Reisebericht Finnland

Am 28. August reisen wir bei Karasjok (Norwegen) um 18.00 Uhr über die Genze nach Finnland. Wir werden von dem Zollbeamten darauf aufmerksam gemacht, dass wir keine Schwimmbäder besuchen dürfen und wir Versammlungen vermeiden sollen. Ebenfalls ist es zur Zeit nicht erlaubt, auf Campingplätzen Urlaub zu machen. Wir wurden freundlich begrüßt und nachdem alle drei Zöllner sich das Auto angesehen hatten, wünschten sie uns eine gute Fahrt.

Wir reisen bei schönster Abendstimmung in das Land ein und sehen bis zum Horizont nur Wälder und Seen: genauso haben wir uns Finnland vorgestellt. Das Land gefällt uns jetzt schon richtig gut ! 30 Kilometer nach der Grenze finden wir ein einsames Plätzchen am See. Henriette wird so geparkt, dass wir aus dem Fenster nach Norden sehen. Hans-Peter richtet schon sein Stativ und stellt die Kamera ein: heute sind wir richtig vorbereitet auf die Aurora ! Aber es kommt anders als man denkt: es schieben sich immer mehr Wolken vor den Nordstern bis schließlich kein Fetzelchen Himmel mehr zu sehen ist. Total eingefroren gibt Hans-Peter irgendwann auf – heute soll es nicht sein. Am nächsten Morgen mache ich ganz unbeschwert meine Gassirunde mit den Hunden- sie dürfen frei herauslaufen. Allerdings ist es sehr auffallend, wie die Nasen der beiden ständig auf dem Boden und in der Luft sind ? Hans-Peter warnt mich per Handy: tatsächlich schauen sich gerade wieder 3 Rentiere sehr interessiert unsere Henriette an ! Also, nichts wie an die Leine mit unseren 2 Jägern – das ist mir doch zu gefährlich ?

Heute wollen wir an den riesigen See „Inari“ und fahren ein Stück auf der Straße gen Russland. Leider sind die Birken auf der Strecke so hoch, dass man den See kaum sehen kann. Wir versuchen auf kleineren Wegen an das Ufer zu kommen – aber alle Wege führen zu Privatgrundstücken, wir kommen einfach nicht direkt an das Wasser dran. Irgendwann geben wir auf und suchen einen Stellplatz im Wald. Dabei haben wir Glück und stehen doch noch an einem (kleinen) See (offiziell hat Finnland 188.800 Seen !). Von dort aus laufen wir ein Stück in den Wald hinein, finden einen großen Sandkasten für die Hunde zum Spielen und warten am Abend auf die Nordlichter – ohne Erfolg.

Zurück in Inari wird Henriette aufgetankt und Wasser wird nachgefüllt. So ausgestattet erreichen wir unser heutiges Ziel: den Nationalpark Lemmenjoki. Wir sind verwundert, wie voll der Parkplatz ist, glücklicherweise finden wir noch ein Plätzchen. Eine kleine Wanderung unternehmen wir noch, die große Tour verschieben wir auf den nächsten Tag.

So starten wir am nächsten Tag die 16 km lange Wanderung auf den 535 m hohen Joenkielinen. Oben angekommen haben wir eine großartige Aussicht über die unendlichen Wälder und Seen – es ist wirklich traumhaft schön. Das Wetter spielt auch mit, so kommen wir glücklich und erschöpft zu unserem Auto zurück. Wir fahren ein kleines Stück weiter, finden einen schönen Platz an dem Fluss Lemmenjoki, grillen ein paar Würstchen am Lagerfeuer und sehen nach einem spektakulären Sonnenuntergang Nachts tatsächlich wieder ein paar Nordlichter – besser kann ein Tag nicht sein !

Beim Blick in die Vorratskammer wird uns Angst und Bang: es ist nichts mehr Essbares im Haus außer Hundefutter! Also müssen wir nach Inari zurück und einen Laden suchen, denn auf der weiteren Strecke nach Süden kommt in den nächsten 200 Kilometer keine Ortschaft mehr. Unterwegs entdecken wir auf einem Parkstreifen einen weiteren „Overlander“ – wir drücken auf die Bremse und steuern das Fahrzeug an. Die beiden Bewohner, ein holländisches Pärchen (Sjors und Monique von „sjoque.reiselogger.nl“ )zu Hause und laden uns gleich zu Kaffee und Keksen ein. Wir verquatschen uns 2 Stunden und erfahren, dass die beiden 7 Jahre in Afrika unterwegs waren. Nach dieser netten Begegnung gehts in den Supermarkt: das ist mal wieder richtig spannend: einerseits bin ich froh, dass es hier den guten, alten Euro gibt und die Preise wesentlich entspannter sind als in Norwegen, auf der anderen Seite kann man hier wirklich nichts mehr lesen, was auf den Packungen steht – die finnische Sprache ist schlimmer als Kisuaheli und Hebräisch zusammen. So hoffe ich, dass ich tatsächlich Hähnchenfleisch, Butter und Dosenmilch gekauft habe und nicht Rentier, Margarine und saure Sahne ?

Auch ein paar Dosen Bier haben wir uns geleistet (immerhin gibt es hier im Supermarkt Bier mit bis zu 4,5 % Alkohol, die Dose für nur 1,00 € !), der Abend ist gerettet. Henriette parkt wieder an einem Fluss, wir laufen noch eine kleine Runde mit den Hunden und treffen unterwegs einen deutschen Fahrradfahrer, Maik, ein Student aus Berlin. Er fragt, ob er sein Zelt im Windschatten von Henriette aufbauen darf – ja klar darf er das. Der nette junge Mann studiert internationales Forstmanagement und so haben wir viele interessante Gesprächsthemen. Wir essen zusammen, die Biervorräte werden auch gleich vernichtet und als wir gegen 23.00 Uhr raus schauen, sehen wir direkt ein schönes Nordlicht – ein toller Abend mit einem sehr netten, interessanten Gast.

