss den riesigen Strand entlang. Quappo ist auch begeistert, endlich wieder Sand unter den Pfoten. Sogleich beschließen wir, auf jeden Fall eine weitere Nacht hier zu verbringen. Nach einem spektakulären Sonnenuntergang, einem leckeren Abendessen mit entsprechender Weinbegleitung und einer Runde Kniffel schlafen wir wieder wie die Murmeltiere.

Herrlich, so ein Strandtag: schon vor dem Frühstück sind wir 5 Kilometer am Strand entlang gelaufen, dann mal in der Sonne sitzen, lesen, faulenzen, ein bisschen Hausarbeit machen (der Vorteil am Camperleben: das Putzen ist viel schneller erledigt als zu Hause :)). Gleichzeitig machen wir einen grobe Reiseroute für die nächsten Tage: wir werden La Rochelle auslassen, dafür wollen wir uns Bordeaux anschauen – klingt nach einem guten Ziel !! Mittlerweile planen wir nur noch von einem Tag auf den nächsten, das klappt am besten !!

Nach 2 entspannten Tagen am Strand machen wir uns wieder auf die Räder: da das Wetter am Wochenende schlechter werden soll, müssen wir heute (16.10.) eine grössere Strecke fahren. Aber zuerst machen wir noch einen kleinen Abstecher zum nächsten Supermarkt. Hier gibt es vor dem Markt eine Waschmaschinen- und Trocknerstation – so lassen wir eine Maschine laufen und gehen zwischenzeitlich einkaufen. Zurück vom Einkauf hat die Maschine ihren Dienst schon verrichtet und während der Trockner arbeitet, frühstücken wir das frische Baguette – tolle Lösung !! Bis zu unserem Übernachtungsplatz sind es etwa 185 km – für uns schon fast zu viel für eine Tagesetappe :). Wir versuchen ja, die Autobahn zu vermeiden, so tuckern wir eben gemütlich auf der Landstrasse und fahren durch die kleinsten Dörfer. Ab und zu müssen wir auch Umwege fahren, da unsere schwere Henriette nicht überall durchfahren darf. Schließlich finden wir einen netten Stellplatz an einem kleinen See in Cabariot. Henriette steht direkt unter wunderschön rot gefärbten Ahornbäumen – perfekter Indian Summer. Zusammen drehen wir eine Runde um den See und durch das nette Örtchen, dann geht’s zum gemütlicheren Abendprogramm über.

Freitags erwartet uns ein strahlendblauer Himmel bei angenehmen Temperaturen, perfekt für einen Besuch von Bordeaux. Für die letzten Kilometer in die Stadt hinein fahren wir auf der Stadtautobahn (überraschender-weise kostet sie Strecke nichts ??). Aus dem Debakel in Nantes habe ich gelernt und einen Stellplatz weit ausserhalb aber mit Metrostation in der Nähe herausgesucht. Die Wahl ist perfekt: wir stehen ganz entspannt auf einem Parklatz neben den Sportanlagen und können auf 10 Minuten Fussweg den Bahnhof erreichen. Und als Sahnehäubchen gibt es hier eine 24 Stunden Ticket für alle Busse und Bahnen für 6,50 Euro/Person – das ist doch mal eine super Sache. So stehen wir eine halbe Stunde später mitten in Bordeaux – eine richtig schöne Stadt. Wir fragen uns, warum wir da vorher nie etwas darüber gelesen bzw. gehört haben ?? Es ist für uns eine Mischung aus Lissabon, Barcelona und Rom: wunderschöne, liebevoll restaurierte Gebäude, tolle Plätze mit jeder Menge Cafes, Bars und Restaurants, riesige Kathedralen, super nette kleine Lädchen an jeder Ecke, ein großer Fluss mittendrin, ganz viele Fahrräder und entspannte, gutgelaunte Menschen. Also, diese Stadt hat uns sofort in ihren Bann gezogen !! Bis zum Abends schlendern wir durch die Gässchen. Zurück am Auto lassen wir den Abend stilgerecht mit frischen Baguette, Camembert und natürlich einer Flasche Bordeaux ausklingen.