Am nächsten Morgen frühstücken wir noch zusammen, dann packt Maik sein Fahrrad und strampelt weiter Richtung Norden. Wir fahren in die andere Richtung: zum nächsten Nationalpark: „Pallas-Yllästunturin Kansallispuisto“. Mitten im Wald findet sich ein schönes Plätzchen, wir können Feuerchen machen und sehen ein kleines Nordlicht.
Die Wetterprognose hält ihr Versprechen: am nächsten Tag scheint die Sonne und wir machen uns auf zu der nächsten großen Wanderung. Wir haben ein paar Schwierigkeiten, den Start der Tour zu finden – alle Schilder sind nur auf Finnisch beschriftet. Aber nachdem wir 3 mal den Parkplatz auf- und abgeschritten haben, finden wir den richtigen Pfad: es geht auf den immerhin 807 m hohen Taivaskero ! Oben angekommen sind wir wieder sprachlos und staunen: ringsum endlose Wälder, Seen und Himmel – die Welt ist so unglaublich schön.

Zurück auf dem Parkplatz steht ein Rentier ganz unbeeindruckt mitten auf dem Platz. Unsere Löwenjäger sind völlig irritiert: warum hat der keine Angt vor uns und läuft nicht weg ??? Da kann man ja gar nicht Nachlaufen spielen – das ist doch doof !!!!

Auf dem Rückweg begegnet uns das nächste Expomobil – ein Zebra aus Esslingen ! Klar, wird sofort angehalten und ein Schwätzchen gehalten. Ich freue mich, mal wieder richtiges schwäbisch zu hören ! Die beiden waren auch schon sehr viel auf der ganzen Welt unterwegs, da gibt es genug zu erzählen. Nach einem Stündchen verabschieden wir uns, sicher sehen wir uns nochmals wieder.

Wir bleiben auf dem gleichen Stellplatz stehen, der Platz ist einfach super. Am nächsten Tag müssen wir uns um unsere Gasversorgung kümmern: die nächste Station, wo wir Gasflaschen finden können, befindet sich wohl in Sodankylä – also steuern wir dahin. Unterwegs fahren wir durch Levi – das ist eins der größten Skigebiete in Finnland. In Sodankylä gibt es deutsche Gasflaschen zu kaufen, leider können unsere Flaschen nicht aufgefüllt werden. So müssen wir eine weitere Flasche kaufen und schauen, ob wir sie in Helsinki an ein ankommendes Wohnmobil verkaufen können. Auch gibt es riesige Supermärkte, kleine Geschäfte und sogar einen r-kioski ! Einen Stellplatz finden wir am örtlichen Badestrand, wo jetzt verständlicherweise nichts mehr los ist. Die Hunde legen gleich eine Power-Spieleinheit hin, danach gehen wir zusammen nochmals ins Städtchen. Im Kiosk erwerbe ich eine SIM-Karte mit unbegrenztem Datenvolumen für einen Monat für 17,90 € – das ist unfassbar günstig, in Norwegen hätte uns das ein Vermögen gekostet. Die nette Verkäuferin meinte, dass die Installation der Karte ganz einfach wäre – das glaube ich ihr natürlich erst einmal nicht ? Zurück im Auto steigt die Spannung: ich lege die Karte in mein Handy und warte: und tatsächlich, nach 5 Minuten habe ich Internet – ohne irgendein Problem – ich kann es nicht glauben, dass es so einfach sein kann.

Auch hier verlassen wir ungern den Platz, es war ein Traum für die Fellnasen. Doch das nächste Ziel steht an: wir wollen den Weihnachtsmann besuchen, und dabei auch einen Abstecher zu einem Waschsalon machen. Kurz vor Rovaniemi entdecken wir einen Wanderparkplatz – wir biegen sofort ab und laufen einen 7 Kilometer langen Rundweg – fast ausschließlich auf Holzbrettern. Das Gebiet ist so sumpfig, dass man ansonsten nur mit Gummistiefeln hier durch kann. Die Jungs müssen sich konzentrieren, ab und zu wird allerdings eine Pfote nass, weil ein Duft in die Nase gekommen ist.

Es ist zwar schon etwas spät, aber wir versuchen unser Glück beim Waschsalon Artic Laundry. Der supernette Besitzer klärt uns auf, wie alles zu handhaben ist, bietet uns einen Kaffee an, dann dürfen wir auch kostenlos die Dusche benutzen (unbegrenztes heißes Wasser – was für ein Luxus !!!) und die Henriette mit Wasser auffüllen. So ist nach einer Stunde alles sauber und frisch: die Bettwäsche und Handtücher duften, wir selbst sind mal wieder so richtig sauber, die Haare sind gewaschen und Henriette ist aufgetankt.
Jetzt gehts zum Weihnachtsmann: wir stellen uns direkt in das Santa Claus Village und bekommen weihnachtliches Feeling: überall brennen die Tannenbäume und Lichter, Sternlein funkeln am Himmel, draußen ist es richtig kalt und ganz leise hört man Weihnachtsmusik.

Der Park ist coronabedingt geschlossen, dafür werden wir im großen Souvenirshop fündig und kaufen ein paar Andenken. Für uns selbst erstehen wir 2 Kuksas, das sind Birkenholztassen, die zu Lappland gehört wie der Bembel nach Frankfurt. Mal gespannt, ob der Kaffee daraus noch besser schmeckt.

So, wir entfliehen dem ganzen Weihnachtsrummel und fahren weiter gen Osten. Nahe bei Kemijärvi finden wir ein verstecktes Badeplätzchen zum Übernachten. Die Sonne scheint gerade und so stürze ich mich todesmutig in das kalte Wasser. Nach 2 Zügen bin ich auch schon wieder draußen – jetzt schnell ans Lagerfeuer. Auch Hans-Peter traut sich tapfer rein, nur schade, dass wir keine Sauna in der Henriette eingebaut haben ? Mit einem Bierchen am Feuer bleiben wir noch lange draußen und hoffen mal wieder auf Aurora – sie will einfach nicht mehr erscheinen :(.
Abends begrüßen wir per Handy noch unser neuestes Familienmitglied: die kleine Erna ist heute bei Franziska eingezogen – sie ist wirklich zuckersüß, unsere Jungs werden sich sicher Hals-über Kopf in sie verlieben.

Den nächsten Morgen nutzen wir dazu, Henriette mal ein bisschen zu entstauben und alles zu lüften. Es ist windstill und so nutzt Hans-Peter die Chance, die Drohne mal wieder starten zu lassen. Sie hat leider Ladehemmungen und will nicht in die Luft – der Akku ist leer. Nach einer halben Stunde klappt der Abflug – doch jetzt fängt es an zu regnen – irgendwie ist der Wurm drin.

der Stellplatz mit eigenem See

Am nächsten Tag traue ich mich nochmals ganz kurz ins Wasser – danach bin ich hellwach ! Weiter geht es nach Kemijärvi, hier wird eingekauft, damit wir die nächsten Tage autark sind. Abends wollen wir neben einer Vogelbeobachtungssstelle parken – da stellt sich das Auto vor uns (weit und breit sonst kein Fahrzeug zu sehen !) doch tatsächlich genau auf diesen Platz – wir müssen weitersuchen und finden ein verstecktes Plätzchen an einer Slipanlage. Morgens werden wir von einem Angler geweckt, der tatsächlich mit seinem Bootchen auf den See hinaus fährt. Er fotografiert erst einmal unser Auto – wir wissen nicht, ob er Henriette einfach toll fand oder ob er uns anzeigen will, weil wir da stehen ? Auf jeden Fall ergreifen wir die Flucht und fahren gleich weg, das Frühstück muss erst einmal warten.
Heute wollen wir den populärsten Wanderweg Finnlands laufen: die kleine Bärenrunde: „Pieni Karhunkierros“ mit einer Strecke von 12 Kilometern. Ein Finne hat uns den Tipp gegeben und uns auch gesagt, dass jeder Finne diesen Weg laufen muss. Tja, und so erwartet uns auch ein komplett vollgeparkter Parkplatz und endlos parkenden Fahrzeuge auf dem Zufahrtsweg. Hans-Peter manövriert Henriette souverän wieder aus diesem Getummel heraus und wir parken entspannt ein Stück weiter weg. Das Wetter ist perfekt und so genießen wir diese wunderbare Wanderung. Es geht über Hängebrücken, Steige, Treppen und eine sagenhaft schöne, unberührte Natur. Entlang der Strecke findet man Nothütten, sowie Lager- und Feuerplätze, die jeder Wanderer nutzen kann. Überall brennen die Feuer und alle grillen ihre mitgebrachten Würstchen – Grillimakkara. Diese großen, dicken Würstchen werden mit Senf gegessen und mit Bier heruntergespült. Die Finnen lieben sie, ohne Grillmakkara ist ein finnischer Sommertag wohl nicht vollständig.
Nach dem Marsch suchen wir uns ein ganz ruhiges Plätzchen alleine im Wald, natürlich an einem See. Hier gibt es ein Häuschen, in dem Holz gelagert wird und dazu eine Säge, damit man sich Feuerholz selbst fertig machen kann. Unsere beiden Jungs toben nochmal so richtig, man könnte meinen, sie haben heute noch nichts gemacht ? Die Drohne ist geladen und heute klappt alles: so können wir alles auch von oben betrachten.

Nach den tollen Eindrücken von der kleinen Bärenrunde am Rande des Oulanka Nationalparks beschließen wir, am nächsten Tag das Nationalpark-Besucherzentrum aufzusuchen. Dort wandern wir den kleinen Rundweg von 5 Kilometern zu den Stromschnellen des Kiutaköngas, auch dieser Weg ist unglaublich schön.

Mittags fahren wir weiter nach Kuusamo, hier soll es die Möglichkeit geben, Bären in freier Wildbahn zu erleben. In dem wirklich hässlichen Städtchen suchen wir erfolglos den Anbieter der Bärentour, wir können die Tour dann aber bequem im Auto online buchen. Abends entspannen wir bei Kerzenschein im Auto – wir müssen mit unserem Strom haushalten, irgendwie haben wir heute zu wenig geladen. Unser Stellplatz ist mitten im Ort an einem Park, der ist sehr schön gestaltet mit ganz vielen Sportmöglichkeiten.

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Am nächsten Morgen staunen wir nicht schlecht: da läuft doch tatsächlich wieder ein Rudel Rentiere auf dem Parkplatz um unser Auto herum. Also warte ich lieber einen Moment, bis ich mit den Hunden rausgehe – aber kaum sind wir draußen, ist Quappo nicht mehr zu sehen. Gott sei Dank hilft der Pfiff mir der Pfeife und die Leberwursttube – hier heißt es wieder Leinenpflicht. Nach dem Frühstück geht es auf einen Spaziergang um den See, in dieser Ecke ist die Stadt wirklich sehr, sehr schön. Mittags fahren wir ein paar Kilometer zum Badestrand von Kuusamo – hier gibt es einen kleinen Sandstrand, genau richtig zum Austoben. Am Abend erleben wir einen sensationellen Sonnenuntergang, fast zu kitschig um wahr zu sein.