Am nächsten Morgen können wir uns auf der Hunderunde schon mit frischen Croissants eindecken und auf dem hübschen Wochenmarkt die Auslagen bewundern. Nach dem Frühstück muss natürlich das Ticket noch einmal ausgenutzt werden, so schauen wir uns die Cite du Vin an, ein Tourismusprojekt, das ein Weinbaumuseum und einen Freizeitpark zum Thema Wein verknüpft. Das Gebäude allein ist schon ein Hingucker: die 2.500 reflektierenden Aluminiumplatten an der Fassade des 55 Meter hohen Turm soll den sich bewegenden Wein in einem Glas nachempfinden.

Cite du Vin

Ins Museum selbst darf Quappo leider nicht mit rein (Wein ist halt nichts für Minderjährige), so sparen wir uns mal wieder den Eintritt. Zurück in die Stadt geht es an der Uferpromenade der Garonne entlang, direkt am Hauptplatz ankern 2 riesige Kreuzfahrtschiffe – das sieht sehr merkwürdig aus. Auf dem Weg ist uns die Brücke „Pont Jacques Chaban-Delmas“ aufgefallen – lt. Google eine der größten Hubbrücken der Welt. Sie wurde 2013 eröffnet, damit die dicken Kreuzfahrtschiffe direkt bis ins Stadtzentrum schippern können. Auch ein eindrucksvolles Bauwerk !! Ein Blick auf die Uhr zeigt uns, dass unsere 24 Stunden bald ablaufen, so treten wir nach einer kleinen Kaffeepause den Rückzug an.

Das Wetter ist heute einfach bombastisch, das wollen wir nutzen und noch zur Dune du Pilat, der größten Wanderdüne Europas fahren. Es sind nur rund 60 Kilometer zu, fahren, das passt gut. Unterwegs wundern wir uns schon über den vielen Verkehr ?? Bei der Düne angekommen, fühlen wir uns wie auf dem Oktoberfest: unfassbar viele Menschen schlängeln sich den Weg hoch, der Parkplatz scheint hoffnungslos überfüllt zu sein. Nein, für unsere Henriette gibt es da kein Plätzchen, so machen wir einfach ein paar Fotos von unten. 6 Kilometer weiter erreichen wir den einzigen Stellplatz, auf dem ein paar Wohnmobile zugelassen sind, ansonsten sind alle Parkmöglichkeiten mit Höhenbegrenzungen von 1,90 m ausgestattet. Glücklicherweise können wir unser Auto hier parken, schauen uns gleich den beeindruckenden Strand an und verbringen den Abend mit unserem netten Nachbarn Tobi, einem jungen Mann und Surfer aus Tübingen, der mit seinem Mercedes auf dem Weg nach Portugal ist. Tobi nimmt gerne die Einladung zum Abendessen an, so werden einfach ein paar mehr Spaghetti gekocht und wir verbringen eine nette Zeit zusammen.

19.10.2025: der Wetterbericht hatte leider recht, es ist trüb, windig und ab und zu fallen ein paar Regentropfen. Perfekter Tag für einen Spaziergang am Strand, etwas ausruhen und später ein bisschen Webseite schreiben. Hans-Peter ist mutig und stürzt sich unterwegs in die Wellen !! Ich schaffe das nicht, mir fehlt bei diesem Wetter eindeutig ein Handtuch !!!