Am nächsten Morgen gibt es eine schlecht Nachricht: der Anbieter der Bärensafari hat den Termin abgesagt, weil der Führer wohl krank geworden ist. Wir haben uns nun so auf die Bären gefreut, dass wir beschließen, unser Glück bei einem anderen Anbieter zu suchen. Tatsächlich gibt es eine weitere Agentur, die solche Safaris anbietet und sie haben am übernächsten Tag noch einen Platz frei. So nutzen wir den schönen Tag und fahren kurzentschlossen in einen weiter Nationalpark: den Riisitunturi Kansallispusto. Übrigens haben wir unsere Finnisch-Kenntnisse erweitert: tunturi heißt ein Berg in Lappland, der nicht höher als 500 m ist. Wieder machen wir eine große Wanderung (mein erstes Paar Wanderschuhe ist schon durchgelaufen !), veranstalten ein Fotoshooting in den herbstlichen Heidelbeeren und fahren abends weiter nach Ruka: das ist wohl das Ischgl von Finnland: es gibt hier Bars, Restaurants und jede Menge Hotels. Wir stehen auf einem großen Parkplatz neben einer Pizzeria und überlegen, ob wir uns mal ein Auswärtsessen gönnen sollen. Dann sehen wir aber, dass ein Hund draußen angebunden ist – also scheint hier auch Hundeverbot zu sein. Wir haben nachgelesen, dass es bis vor ein paar Jahres komplett verboten waren, Hunde ins Restaurant mitzunehmen, heutzutage können das die Betreiber aber selbst entscheiden. Anscheinend ist es aber so in den Köpfen verankert, dass fast nirgendwo Hunde zugelassen sind. Hat auch etwas Positives: wir haben jede Menge Geld gespart, denn beim Blick auf die Speisekarte sehen wir, dass die billigste Pizza 14,— € kostet und eine Flasche Chianti gute 42,- € ! Also sind wir unseren Jungs dankbar und beschließen, am nächsten Tag selbst eine Pizza im Omnia zu backen.

Bei der morgendlichen Pippi-Runde merken wir, dass wir im Skigebiet sind: es ist lausig kalt und zum ersten Mal kommen Handschuhe und Mütze zum Einsatz. Ich bin auch richtig froh um diese Entscheidung, denn auf den Gipfelstationen, zu denen wir laufen, weht noch dazu ein eisiger Wind. Unsere Hunde haben wir müde bekommen und wir fahren gemütlich weiter Richtung russischer Grenze. Es geht kilometerweit über Pisten, Henriette und Hans-Peter zeigen, was sie drauf haben und genießen beide die Strecke. Etwa 3 Kilometer vor der Grenze befindet sich der Meetingpoint für die Bärenbeobachtung. Ich bleibe mit den Löwenjägern schön brav im Auto und Hans-Peter begibt sich auf die Pirsch. Nach 4 Stunden kommt er mit einem glücklichen Lächeln zurück: er hat jede Menge Bären gesehen und fotografiert. So ist klar, was wir den restlichen Abend noch machen: wir schauen uns 1.226 Bärenbilder an !!!

Noch auf dem Parkplatz erklärt uns der Führer, dass wir leise zu der Hütte gehen sollen. Sollte auf dem Weg eine Bärenbegegnung sein, sollen wir laut werden, da das die Bären erschreckt und sie dann weglaufen. Die starken männlichen Tiere sind zur Zeit auf der Flucht, da gerade die Bärenjagd begonnen hat.
In der Hütte angekommen ziehen wir uns alle wie in nordischen Ländern üblich die Schuhe aus und suchen uns einen Platz an der ca 6 Meter langen Fensterfront. Unter den Fenstern gibt es Stoffschläuche durch die man das Kameraobjektiv nach außen stecken kann. Alle Kameras werden in Position gebracht und die Einstellungen werden geprüft. In der Zwischenzeit ist der Führer mit dem Quad, mehreren Kisten Lachsabschnitten und 4 Säcken Hundefutter vor der Hütte in den Sumpf gefahren und verteilt seine Mitbringsel großzügig. Danach kommt auch er in die Hütte und platziert sich mit einer Kamera. Er meint, dass es für ihn auch immer wieder schön ist diese mächtigen Tiere zu sehen. Es sind wohl auch immer wechselnde Bären zu sehen. es dauert keine halbe Stunde und die erste Bärentruppe kommt vorsichtig aus dem Wald und fängt mit der Futtersuche an. Der sumpfige Boden wird mit der Schnauze nach den Leckereien durchwühlt. Nicht nur die Bären erfreuen sich an dem Mitgebrachten. Plötzlich tauchen am Himmel noch ein paar weiß schwänzige Seeadler auf und stürzen sich auf dem Lachs. Auch das ist ein beeindruckendes Spektakel. Insgesamt kommen in den nächsten 4 Stunden 5 verschiedene Bärengruppen an und suchen Futter. Es ist ein spannendes und unvergessliches Erlebnis für mich gewesen. Es ist schön, dass die Natur hier noch so unberührt und im größten Teil sehr ursprünglich ist. Ein insgesamt toller Tag.


Nachts finden wir noch einen super Platz an einem kleinen Flüsschen und so steht auch das morgige Programm fest: die Toilette muss mal wieder geleert werden. 100 Meter von uns entfernt steht noch ein deutsches Auto, ich mache vor dem Frühstück erst mal ein Pläuschchen mit den 3 jungen Männer. Sie kommen aus Schwäbisch Hall und sind auf dem Weg zu einer Husky- Farm, bei der sie über Weihnachten/Neujahr für 6 Wochen arbeiten wollen. Wir widmen uns dann wieder unseren Haushaltspflichten und machen unser WC im Fluss sauber. Nach getaner Arbeit geht es zurück nach Kuusamo, wir brauchen wieder viel Flüssiges: Wasser, Gas, Diesel und Bier ! Danach wollen wir Richtung Oulu weiterfahren. Unterwegs findet sich ein schönes Plätzchen an einem anderen Fluss und Hans-Peter nimmt noch ein schnelles Bad in den Fluten. Nachts lasse ich schnell die Jungs raus zum Pippi machen und was sehe ich da: tatsächlich erscheint Aurora Borealis gerade mit voller Kraft – wir sind begeistert. Leider ist der Fotoapparat nicht so schnell griffbereit und wir können das nicht dokumentieren – aber egal, wir haben sie ja mit eigenen Augen gesehen.

Wir sind so begeistert, dass wir Nochmals die Polarlichter gesehen haben, dass wir kurzerhand unsere Pläne ändern und ein paar weitere Tage hier im Norden bleiben wollen. So fahren wir am nächsten Tag zu einem weiteren, kleinen Nationalpark „Syöte“ und laufen dort eine kleine Runde. Einen richtig schönen Wanderweg finden wir nicht, wir laufen einen Skihang rauf und runter und beschließen, uns einen netten Platz zu suchen, auf dem man den Himmel gut sehen kann. Wir finden eine geeignete Stelle und Hans-Peter zündet ein Feuerchen für die Grillwürstchen an – heute Abend sind also vorbereitet !