Sonntagmorgens klopft es an unser Fenster und ein netter Nachbar, Dirk aus Nordhessen, fragt an, ob wir auf einen Kaffee zu Ihnen rüber kommen wollen. Ja klar, das machen wir doch gerne. So erfahren wir, dass Ina und Dirk sich eine Auszeit von ihrem Gärtnereibetrieb in Herleshausen genommen haben und nun seit einem halben Jahr durch Europa gondeln. Wir bekommen sogar leckeres, selbstgebackenes Brot angeboten, das lassen wir uns nicht entgehen. Ruck zuck ist der Vormittag vorbei, es schaut mittlerweile ein bisschen Sonne aus den Wolken, so muss ich doch heute auch noch im Atlantik baden. Die Wellen sind allerdings so hoch, dass ich mich nicht weit hineintraue (man hat ja schon so seine Erfahrungen mit den Strömungen gemacht), aber das Wasser ist wirklich herrlich !!! Zurück am Auto wärmen wir uns mit einem heissen Kaffee auf und entscheiden spontan, doch noch ein paar Kilometer weiter zu fahren. Nach kurzer Strecke erreichen wir Biscarrosse am gleichnamigen See. Hier scheint wirklich im Sommer extrem viel los zu sein, das Stehen für Wohnmobile über Nacht ist überall am See komplett verboten. Glücklicherweise darf man am Sportplatz stehen, der Platz ist ruhig und eben – was will man mehr ?

Dienstag, der 21.10. – nach einer regnerischen und stürmischen Nacht klart der Himmel auf und wir fahren weiter Richtung Spanien. Die Strecke ist heute nicht immer so einfach, da wir ständig das Verbotsschild für LKW’s vor uns haben. Ein kleines Stück Autobahn lässt sich nicht umgehen, aber schließlich erreichen wir unser angepeiltes Ziel: eine kleine Wallfahrtskirche mitten im Nirgendwo. Nun sehen wir schon die Ausläufer der Pyrenäen, es ist eine ganz andere Landschaft hier. Nach der Hunderunde um unseren Stellplatz bekommt Hans-Peter eine WhatsApp von unserem Nachbar Charly: wir wären doch jetzt ganz in der Nähe von Lourdes, ob wir denn da als nächstes hinfahren ?? Ehrlich gesagt haben wir keine Ahnung, wo Lourdes liegt – aber das lässt sich ja schnell ändern. Tatsächlich sind es von hier nur etwa 140 Kilometer ins Landesinnere – wir überlegen ganz kurz. Ja klar, das wäre doch sicher interessant, sich das mal anzuschauen. Gut, der Plan steht, wir fahren morgen in den bekannten Wallfahrtsort !!

Mittwoch, der 22.10.2025 – da war doch was ??? Vor 38 Jahren kam an diesem Tag unser erstes Kind auf die Welt – einer der wichtigsten Momente unseres Lebens !! Also, erst mal wird dem Geburtstagskind Johannes gratuliert, dann kann der Tag starten. Wieder ist der Wettergott gnädig, bei Sonnenschein tuckern wir durch das schöne Baskenland: herrlich grüne Wiesen, im Hintergrund die hohen Berge, hübsche, sehr schön hergerichtete Dörfer und enge, steile Sträßchen. Am frühen Nachmittag erreichen wir Lourdes, sind erst einmal enttäuscht von dem recht trostlos und heruntergekommen wirkendem Örtchen. Aber man ist hier vorbereitet auf Wohnmobile: es gibt für 10,- Euro/Nacht einen riesigen Platz, hier passen sicher über 100 Mobile drauf. Von hier aus erreichen wir den „heiligen Bezirk“ in einer Viertelstunde.

Aber was war da eigentlich passiert in Lourdes – wir müssen recherchieren: einem 14jährigen Mädchen namens Bernadette Soubirous erschien im Jahre 1858 mehrmals eine unbekannte, strahlend schöne Frau. Bei einer dieser Erscheinungen stellte sich diese als „die unbefleckte Empfängnis“ vor und forderte Bernadette auf, das Wasser aus der Grotte zu trinken und darin zu baden. Diesem Wasser wurden heilende Kräfte nachgesagt und so kamen bald Menschen von überall hierher. Seit dieser Zeit ist von rund 7.000 Wunderheilungen die Rede, von denen 72 (nach strengen wissenschaftlichen Untersuchungen) als medizinisch nicht erklärbare Heilungen anerkannt wurden. Heutzutage kommen etwa 6.000.000 Millionen Pilger nach Lourdes – die meisten natürlich im Sommer, im Oktober ist Nachsaison.