Ach übrigens, wer liest denn unseren Reisebericht überhaupt ? Wir würden uns über einen kleinen Kommentar von euch sehr freuen !

Unsere Aurora heute Nacht: ein super schöner Sternenhimmel – aber leider wieder keine Polarlichter. Wir hoffen auf den nächsten Tag

Wir fahren nur rund 20 Kilometer weiter zu einem Stellplatz vom Park4night- der Strand ist sehr schön, aber ziemlich nahe an der Straße – wir sind sicher, hier gibt es noch bessere Stellen. Und tatsächlich: nach einer kurzen Pistefahrt findet sich ein einsamer Strandplatz. Gestärkt durch eine Tasse Kaffee, versuchen wir, den See zu umlaufen – klappt leider nicht ganz, weil der See, am Ende angekommen, gleich in den nächsten See übergeht. Wir hätten ein Stück durchs Wasser waten müssen, bei den Temperaturen entscheiden wir uns spontan gegen diesen Plan.

Der Morgenspaziergang war aufregend, sowohl für mich als auch für Quappo: der kleine Jäger hat gleich beim ersten Beinchen heben eine super Spur in der Nase und die muss doch verfolgt werden. Ich sehe ihn 10 Minuten durch den Wald hetzen und halte die Luft an. Gott sei Dank hat er das Rentier nicht aufgestöbert – wir sehen es ein paar Minuten später- aber da sind die Herren schon wieder an der Leine.
Heute steht wieder ein Einkauf an, wir halten an in Posio, das einzig größere Örtchen hier in der Gegend. Mit allem ausgerüstet fahren wir 20 Kilometer weiter westlich und landen auf dem Wanderparkplatz Korouoma. Wir haben Glück und erwischen gerade ein kleines Regenloch – das reicht für den 5 Kilometer langen Rundweg durch den kleinen Canyon. Hier lesen wir, dass nur im Oktober das Wasser über die Felsen fließt und dann im Winter vereist. So kann man dann in den Wintermonaten gefrorene Wasserfälle bewundern – wir können uns das gut vorstellen.

Morgens um 10.00 Uhr strahlt die Sonne mit Gewalt in unser Auto und weckt uns. Klar, was das zu bedeuten hat: heute machen wir die Wanderung nochmal bei schönem Wetter ! Die Jungs freuen sich, hier können sie mal wieder ohne Leine laufen, es scheint ein einigermaßen rentierfreies Gebiet zu sein. Unterwegs gibt es wie immer hier in Finnland einen schönen Grillplatz, die ersten Wanderer sind schon dabei, ihre Würstchen über das Feuer zu halten. Frodo und Quappo sind sehr interessiert, aber keiner hat Mitleid und gibt ihnen ein Würstchen ab – Pech !

Nachmittags fahren wir ein paar Kilometer weiter und finden den nächsten Wanderparkplatz. Da das Wetter immer noch so schön ist, laufen wir diesen Rundweg „Natural Trail“ auch noch. Es geht an einer Schleuse und Stromschnellen vorbei, dabei gibt es einige Stahltreppen zu überwinden. Hier waren die Arbeiter ausgesprochen hundefreundlich und haben an der Seite der Treppe extra Holzbretter für die Hunde angebracht – das fanden wir richtig toll. Zurück im Auto fängt es an zu regnen – die ganze Nacht hindurch.

In diesen Regenstunden hatten wir spaßeshalber mal im Internet gegoogelt, was denn hier ein Häuschen am See kostet ? Wir waren gleich ganz angetan, da die Preise hier doch etwas anders aussehen als in unserer Region zu Hause. Ein Angebot ist uns unmittelbar ins Auge gestochen: ein Ferienhaus mit Sauna, Grillhaus und eigenem Badesee – und 260.000 qm Grundstück für 89.000,— € !!!!!!!! Da wir gerade „zufällig“ genau in dieser Ecke sind, haben wir den Makler angeschrieben und um die genaue Adresse gebeten. Die haben wir prompt erhalten und so war das Ziel für diesen Tag klar: auf gehts zur Besichtigung nach Siika-Kämä ! Kurz darauf stehen wir vor dem Anwesen und sind erst einmal sprachlos: es ist ein absoluter Traum !
Beim zweiten Blick erkennen wir allerdings, dass die Wiese ein richtiges Sumpfgebiet ist und wir sehen die Mückenschwärme vor unserem geistigen Auge aufsteigen. Auch die Entfernung zu Erfelden ist nicht gerade besucherfreundlich: knapp 3.000 Kilometer sind es bis hierher. Wir müssen also darüber schlafen.

Unser Schlafplatz heute liegt an einem großen Fluss mit freier Sicht auf den Nordhimmel. Es ist sternenklar und wolkenfrei: beste Voraussetzungen für die Aurora ! Und tatsächlich lässt sie sich heute blicken – Hans-Peter verbringt die halbe Nacht draußen, ist zwar fast eingefroren, aber glücklich.
Nach Mitternacht wird Henriette kräftig durchgerüttelt: die Herbststürme lassen grüssen.

Nach dem Frühstück sind wir uns -fast- sicher: es wäre absolut unvernünftig, dieses Grundstück zu kaufen (aber eben auch sehr reizvoll ?) – wir entscheiden, darüber nicht mehr nachzudenken. So lenken wir Henriette einfach weiter Richtung Ostsee. Die Landschaft ändert sich mit jedem Kilometer und wir haben das Gefühl, wieder in der Zivilisation angekommen zu sein – schade. Allerdings entschädigt unser Übernachtungsplatz direkt am Meer mit einem genialen Sonnenuntergang, einem Feuerchen und Grillwürstchen.
Später schauen wir uns noch die Tagesschau an- es ist sehr deprimierend: nur Corona, Unruhen und Neuverschuldung ohne Ende: vielleicht sollten wir doch das Haus am See kaufen ??