Gespannt machen wir uns auf den Weg, erst einmal sehen wir rechts und links der Strasse nur Hotels, weiter geht es durch kleine Gassen mit unzähligen Souvenirshops, Restaurants und Cafes. Für mich wirkt es ein bisschen wie Disneyland für Gläubige. Der Eingang zum heiligen Bezirk wird bewacht, Hunde sind nicht erlaubt – also müssen wie nacheinander das Gelände erkunden. Über den riesigen Vorplatz gelangt man zu der Hauptkirche – nein, das ist nicht eine Kirche, das sind 3 riesige Kirchen bzw. Basiliken übereinander: eine obere, untere und eine unterirdische – Wahnsinn !! Jede Basilika ist beeindruckend, allein in der unterirdischen finden 25.000 Menschen Platz. Überall werden Messen in zig verschiedenen Sprachen gelesen, man hört Gebete, Gesänge und Orgelmusik. Draußen hat sich eine lange Schlange gebildet – alle wollen in die Grotte, um dort den Fels zu berühren. Auch hier wird gerade eine Messe gehalten, ich glaube auf philippinisch ?? Nebendran stehen jede Menge Brunnen, überall zapfen die Menschen das kostbare Wasser in Flaschen, Kanister und Flakons ab. Es gibt noch weitere Kirchen, Denkmäler, Kapellen, Becken, Parks, Museen ……. ein riesiges Areal mit rund 52 Hektar. Es ist wirklich beeindruckend, wie viele kranke und behinderte Menschen hierherkommen – wohl in der Hoffnung, hier ein Wunder zu erleben ??

Nach so vielen Eindrücken sind wir total geflasht und brauchen eine Pause. Bei einem netten Italiener stärken wir uns mit Pizza, Burger und Bier. So sind wir gerüstet für das Abendprogramm – die Fackelprozession. Zwischen März und Oktober findet diese Prozession jeden Abend um 21.00 Uhr statt. Die Pilger folgen mit einer Fackel (kann man natürlich im Souvenirshop für 1,- Euro erwerben) in der Hand gemeinsam der Marienstatue, die vorneweg getragen wird. Immer mehr Menschen kommen dazu, wir schätzen, dass es sicher über 10.000 sind ?? Zu den Kerzenlichter mischt sich das Gemurmel von Gebeten, Gesänge, Choräle, Fürbitten in allen Sprachen vorgetragen, Musik – Gänsehautfeeling. Man kann sich dieser atmosphärische Stimmung kaum entziehen,

Für uns war es wirklich ein sehr beeindruckendes Erlebnis, das hatten wir so nicht erwartet. Nachts werden wir bei einem heftigen Sturm und Regen durchgerüttelt, Gott sei Dank haben wir ein trockenes, warmes Zuhause. Mit Scheibenwischer im Einsatz geht die Fahrt zurück Richtung Küste. Zufällig finden wir in Sauveterre-de-Bearn einen tollen Stellplatz an dem Fluss Gave. Dort angekommen zeigt sich sogar die Sonne wieder, so erkunden wir das hübsche, mittelalterliche Dorf und die kleine Insel Ile de la Glere.

Die Chance muss ich doch nutzen: nach dem Aufstehen hüpfe ich todesmutig in das klare, kalte (!) Wasser der Gave – meine Männer halten mich für total bekloppt. Zugegebenermaßen reichen mir 3 Schwimmzüge, dann gehts zurück ins warme Auto. Nach dem Frühstück fahren wir weiter – kurze Zeit später erreichen wir das nächste Land: Spanien. Wir sind einfach immer wieder begeistert, dass man so einfach über eine Grenze fahren kann – danke an Europa !!!