Das schöne Wetter hat sich leider verabschiedet und so brechen wir nach dem Frühstück bei strömendem Regen auf: wir haben einen Abstecher geplant auf die größte Insel im Bottnischen Meerbusen: Hailuoto ! Wir können uns diesen Namen nur schwer merken, wir finden, er klingt eher nach einem Sushi-Gericht als nach einer finnischen Insel ? Man erreicht die Insel mit einer kostenlosen Autofähre in rund einer halben Stunde. Auf der Fähre wird unsere Henriette mal wieder richtig sauber, die Gischt schwemmt allen Dreck weg. Im Reiseführer lesen wir nach, dass im Winter – bei entsprechender Eisstärke – hier eine offizielle Eisstrasse existiert, die Fähre macht dann Winterschlaf. An der nördlichsten Ecke der Insel soll es einen netten Platz geben – nur geeignet für 4×4 Fahrzeuge. Das lässt sich mein Mann nicht zweimal sagen, er nimmt jede Offroad-Herausforderung gerne an. Die Piste ist wirklich sehr sandig und die Kiefern stehen immer enger zusammen – es ist schon richtig aufregend. Aber klar, schaffen wir das und wir werden mit einem riesigen, einsamen Sandstrand belohnt.

In einem anderen Blog haben wir gelesen, dass es hier eine kleine Brauerei mit leckeren Bieren gibt – geführt von einem Berliner, der wegen der Liebe auf Hailuoto gelandet ist. So steht der Tagesplan für heute klar fest ! Wir finden die gemütliche, kleine Gaststube, sogar die Hunde dürfen mit hinein. Der nette Angestellte klärt uns über die verschiedenen Biersorten auf und wir machen uns an die schwere Aufgabe, das leckerste Bier herausfinden. Etwas später kommt Susanna vorbei, die Ehefrau des Inhabers. Sie setzt sich zu uns und wir plaudern über alles Mögliche. Nach dem dritten Bier klappt das auch mit dem Englischen richtig gut :). Also, jeder der mal Finnland bereisen möchte, sollte dieses Ziel auf seinem Plan haben – es lohnt sich auf jeden Fall.

Nach den leckeren Bierchen entspannen wir uns an einem schönen Plätzchen an der Südküste der Insel. Beim morgendlichen Spaziergang müssen die Socken ausgezogen und die Hosenbeine hochgekrempelt werden – in den sumpfigen Wiesen lässt es sich gut kneippen.

Wieder zurück auf dem Festland machen wir einen Abstecher in die Stadt Oulu. Wir schauen uns das Wahrzeichen der Stadt an: die populäre Statue von dem Marktpolizisten. Dann statten wir der Markthalle einen Besuch ab: der Markt ist recht enttäuschend, einige Stände haben komplett geschlossen und an den anderen herrscht gähnende Leere. An den 2 Ständen im Freien werden nur Preisselbeeren und Äpfel verkauft und um 15.00 Uhr wird alles zusammengepackt. Wir schlendern durch die Fussgängerzone zum Dom, bedingt durch das recht bescheidene Wetter finden wir das Städtchen nicht so lohnenwert. Also geht es weiter Richtung Süden an einen netten Badestrand. Hier kann man ein schönes Feuerchen machen. Dummerweise bläst der Wind heute so heftig, dass die Würstchen vom Grill heruntergeweht werden – eines landet gleich in der Feuerbrunst – wir können es in letzter Sekunde vor dem Feuertod retten.

Nach dem Frühstück (so etwa gegen 11.30 Uhr) starten wir die Henriette. Wir fahren durch Raahe und entscheiden, dass wir hier nur zum Einkaufen aussteigen müssen. Den nächsten Stopp legen wir in Kalajoki ein und wir sind beeindruckt: hier gibt es einen der größten Sandstrände Finnlands und auch das entsprechende Umfeld: jede Menge Hotels, Restaurants, Vergnügungsparks, Kartbahnen, Volleyballfelder, Spielplätze …… im Sommer scheint hier die Hölle los zu sein. Quappo ist im Glauben, dass es hier doch auch Rentiere geben müsste und ist erst einmal im Gebüsch verschwunden !

Die Hunde sind ausgepowert, so steuern wir den Übernachtungsplatz an. Lt. unserer App soll das ein netter Strandplatz sein, ein militärisches Sperrgebiet wäre in der Nähe, würde aber nicht stören ? Angekommen an dieser Stelle steht ein milchgesichtiger, halbwüchsiger Soldat mit einem Rucksack und Sturmgewehr vor uns. Die restlichen Kameraden machen wohl gerade Pause, da jede Menge weitere Rucksäcke und Gewehre herrenlos herumstehen. Wir fragen höflich, ob wir die Nacht hier stehen bleiben können – da unsere Henriette ja auch fast ein Militärfahrzeug ist – aber der Bursche verneint und meint, wir müssen hier rausfahren, da gerade eine Übung stattfindet. Unser Navi sagt uns, dass wir nach links abbiegen müssen – und um die Kurve herum stehen wir plötzlich vor einer Ansammlumg Panzer, Kanonen und Soldaten – die Scheinwerfer voll auf uns gerichtet !!!!!!! Wir wenden ganz, ganz schnell, und hoffen, dass unser Kennzeichen nicht gescanmt wurde und wir an der Grenze nicht sosfort in Handschellen abgeführt werden. Nach diesem Schock brauchen wir ein ganz ruhiges Übernachtungsplätzchen.

Nach einer ruhigen Nacht haben wir die Erlebnisse vom Vortag verdaut und fahren weiter über die Strecke des Archipels der 7 Brücken. Eine sehr schöne Strasse durch das Schärengebiet – leider bei grauem Himmel. Wir kommen nach 100 Kilometer zum Storesand – ein kleines Natzschutzgebiet mit schönem Strand, Feuerstelle und keinerlei weiteren Wohnmobilen – perfekt. Unterwegs hatten wir uns schon über die vielen Hühnerfarmen gewundert, die hier direkt an der Strasse stehen – soviele Eier an einer Stelle ? Auf einem Spaziergang kommen wir an einem solchen Stall vorbei und schauen neugierig über den hohen Zaun. Ich kann es nicht fassen, was wir dort sehen – das sind überhaupt keine Hühner, sondern kleine weisse Hunde – nein, keine Hunde, das sind Polarfüchse ? Total schockiert googeln wir zu Hause gleich nach: tatsächlich sind wir hier in der Hochburg der Pelztierfarmen – 800 Farmen gibt es hier um uns herum, alle züchten Polarfüchse unter miesesten Bedingungen. Wir setzen uns ans Lagerfeuer, trinken ein Bier und überlegen, wie wir heute Nacht die armen Würmer in einer Notaktion befreien können -aber dann lassen sie uns hier sicher nie mehr aus dem Land heraus ?

Und wenn es irgend ein Modedesigner liest oder sieht….. Die Zeiten, dass wir die Tiere unter miserabelsten Bedingungen halten müssen, um uns daraus einen Pelzmantel zu machen, sind wirklich vorbei.

Auf der weiteren Fahrt sehen wir noch jede Menge weitere Pelztierfarmen – es ist nicht zu glauben !!!

Das gute Wetter hebt unsere Laune und so entscheiden wir kurzerhand, noch den Archipel der Kvarken anzuschauen. Die rapide Landerhebung von einem Zentimeter pro Jahr hat diesem Archipel einen Aufnahme in das UNESCO-Weltnaturerbe beschert. Die Landschaft ist – mal wieder ☺ – atemberaubend schön und von einem hohen Aussichtsturm aus können wir die ganze Landschaft bestaunen. Der kleine Umweg hat sich wirklich gelohnt.

Den Abend verbringen wir in einem kleinen Yachthafen bei einem romantischem Sonnenuntergang.

Ein morgendlicher Blick auf das Thermometer lässt uns staunen: es ist schon 15 Grad warm – unfassbar. Da ist unser heutiges Ziel doch genau richtig: wir wollen an den schönsten Strand von Finnland, nach Yyteri. Unterwegs noch ein weiteres Highlight: wir sehen tatsächlich auch einen finnischen Elch, eine Elchkuh mit ihren 2 Jungen. Die drei stehen ein paar Minuten so regungslos da, dass wir schon überlegen, ob das ausgestopfte Tiere sind ? Aber plötzlich bewegen sie sich doch und fliehen in den Wald hinein. In Yyteri angekommen, laufen wir 2 Stunden an dem superschönen, ewig langen und breiten Sandstrand entlang. Wir können den Reiseführer bestätigen, es ist auch für uns der schönste Strand bisher in Finnland !

Auf den weiteren Kilometern zu unserem Übernachtungsplatz kommen wir durch Wälder, in denen der Sturm vor ein paar Tagen richtig gewütet hat. Selbst die grössten Birken und Fichten liegen umgekippt da wie Streichhölzer. Google bestätigt uns, dass hier das Zentrum des Sturmtief Aila war, das teilweise mit Stärken über 35 Meter pro Sekunde durchgefegt ist. Also, der Brennholzvorrat für den Winter dürfte gesichert sein.

Nach einer abenteuerlichen Offroadfahrt am späten Abend entdecken wir ein nettes Plätzchen für uns alleine mit eigenem Strand. So will ich mich vor dem Frühstück in die kalte Fluten stürzen – man muss hier allerdings erst einmal gefühlte 500 Meter durch das knöcheltiefe Wasser laufen, bis man überhaupt schwimmen kann. Aber das Wasser ist herrlich und so starte ich erfrischt in den Tag.

Heute steht Kultur auf dem Programm: als erstes besuchen wir das nette Städtchen Rauma (wieder ein UNESCO-Weltkulturerbe), die Altstadt ist mit ihren 600 Häusern der größte zusammenhängende Holzhauskomplex der nordischen Länder. Der letzte Brand war 1682, seitdem ist Rauma von weiteren Feuerbrünsten und Kriegen verschont geblieben. Das Örtchen ist wirklich sehr hübsch, nur stört es sehr, dass die Autos durch die kleinen Gässchen fahren dürfen. Auch ist heute Sonntag, d.h. die verlockenden, kleinen Lädchen haben alle geschlossen – irgendwie haben wir ein schlechtes Timing und ich kann einfach kein Geld ausgeben ☺. Bei einer Baustelle sehen wir, dass hier sogar die Gehwege beheizt werden – unglaublich praktisch, da muss man gar keinen Schnee schippen !!

Neue Bekanntschaften in Rauma/Finnland☺

Zu guter letzt geht es nach Naantalie, eine der ältesten Städte Finnlands mit einer malerischen Altstadt und einem wichtigen Hafen.

Nach so viel Kultur, Menschen und Verkehr sehnen wir uns nach einem ruhigen Plätzchen für die Nacht – aber wir sind hier im Ballungsgebiet Turku, da ist es richtig schwer, etwas Abgeschiedenes zu finden. Wir landen schließlich auf der Insel Ruissalo, das Naherholungs- gebiet für die Turkuer. Bei unserem Abendspaziergang entdecken wir wunderschöne alte Villen, die alle ein Badehaus, Sauna oder Badesteg in der gleichen Farbe wie das Haupthaus am Meer haben – gefällt uns sehr gut.

Nach dem morgendlichen Hundetraining packen wir zusammen und fahren eine große Strecke über Helsinki bis nach Porvoo, knapp 300 km. In Turku halten wir die Henriette kurz an, um ein Foto von der alten Burg zu schiessen, wir entscheiden, dass wir sie nicht weiter besichtigen wollen und fahren weiter. Unterwegs merken wir, dass wir wieder in der „normalen Welt“ angekommen sind, um Helsinki herum herrscht richtig dicker Verkehr und wir stehen seit 3 Monaten mal wieder in einem Stau ? Am späten Nachmittag kommen wir an unserem Ziel an: Porvoo ist die zweitälteste Stadt Finnlands, gegründet um 1346 mit einer sehr gut erhaltenen Altstadt. Wir machen gleich einen Gang in den Ort, sind dann aber ein bisschen enttäuscht: die kleinen Lädchen haben alle schon geschlossen und auch in den Cafes und Restaurants herrscht gähnende Leere. Wir laufen noch ein bisschen in den Park und auf den Burgberg, damit unsere Jungs auch etwas von Porvoo haben ! Unser „Jägermeister“ Quappo findet eh die porvooischen Hasen interessanter als die alten Holzhäuser ☺. Uns gefallen die rostroten Salzspeicher am Ufer des Flusses am besten – die sind sehr malerisch. Hans-Peter holt nachts sein Stativ heraus und kann ein paar wunderschöne Impressionen dieser Speicher einfangen.

Durch Baulärm geweckt, sind wir am nächsten Tag schon etwas früher auf den Beinen und machen uns auf den Weg in die Haupstadt. Am Hafen findet sich ein guter Parkplatz und wir können von hier aus zu Fuss alle wichtigen Sehenswürdigkeiten erreichen. Helsinki ist wirklich nicht so gross, von einem Ende der Stadt zum nächsten sind es nur 40 Minuten. Das auffallendste Gebäude ist der Dom, den man schon von weitem gut sehen kann. Ihn steuern wir als erstes an. Weiter geht es über den Senatsplatz zum Hauptbahnhof, dem Nationaltheater und der Nationalgalerie. Hier entdecken wir die neue Bibliothek, der moderne Bau aus Holz und Glas gefällt uns am besten. Uns fällt auf, dass unheimlich viele Fahrrad- und Rollerfahrer unterwegs sind, es gibt auch ein richtig gut ausgebautes Fahrradwegenetz. Nach einem kleinen Anstieg kommen wir zur Felsenkirche (erbaut 1969)- diese Kirche wurde in einen Granitfelsen hineingebaut, durch das Kupferdach mit 180 Fenstern kommt jedoch Tageslicht herein. Die rund 8 Meter hohen Innenwände bestehen aus unbehauenem Fels – sieht wirklich sehr schön aus. Nach über 3,5 Stunden Fussmarsch gönnen wir uns einen äußerst leckeren (und teuren !) Cappuccino. Übringens haben wir gelesen, dass die Finnen Spitzenreiter im Kaffeekonsum sind, dieser liegt bei einem pro-Kopf-Konsum von 12 kg Rohkaffee. Damit trinken die Finnen etwa doppelt so viel Kaffee wie wir Deutsche ☺.

Das Highlight unseres Hesinki-Besuches erleben wir am Abend: zufällig haben wir gelesen, dass man an der Sompa-Sauna gut stehen und übernachten kann. Diese drei etwas chaotischen Saunen sind gratis und öffentlich, betrieben werden sie von den Gästen selbst. D.h. wenn man nachts um 2.00 Uhr noch in die Sauna möchte, kann man die einfach selbst anheizen. Hans-Peter geht gegen Mitternacht dort hinein und es sind noch viele andere Gäste da. Am nächsten Morgen besuche ich die Sauna und bin sofort begeistert: die Leute sind total unkompliziert, Saunaregeln gibt es so gut wie keine (außer dass man keine Glasflasche mit in den Raum bringen darf), die Leute quatschen lautstark mit jedem und zum Abkühlen hüpft man einfach die 10 Grad kalte Ostsee. Ein ganz besonderes Saunaerlebnis !

Am 2. Tag in der Hauptstadt fahren wir mit der Fähre bei strahlendem Sonnenschein auf die Festungsinsel Suomenlinna. Das ist eine im 18. Jahrhundert entstandene Festung, die auf mehreren miteinander vebundenen Inseln liegt. Der Bau des Bollwerkes war nötig geworden, als Peter der Große sich mit der Gründung von St. Petersburg als Seemacht zu behauten versuchte. Allerdings gelang es den Russen dann doch, Helsinki im Jahre 1808 einzunehmen und zu besetzen.

Auch den 2. Abend in Helsinki lassen wir gemütlich in der Sauna ausklingen.

Am nächsten Morgen sind wir etwas traurig: heute wollen wir unser neues „Traumland“ verlassen und mit der Fähre nach Estland übersetzen. Finnland war auf dieser Reise einfach mit Abstand das schönste Land für uns und wir freuen uns darauf, irgendwann noch einmal hierher kommen zu dürfen.

5 Antworten auf „Reisebericht Finnland“

  1. Hei hyvää iltapäivää,
    hallo Frau Leva, hallo Herr Leva und einen Gruß an meine vierbeinigen Freunde.
    Ich war vor ca. 25 Jahren mit dem Wohnmobil auf Rundreise in Norwegen, Finnland und Schweden und verfolge mit großem Interesse Ihre Reise. Vieles kommt mir bekannt vor und Erinnerungen werden wach. Ich bin ehrlich und sage, daß ich neidisch bin auf diese große Tour. Ich wünsche Ihnen weiterhin eine gute Reise, gute Gesundheit und immer genügend Sprit, Wasser, Essen, Hundefutter, bestes Wetter ( je nach Gebiet) natürlich Bier!!!!!! und alles was sonst noch benötigt wird.
    Frage: Kann ich die Fotos größer ansehen, finde dazu keine Einstellung bzw. zoom?
    Mit (Ex) kollegialen Grüßen
    Frank Reuer

    1. Hallo Herr Reuer, danke für den Kommentar. Es freut uns, dass sie unsere Seite verfolgen. Ja, wir finden es hier oben im Norden von Finnland gerade super schön. Der Herbst ist ja hier schon angekommen und bietet uns eine wunderbare Farbenpracht. Der Wintr wird hier nicht mehr lange auf sich warten lassen. Ab heute fahren wir wieder Richtung Süden und es wird aus den Wäldern mal wieder ans Meer gehen. Die Bilder können sie mit zwei Fingern groß ziehen. Zumindest geht es bei mir so. Da ich ja auch Neuling in Sachen Web Seite bin muss ich mal schauen ob es hier eine Funktion gibt die man für den Endnutzer anbieten kann. Gruß aus Finnland
      Hans-Peter, Susanne und die 8 Pfoten

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